Suchergebnisse für „“

<p class="bodytext"> Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen. Spott und Hänseleien machen ihnen das Leben manchmal so schwer, dass sie soziale Kontakte meiden und psychische Störungen entwickeln. Eine simple Diät ist bei übergewichtigen Kindern nicht zielführend. Die Gewichtsreduktion funktioniert nur in einem Gesamtkonzept, bei dem Eltern und Familie integriert sind. </p><p class="bodytext"><strong>Was heißt zu dick bei Kindern? </strong></p><p class="bodytext">Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zu dick: Schon vor Corona waren laut einer Studie des Robert Koch-Instituts gut 15% von ihnen übergewichtig, knapp 6% sogar fettleibig (adipös). Kinderärzt*innen berichten, dass dieser Anteil im Laufe der Pandemie durch Schulschließungen, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten in der Freizeit und die vermehrte Nutzung von digitalen Medien noch angestiegen ist. Jungen und Mädchen unterscheiden sich in puncto überflüssiger Pfunde kaum voneinander. Allerdings sind Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status öfter von Übergewicht und Adipositas betroffen. </p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen sind Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit oder Fettsucht) durch das Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Body-Mass-Index (BMI) definiert. Ein BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 bedeutet, dass die Person übergewichtig ist, bei einem BMI über 30 liegt eine Adipositas vor. </p><p class="bodytext">Auch bei Kindern wird zur Beurteilung von Übergewicht der BMI herangezogen. Berücksichtigt werden dabei geschlechtsspezifische, nach Alter sortierte Wachstumskurven (sog. BMI-Alterperzentilen). Liegt ein Kind mit seinem BMI über der 90-Perzentile in der Wachstumskurve, hat es Übergewicht. 90-Perzentile bedeutet, dass 90 Prozent der gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Kinder weniger wiegen). Für eine Adipositas muss der BMI zwischen der 97er- und der 99,5er Perzentilen liegen, für eine extreme Adipositas über 99,5. </p><p class="bodytext">Beim Verdacht auf Übergewicht ist die Kinderärzt*in die erste Anlaufstelle, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes objektiv zu beurteilen. In der Arztpraxis wird dazu neben der Berechnung des BMI häufig auch die Hautfaltendicke herangezogen. Manchmal kommt auch die Bioimpedanzanalyse zum Einsatz. Mit dieser Methode kann man die Körperzusammensetzung messen, d.h. den Fett-, Muskel- und Wasseranteil. Der Besuch bei der Kinder- und Jugendärzt*in ist aber nicht nur für eine objektive Beurteilung wichtig. Er dient auch dazu, den sehr seltenen Fall einer körperlichen Erkrankung als Ursache auszuschließen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft bei der ersten Einschätzung, ob das eigene Kind vielleicht zu dick ist. Dort findet man nicht nur einen alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Rechner, sondern auch die entsprechenden BMI-Wachstumskurven. </p><p class="bodytext"><strong>Gesundheitsrisiko Speck </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas begünstigen im Erwachsenenalter viele Erkrankungen. Dazu gehören u.a. Darmkrebs, Diabetes, Herzinfarkt und Arthrose. Für Heranwachsende wiegen die überflüssigen Pfunde mindestens ebenso schwer. Sie haben im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenoss*innen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Atemwegserkrankungen sowie vermehrt orthopädische Probleme. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur gesundheitliche Folgen sind mit dem Übergewicht verbunden. Zu dicke Kinder sind häufig Hänseleien und Spott ausgesetzt und werden gemobbt. Das schränkt ihre Lebensqualität gewaltig ein. Manche ziehen sich deshalb aus dem sozialen Leben zurück, werden depressiv und ängstlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong><strong> </strong>Übergewicht in der Kindheit wird in sehr vielen Fällen in die nächsten Lebensdekaden mitgeschleppt. 55% der Kinder, die zu dick sind, haben auch als Jugendliche Übergewicht. Und vier von fünf übergewichtigen Jugendlichen sind auch als Erwachsene zu dick. </p><p class="bodytext"><strong>Was macht Kinder dick? </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas entstehen, wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird als er für seine Grundfunktionen und Aktivität benötigt. Die überschüssige Energie legt der Körper in Fettdepots an. </p><p class="bodytext">In den allermeisten Fällen sind Kinder zu dick, weil sie zu viel essen. Das klingt zunächst einfach. Doch wie es dazu kommt, ist äußerst komplex und wird durch viele Faktoren beeinflusst. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Erlernte Fehlernährung. </strong>Eltern geben ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weiter. Belohnungsrituale mit Süßigkeiten und häufige Zwischenmahlzeiten führen ebenso zu einer vermehrten Kalorienaufnahme wie generell ungesunde Kost mit viel Fett, Fleisch und Kohlenhydraten. Auch das Essverhalten wird erlernt: Dazu gehört z.B., im Stehen oder vor dem Fernseher zu essen. </li><li><strong>Ungünstiger Lebensstil.</strong> Neben dem Zuviel an zugeführten Kalorien wirkt sich das Zuwenig an Energieverbrauch auf das Körpergewicht aus. Kinder bewegen sich im digitalen Zeitalter deutlich weniger als früher. Nur 49% der Jungen und 43% der Mädchen erreichen die von der WHO empfohlenen Bewegungsziele – und das sind sogar nur 60 Minuten/Tag mäßig bis anstrengende körperliche Aktivität. </li><li><strong>Psychische Faktoren. </strong>Oft fangen Kinder bei psychischen Problemen an, mehr zu essen. Auslöser können z.B. Verlusterlebnisse wie die Scheidung der Eltern sein. Aber auch Einsamkeit, andauernde Belastungssituationen oder Mobbing in der Schule können zu übermäßigem Essen führen. Essen dient dann dem Frustabbau oder dazu, sich etwas Gutes zu tun. Manchmal hilft es den Betroffenen auch, Ängste oder depressive Gedanken zu verdrängen.</li><li><strong>Gene. </strong>Die Zwillingsforschung hat ergeben, dass das kindliche Gewicht von den geerbten Genen beeinflusst wird. Bei etwa 80% der zu dicken Kinder ist ein Elternteil übergewichtig, bei 30% sind es Vater und Mutter. Im Fall der Adipositas ist es noch eindeutiger, dass sie eine familiäre Erkrankung ist: Sind beide Eltern adipös, verfünffacht sich das Risiko, dass auch das Kind darunter leiden wird. Vererbt wird dabei aber nicht die Krankheit, sondern die Veranlagung dazu, also der „Nährboden“. </li></ul></p><p class="bodytext">Hinter Übergewicht und Adipositas kann auch eine körperliche Erkrankung stecken. Das ist allerdings nur bei weniger als einem von 100 Kindern der Fall. Starke Gewichtszunahme findet sich – neben jeweils anderen Symptomen – z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion oder anderen hormonellen Störungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch bei Kindern kann es durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einer unerwünschten Gewichtszunahme kommen. Hier ist vor allem Kortison zu nennen, aber auch Insulin oder Neuroleptika führen dazu. In der Regel bespricht die Kinderärzt*in diese Nebenwirkung bei der Verordnung des jeweiligen Medikaments. </p><p class="bodytext"><strong>Was hilft gegen das Übergewicht? </strong></p><p class="bodytext">Prinzipiell reicht es bei übergewichtigen Kindern nicht aus, sie „auf Diät zu setzen“ oder bestimmte Lebensmittel wie etwa zuckerhaltige Limonade oder Süßigkeiten vom Speiseplan zu streichen. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme ist ein umfassendes Gesamtkonzept erforderlich, in das die ganze Familie integriert wird. Es beruht auf drei Grundpfeilern:</p><p class="bodytext"><ul><li> Ernährungsumstellung auf eine optimierte Mischkost </li><li>Bewegung in Form von Sport und aktivem Lebensstil</li><li>Verhaltenstherapie zur Veränderung des Essverhaltens </li></ul></p><p class="bodytext">Die Kinder- und Jugendärzt*in beurteilt deshalb nicht nur den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes. Um Eltern und Betroffene fundiert zu beraten, fragt sie auch intensiv nach den Lebensumständen, den körperlichen Aktivitäten und den Ernährungsgewohnheiten des Kindes. Neben dem Erarbeiten einer Therapiestrategie kann die Ärzt*in meist auch Anlaufstellen für eine Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie nennen. </p><p class="bodytext"><strong>Ernährungsumstellung.</strong> Für eine Gewichtsabnahme müssen Kalorienzufuhr (also die Nahrungsmenge) und die Nahrungszusammensetzung kontrolliert werden. Übergewichtige Kinder und Erwachsene verzehren meist zuviel Fett, sowohl offen als Sahnehäubchen als auch versteckt in Soßen, Wurst oder Chips. Stattdessen sollten mehr gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und Milchprodukte konsumiert werden. Wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man sie in den Alltag integriert, lernt man in speziellen Kochkursen oder bei der Ernährungsberatung. Entsprechende Kontakte vermitteln die Krankenkassen oder die Kinderärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Regelmäßige Bewegung. </strong>A und O beim Abnehmen ist körperliche Bewegung. Am besten geeignet sind ausdauerfördernde und gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Empfohlen werden etwa 90 Minuten moderate Bewegung am Tag. Sportungewohnte Kinder müssen an dieses Pensum schrittweise herangeführt werden. Kinderärzt*innen geben dazu folgende Ratschläge: </p><p class="bodytext"><ul><li>Um die Motivation zu stärken, bieten sich Gruppenveranstaltungen an. Am besten sind spezielle Sportgruppen, wobei Leistungsdruck möglichst vermieden werden sollte. </li><li>Vor allem jüngere Kinder profitieren davon, körperliche Aktivitäten zusammen mit ihren Eltern oder Geschwistern zu unternehmen. Regelmäßige Schwimmbadbesuche, Radausflüge oder gemeinsames Fußballspielen bietet sich für Familien an. Auch hier soll für alle der Spaß im Vordergrund stehen. </li><li>Für stark übergewichtige Kinder stehen in vielen Regionen entsprechende Betreuungsprogramme zur Verfügung. Adressen gibt es bei der Krankenkasse oder bei der Kinderärzt*in. Sind die Angebote kostenpflichtig, übernimmt die Krankenkasse häufig zumindest einen Teil der Gebühren. </li><li>Neben dem Sport ist es unabdingbar, die Alltagsaktivität zu steigern. Dazu gehört z.B., die Treppe statt den Aufzug zu benutzen und zur Schule zu gehen statt gefahren zu werden. Kinder sollten mindestens 12 000 Schritte am Tag erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Verhaltenstherapie.</strong> In den meisten Fällen ist es erforderlich, das Essverhalten zu ändern – und zwar von der gesamten Familie. Je nach Lage können Einzel-, Gruppen oder auch eine Familientherapie hilfreich sein. Am besten bewährt hat sich die Verhaltenstherapie. Manchmal sind auch tiefenpsychologische Therapien erforderlich, um Ängste und Depressionen zu bewältigen.</p><p class="bodytext"> Da sich Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, gilt die Stabilisierung des Gewichts als erstes Therapieziel. Im weiteren Verlauf ist – je nach Alter –meist eine Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 kg/Woche Anschluss wünschenswert. Bereits eine geringe Änderung des BMI bessert Zucker- und Fettstoffwechsel. Weitere wichtige Therapieziele sind die Besserung der Lebensqualität des Kindes und die langfristige Förderung eines gesunden Lebensstils. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Für adipöse Kinder und Jugendliche gibt es inzwischen spezielle Trainer, Kurse und Einrichtungen. Sie sind zu finden auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA). </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente und Magenoperation </strong></p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen mit therapieresistenter Adipositas kommen inzwischen immer häufiger GLP1-Agonisten wie Semaglutid oder Liraglutid zum Einsatz. Sie werden unter die Haut gespritzt und imitieren die Wirkung eines Hormons, das Sättigung signalisiert. Auf diese Weise nimmt der Betroffene weniger Kalorien zu sich. Mithilfe dieser sogenannten Abspeckspritzen lässt sich auch das Gewicht bei stark übergewichtigen Jugendlichen senken. </p><p class="bodytext">Liraglutid ist seit 2015 zur Behandlung übergewichtiger Jugendlicher ab zwölf Jahren zugelassen, und zwar als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität. Es muss täglich injiziert werden. Das wöchentlich zu spritzende Semaglutid wurde vor Kurzem ebenfalls für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. In Verbindung mit Lebensstiländerungen (mehr Bewegung, gesündere Ernährung) konnte es in einer Studie nach 68 Wochen bei 76% der adipösen Teenager das Gewicht um mindestens 5% senken, bei 37% sogar um mindestens 20%. Unter Placebo war dies nur bei 23% bzw. 3% der Fall. </p><p class="bodytext">Die Gewichtsabnahme wurde allerdings mit vermehrten Nebenwirkungen bezahlt. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall traten unter Semaglutid bei 62% auf, unter Placebo bei 42%. Fünf Jugendliche aus der Semaglutidgruppe entwickelten zudem Gallensteine. Eine weitere unerwünschte Wirkung trifft für alle Personen zu, die mit GLP1-Agonisten abnehmen möchten. Sobald der Wirkstoff abgesetzt wird, steigt das Hungergefühl wieder. Man isst wieder mehr und nimmt zu. Das Medikament muss also auf Lebenszeit angewendet werden – es sei denn, man ändert seinen Lebenstil – was jedoch den wenigsten gelingt.</p><p class="bodytext"> Eine weitere Option für schwere Fälle ist die Magenoperation. Sie kommt laut Leitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit einem BMI über 50 kg/m2 in Betracht. Für Kinder mit einem BMI zwischen 35 und 49 ist sie zu erwägen, wenn </p><p class="bodytext"><ul><li>eine ernste Begleiterkrankung vorliegt (Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Diabetes Typ 2) oder </li><li>der Ausschluss von der Ausbildung oder Arbeit droht. </li></ul></p><p class="bodytext">Als chirurgisches Verfahren wird bei Jugendlichen vor allem die Magenbypass-Operation empfohlen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept hilft der Magenbypass dabei, das Gewicht zu reduzieren und Blutzucker und Blutfette zu verbessern. Das geschieht über zwei Mechanismen: Es wird insgesamt weniger Nahrung zugeführt. Außerdem werden die Nahrungsbestandteile schlechter vom Darm aufgenommen, d.h. vermehrt wieder ausgeschieden. Als unerwünschte Wirkungen drohen durch die Magenverkleinerung Durchfall, Blähungen und ein erhöhtes Risiko für Nierensteine. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nach einer Magenverkleinerung werden nicht nur weniger Kalorien und Fett aufgenommen, sondern auch weniger Vitamine und Mineralstoffe. Diese Stoffe müssen deshalb in Form von Nahrungsergänzungsmitteln lebenslang zugeführt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Prävention ist alles </strong></p><p class="bodytext">Eltern können eine Menge tun, damit ihre Kinder nicht übergewichtig werden. Das fängt schon in der Schwangerschaft an. Sowohl Qualität und Menge der Nahrungsmittel haben einen Einfluss auf die Stoffwechsel-Programmierung ihres Ungeborenen. Trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet können allerdings bisher noch keine konkreten Empfehlungen zu bestimmten Nahrungsmitteln abgeleitet werden. </p><p class="bodytext">Eine Empfehlung spricht die Leitlinie zur Adipositas im Kindesalter aber ganz klar aus: Werdende Mütter sollten versuchen, in der Schwangerschaft eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Denn inzwischen weiß man, dass Kinder mit einem hohen Geburtsgewicht (über 4 500 g) später häufiger adipös werden als normalgewichtige Neugeborene. </p><p class="bodytext">Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gesunde Entwicklung des Säuglings ist das Stillen. Stillen fördert nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind und schützt das Baby vor Infektionskrankheiten. Langfristig haben gestillte Kinder auch ein geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deshalb, Kinder – wenn möglich – die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. </p><p class="bodytext">Die Ernährung im Kleinkind- und Kindesalter ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt, einer Fettleibigkeit vorzubeugen. Neben einer gesunden Kost ist auf folgende Faktoren zu achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Geplant werden sollten drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten. In den essenfreien Zeiten sollten keine zuckerhaltigen Getränke, Milch oder Snacks angeboten werden. Ungesüßter Tee und Wasser sind immer erlaubt.</li><li>Mindestens eine Mahlzeit sollte eine Familienmahlzeit sein. Fernsehen und Smartphone sind beim Essen verboten. </li><li>Hunger- und Sättigungssignale des Kindes sollten respektiert werden. </li><li>Essen darf nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass Eltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Sind sie selbst adipös, sind es häufig auch die Nachkommen. Wer sich selbst mit Pommes und Pizza ernährt, wird Probleme haben, seine Kinder von einer gesunden Mittelmeerkost zu überzeugen. Das Gleiche gilt für Medienkonsum und Bewegung. Die beste Vorbeugung gegen kindliches Übergewicht sind Eltern, die ihr Leben nicht vor dem Fernseher verbringen, sondern regelmäßig und häufig gemeinsam mit ihren Kindern draußen aktiv sind. </p><p class="bodytext">Quellen: S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter, Warschburger P, Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-und Jugendalters, 2020: 1-10. </p>

<p class="bodytext"> Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen. Spott und Hänseleien machen ihnen das Leben manchmal so schwer, dass sie soziale Kontakte meiden und psychische Störungen entwickeln. Eine simple Diät ist bei übergewichtigen Kindern nicht zielführend. Die Gewichtsreduktion funktioniert nur in einem Gesamtkonzept, bei dem Eltern und Familie integriert sind. </p><p class="bodytext"><strong>Was heißt zu dick bei Kindern? </strong></p><p class="bodytext">Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zu dick: Schon vor Corona waren laut einer Studie des Robert Koch-Instituts gut 15% von ihnen übergewichtig, knapp 6% sogar fettleibig (adipös). Kinderärzt*innen berichten, dass dieser Anteil im Laufe der Pandemie durch Schulschließungen, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten in der Freizeit und die vermehrte Nutzung von digitalen Medien noch angestiegen ist. Jungen und Mädchen unterscheiden sich in puncto überflüssiger Pfunde kaum voneinander. Allerdings sind Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status öfter von Übergewicht und Adipositas betroffen. </p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen sind Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit oder Fettsucht) durch das Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Body-Mass-Index (BMI) definiert. Ein BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 bedeutet, dass die Person übergewichtig ist, bei einem BMI über 30 liegt eine Adipositas vor. </p><p class="bodytext">Auch bei Kindern wird zur Beurteilung von Übergewicht der BMI herangezogen. Berücksichtigt werden dabei geschlechtsspezifische, nach Alter sortierte Wachstumskurven (sog. BMI-Alterperzentilen). Liegt ein Kind mit seinem BMI über der 90-Perzentile in der Wachstumskurve, hat es Übergewicht. 90-Perzentile bedeutet, dass 90 Prozent der gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Kinder weniger wiegen). Für eine Adipositas muss der BMI zwischen der 97er- und der 99,5er Perzentilen liegen, für eine extreme Adipositas über 99,5. </p><p class="bodytext">Beim Verdacht auf Übergewicht ist die Kinderärzt*in die erste Anlaufstelle, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes objektiv zu beurteilen. In der Arztpraxis wird dazu neben der Berechnung des BMI häufig auch die Hautfaltendicke herangezogen. Manchmal kommt auch die Bioimpedanzanalyse zum Einsatz. Mit dieser Methode kann man die Körperzusammensetzung messen, d.h. den Fett-, Muskel- und Wasseranteil. Der Besuch bei der Kinder- und Jugendärzt*in ist aber nicht nur für eine objektive Beurteilung wichtig. Er dient auch dazu, den sehr seltenen Fall einer körperlichen Erkrankung als Ursache auszuschließen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft bei der ersten Einschätzung, ob das eigene Kind vielleicht zu dick ist. Dort findet man nicht nur einen alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Rechner, sondern auch die entsprechenden BMI-Wachstumskurven. </p><p class="bodytext"><strong>Gesundheitsrisiko Speck </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas begünstigen im Erwachsenenalter viele Erkrankungen. Dazu gehören u.a. Darmkrebs, Diabetes, Herzinfarkt und Arthrose. Für Heranwachsende wiegen die überflüssigen Pfunde mindestens ebenso schwer. Sie haben im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenoss*innen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Atemwegserkrankungen sowie vermehrt orthopädische Probleme. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur gesundheitliche Folgen sind mit dem Übergewicht verbunden. Zu dicke Kinder sind häufig Hänseleien und Spott ausgesetzt und werden gemobbt. Das schränkt ihre Lebensqualität gewaltig ein. Manche ziehen sich deshalb aus dem sozialen Leben zurück, werden depressiv und ängstlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong><strong> </strong>Übergewicht in der Kindheit wird in sehr vielen Fällen in die nächsten Lebensdekaden mitgeschleppt. 55% der Kinder, die zu dick sind, haben auch als Jugendliche Übergewicht. Und vier von fünf übergewichtigen Jugendlichen sind auch als Erwachsene zu dick. </p><p class="bodytext"><strong>Was macht Kinder dick? </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas entstehen, wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird als er für seine Grundfunktionen und Aktivität benötigt. Die überschüssige Energie legt der Körper in Fettdepots an. </p><p class="bodytext">In den allermeisten Fällen sind Kinder zu dick, weil sie zu viel essen. Das klingt zunächst einfach. Doch wie es dazu kommt, ist äußerst komplex und wird durch viele Faktoren beeinflusst. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Erlernte Fehlernährung. </strong>Eltern geben ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weiter. Belohnungsrituale mit Süßigkeiten und häufige Zwischenmahlzeiten führen ebenso zu einer vermehrten Kalorienaufnahme wie generell ungesunde Kost mit viel Fett, Fleisch und Kohlenhydraten. Auch das Essverhalten wird erlernt: Dazu gehört z.B., im Stehen oder vor dem Fernseher zu essen. </li><li><strong>Ungünstiger Lebensstil.</strong> Neben dem Zuviel an zugeführten Kalorien wirkt sich das Zuwenig an Energieverbrauch auf das Körpergewicht aus. Kinder bewegen sich im digitalen Zeitalter deutlich weniger als früher. Nur 49% der Jungen und 43% der Mädchen erreichen die von der WHO empfohlenen Bewegungsziele – und das sind sogar nur 60 Minuten/Tag mäßig bis anstrengende körperliche Aktivität. </li><li><strong>Psychische Faktoren. </strong>Oft fangen Kinder bei psychischen Problemen an, mehr zu essen. Auslöser können z.B. Verlusterlebnisse wie die Scheidung der Eltern sein. Aber auch Einsamkeit, andauernde Belastungssituationen oder Mobbing in der Schule können zu übermäßigem Essen führen. Essen dient dann dem Frustabbau oder dazu, sich etwas Gutes zu tun. Manchmal hilft es den Betroffenen auch, Ängste oder depressive Gedanken zu verdrängen.</li><li><strong>Gene. </strong>Die Zwillingsforschung hat ergeben, dass das kindliche Gewicht von den geerbten Genen beeinflusst wird. Bei etwa 80% der zu dicken Kinder ist ein Elternteil übergewichtig, bei 30% sind es Vater und Mutter. Im Fall der Adipositas ist es noch eindeutiger, dass sie eine familiäre Erkrankung ist: Sind beide Eltern adipös, verfünffacht sich das Risiko, dass auch das Kind darunter leiden wird. Vererbt wird dabei aber nicht die Krankheit, sondern die Veranlagung dazu, also der „Nährboden“. </li></ul></p><p class="bodytext">Hinter Übergewicht und Adipositas kann auch eine körperliche Erkrankung stecken. Das ist allerdings nur bei weniger als einem von 100 Kindern der Fall. Starke Gewichtszunahme findet sich – neben jeweils anderen Symptomen – z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion oder anderen hormonellen Störungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch bei Kindern kann es durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einer unerwünschten Gewichtszunahme kommen. Hier ist vor allem Kortison zu nennen, aber auch Insulin oder Neuroleptika führen dazu. In der Regel bespricht die Kinderärzt*in diese Nebenwirkung bei der Verordnung des jeweiligen Medikaments. </p><p class="bodytext"><strong>Was hilft gegen das Übergewicht? </strong></p><p class="bodytext">Prinzipiell reicht es bei übergewichtigen Kindern nicht aus, sie „auf Diät zu setzen“ oder bestimmte Lebensmittel wie etwa zuckerhaltige Limonade oder Süßigkeiten vom Speiseplan zu streichen. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme ist ein umfassendes Gesamtkonzept erforderlich, in das die ganze Familie integriert wird. Es beruht auf drei Grundpfeilern:</p><p class="bodytext"><ul><li> Ernährungsumstellung auf eine optimierte Mischkost </li><li>Bewegung in Form von Sport und aktivem Lebensstil</li><li>Verhaltenstherapie zur Veränderung des Essverhaltens </li></ul></p><p class="bodytext">Die Kinder- und Jugendärzt*in beurteilt deshalb nicht nur den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes. Um Eltern und Betroffene fundiert zu beraten, fragt sie auch intensiv nach den Lebensumständen, den körperlichen Aktivitäten und den Ernährungsgewohnheiten des Kindes. Neben dem Erarbeiten einer Therapiestrategie kann die Ärzt*in meist auch Anlaufstellen für eine Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie nennen. </p><p class="bodytext"><strong>Ernährungsumstellung.</strong> Für eine Gewichtsabnahme müssen Kalorienzufuhr (also die Nahrungsmenge) und die Nahrungszusammensetzung kontrolliert werden. Übergewichtige Kinder und Erwachsene verzehren meist zuviel Fett, sowohl offen als Sahnehäubchen als auch versteckt in Soßen, Wurst oder Chips. Stattdessen sollten mehr gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und Milchprodukte konsumiert werden. Wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man sie in den Alltag integriert, lernt man in speziellen Kochkursen oder bei der Ernährungsberatung. Entsprechende Kontakte vermitteln die Krankenkassen oder die Kinderärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Regelmäßige Bewegung. </strong>A und O beim Abnehmen ist körperliche Bewegung. Am besten geeignet sind ausdauerfördernde und gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Empfohlen werden etwa 90 Minuten moderate Bewegung am Tag. Sportungewohnte Kinder müssen an dieses Pensum schrittweise herangeführt werden. Kinderärzt*innen geben dazu folgende Ratschläge: </p><p class="bodytext"><ul><li>Um die Motivation zu stärken, bieten sich Gruppenveranstaltungen an. Am besten sind spezielle Sportgruppen, wobei Leistungsdruck möglichst vermieden werden sollte. </li><li>Vor allem jüngere Kinder profitieren davon, körperliche Aktivitäten zusammen mit ihren Eltern oder Geschwistern zu unternehmen. Regelmäßige Schwimmbadbesuche, Radausflüge oder gemeinsames Fußballspielen bietet sich für Familien an. Auch hier soll für alle der Spaß im Vordergrund stehen. </li><li>Für stark übergewichtige Kinder stehen in vielen Regionen entsprechende Betreuungsprogramme zur Verfügung. Adressen gibt es bei der Krankenkasse oder bei der Kinderärzt*in. Sind die Angebote kostenpflichtig, übernimmt die Krankenkasse häufig zumindest einen Teil der Gebühren. </li><li>Neben dem Sport ist es unabdingbar, die Alltagsaktivität zu steigern. Dazu gehört z.B., die Treppe statt den Aufzug zu benutzen und zur Schule zu gehen statt gefahren zu werden. Kinder sollten mindestens 12 000 Schritte am Tag erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Verhaltenstherapie.</strong> In den meisten Fällen ist es erforderlich, das Essverhalten zu ändern – und zwar von der gesamten Familie. Je nach Lage können Einzel-, Gruppen oder auch eine Familientherapie hilfreich sein. Am besten bewährt hat sich die Verhaltenstherapie. Manchmal sind auch tiefenpsychologische Therapien erforderlich, um Ängste und Depressionen zu bewältigen.</p><p class="bodytext"> Da sich Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, gilt die Stabilisierung des Gewichts als erstes Therapieziel. Im weiteren Verlauf ist – je nach Alter –meist eine Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 kg/Woche Anschluss wünschenswert. Bereits eine geringe Änderung des BMI bessert Zucker- und Fettstoffwechsel. Weitere wichtige Therapieziele sind die Besserung der Lebensqualität des Kindes und die langfristige Förderung eines gesunden Lebensstils. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Für adipöse Kinder und Jugendliche gibt es inzwischen spezielle Trainer, Kurse und Einrichtungen. Sie sind zu finden auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA). </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente und Magenoperation </strong></p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen mit therapieresistenter Adipositas kommen inzwischen immer häufiger GLP1-Agonisten wie Semaglutid oder Liraglutid zum Einsatz. Sie werden unter die Haut gespritzt und imitieren die Wirkung eines Hormons, das Sättigung signalisiert. Auf diese Weise nimmt der Betroffene weniger Kalorien zu sich. Mithilfe dieser sogenannten Abspeckspritzen lässt sich auch das Gewicht bei stark übergewichtigen Jugendlichen senken. </p><p class="bodytext">Liraglutid ist seit 2015 zur Behandlung übergewichtiger Jugendlicher ab zwölf Jahren zugelassen, und zwar als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität. Es muss täglich injiziert werden. Das wöchentlich zu spritzende Semaglutid wurde vor Kurzem ebenfalls für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. In Verbindung mit Lebensstiländerungen (mehr Bewegung, gesündere Ernährung) konnte es in einer Studie nach 68 Wochen bei 76% der adipösen Teenager das Gewicht um mindestens 5% senken, bei 37% sogar um mindestens 20%. Unter Placebo war dies nur bei 23% bzw. 3% der Fall. </p><p class="bodytext">Die Gewichtsabnahme wurde allerdings mit vermehrten Nebenwirkungen bezahlt. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall traten unter Semaglutid bei 62% auf, unter Placebo bei 42%. Fünf Jugendliche aus der Semaglutidgruppe entwickelten zudem Gallensteine. Eine weitere unerwünschte Wirkung trifft für alle Personen zu, die mit GLP1-Agonisten abnehmen möchten. Sobald der Wirkstoff abgesetzt wird, steigt das Hungergefühl wieder. Man isst wieder mehr und nimmt zu. Das Medikament muss also auf Lebenszeit angewendet werden – es sei denn, man ändert seinen Lebenstil – was jedoch den wenigsten gelingt.</p><p class="bodytext"> Eine weitere Option für schwere Fälle ist die Magenoperation. Sie kommt laut Leitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit einem BMI über 50 kg/m2 in Betracht. Für Kinder mit einem BMI zwischen 35 und 49 ist sie zu erwägen, wenn </p><p class="bodytext"><ul><li>eine ernste Begleiterkrankung vorliegt (Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Diabetes Typ 2) oder </li><li>der Ausschluss von der Ausbildung oder Arbeit droht. </li></ul></p><p class="bodytext">Als chirurgisches Verfahren wird bei Jugendlichen vor allem die Magenbypass-Operation empfohlen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept hilft der Magenbypass dabei, das Gewicht zu reduzieren und Blutzucker und Blutfette zu verbessern. Das geschieht über zwei Mechanismen: Es wird insgesamt weniger Nahrung zugeführt. Außerdem werden die Nahrungsbestandteile schlechter vom Darm aufgenommen, d.h. vermehrt wieder ausgeschieden. Als unerwünschte Wirkungen drohen durch die Magenverkleinerung Durchfall, Blähungen und ein erhöhtes Risiko für Nierensteine. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nach einer Magenverkleinerung werden nicht nur weniger Kalorien und Fett aufgenommen, sondern auch weniger Vitamine und Mineralstoffe. Diese Stoffe müssen deshalb in Form von Nahrungsergänzungsmitteln lebenslang zugeführt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Prävention ist alles </strong></p><p class="bodytext">Eltern können eine Menge tun, damit ihre Kinder nicht übergewichtig werden. Das fängt schon in der Schwangerschaft an. Sowohl Qualität und Menge der Nahrungsmittel haben einen Einfluss auf die Stoffwechsel-Programmierung ihres Ungeborenen. Trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet können allerdings bisher noch keine konkreten Empfehlungen zu bestimmten Nahrungsmitteln abgeleitet werden. </p><p class="bodytext">Eine Empfehlung spricht die Leitlinie zur Adipositas im Kindesalter aber ganz klar aus: Werdende Mütter sollten versuchen, in der Schwangerschaft eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Denn inzwischen weiß man, dass Kinder mit einem hohen Geburtsgewicht (über 4 500 g) später häufiger adipös werden als normalgewichtige Neugeborene. </p><p class="bodytext">Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gesunde Entwicklung des Säuglings ist das Stillen. Stillen fördert nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind und schützt das Baby vor Infektionskrankheiten. Langfristig haben gestillte Kinder auch ein geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deshalb, Kinder – wenn möglich – die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. </p><p class="bodytext">Die Ernährung im Kleinkind- und Kindesalter ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt, einer Fettleibigkeit vorzubeugen. Neben einer gesunden Kost ist auf folgende Faktoren zu achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Geplant werden sollten drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten. In den essenfreien Zeiten sollten keine zuckerhaltigen Getränke, Milch oder Snacks angeboten werden. Ungesüßter Tee und Wasser sind immer erlaubt.</li><li>Mindestens eine Mahlzeit sollte eine Familienmahlzeit sein. Fernsehen und Smartphone sind beim Essen verboten. </li><li>Hunger- und Sättigungssignale des Kindes sollten respektiert werden. </li><li>Essen darf nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass Eltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Sind sie selbst adipös, sind es häufig auch die Nachkommen. Wer sich selbst mit Pommes und Pizza ernährt, wird Probleme haben, seine Kinder von einer gesunden Mittelmeerkost zu überzeugen. Das Gleiche gilt für Medienkonsum und Bewegung. Die beste Vorbeugung gegen kindliches Übergewicht sind Eltern, die ihr Leben nicht vor dem Fernseher verbringen, sondern regelmäßig und häufig gemeinsam mit ihren Kindern draußen aktiv sind. </p><p class="bodytext">Quellen: S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter, Warschburger P, Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-und Jugendalters, 2020: 1-10. </p>

<p class="bodytext">Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Blähungen sind häufig </strong></p><p class="bodytext">Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert. </p><p class="bodytext">Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After. </p><p class="bodytext">Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien. </p><p class="bodytext"><strong>Warum zu viel Luft im Darm ist </strong></p><p class="bodytext">Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen. </p><p class="bodytext">Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Blähende Nahrungsmittel. </strong>Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen. </li><li><strong>Stress.</strong> Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen. </li><li><strong>Übergewicht. </strong>Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert. </p><p class="bodytext"><strong>Wann in die Arztpraxis bei Blähungen? </strong></p><p class="bodytext">Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei </p><p class="bodytext"><ul><li>Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden, </li><li>gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall, </li><li>neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr, </li><li>Blut im Stuhl und </li><li>Fieber und Abgeschlagenheit. </li></ul></p><p class="bodytext">Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein. </p><p class="bodytext">Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Selbstmedikation mit Entschäumern </strong></p><p class="bodytext">Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps. </p><p class="bodytext">Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex<sup>®</sup> Tropfen und Espumisan<sup>®</sup> Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax<sup>®</sup> intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben. </p><p class="bodytext"><strong>Pflanzliche Karminativa </strong></p><p class="bodytext">Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen. </p><p class="bodytext">Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel &amp; Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln. </p><p class="bodytext">In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein: </p><p class="bodytext"><strong>Tee. </strong>Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Kapseln. </strong>Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen. </p><p class="bodytext"><strong>Tropfen aus Extrakten.</strong> Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde </strong></p><p class="bodytext">Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt. </p><p class="bodytext">Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis. </p><p class="bodytext">Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023, 32:26 </p>

<p class="bodytext">Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Blähungen sind häufig </strong></p><p class="bodytext">Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert. </p><p class="bodytext">Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After. </p><p class="bodytext">Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien. </p><p class="bodytext"><strong>Warum zu viel Luft im Darm ist </strong></p><p class="bodytext">Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen. </p><p class="bodytext">Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Blähende Nahrungsmittel. </strong>Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen. </li><li><strong>Stress.</strong> Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen. </li><li><strong>Übergewicht. </strong>Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert. </p><p class="bodytext"><strong>Wann in die Arztpraxis bei Blähungen? </strong></p><p class="bodytext">Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei </p><p class="bodytext"><ul><li>Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden, </li><li>gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall, </li><li>neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr, </li><li>Blut im Stuhl und </li><li>Fieber und Abgeschlagenheit. </li></ul></p><p class="bodytext">Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein. </p><p class="bodytext">Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Selbstmedikation mit Entschäumern </strong></p><p class="bodytext">Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps. </p><p class="bodytext">Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex<sup>®</sup> Tropfen und Espumisan<sup>®</sup> Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax<sup>®</sup> intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben. </p><p class="bodytext"><strong>Pflanzliche Karminativa </strong></p><p class="bodytext">Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen. </p><p class="bodytext">Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel &amp; Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln. </p><p class="bodytext">In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein: </p><p class="bodytext"><strong>Tee. </strong>Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Kapseln. </strong>Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen. </p><p class="bodytext"><strong>Tropfen aus Extrakten.</strong> Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde </strong></p><p class="bodytext">Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt. </p><p class="bodytext">Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis. </p><p class="bodytext">Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023, 32:26 </p>

<p class="bodytext">Wer unter einer Migräneattacke leidet, möchte erstmal nur eines: Dass sie schnell wieder verschwindet. Mit modernen Wirkstoffen gelingt das heutzutage in den meisten Fällen auch. Sind die Attacken besonders schwer oder besonders häufig, gibt es mehrere Möglichkeiten, ihnen vorzubeugen. </p><p class="bodytext"><strong>Volkskrankheit mit üblen Folgen </strong></p><p class="bodytext">Die Migräne ist eine sehr häufige Kopfschmerzerkrankung: Weltweit sollen mehr als eine Milliarde Menschen darunter leiden. In Deutschland sind laut Robert Koch-Institut 15% der Frauen und 6% der Männer von Migräne betroffen, manche Fachleute gehen sogar von noch höheren Zahlen aus. </p><p class="bodytext">Die immer wiederkehrenden Migräne-Attacken sind gekennzeichnet durch einseitige, pulsierende Kopfschmerzen unterschiedlicher Stärke, die sich bei Bewegung oft verschlimmern. Vielfach gehen sie mit Übelkeit und Erbrechen einher, und viele Betroffene sind überempfindlich gegenüber Licht, Geräusche oder Gerüche. Die Anfälle dauern zwischen vier Stunden und drei Tage. Auch die Häufigkeit der Migräneanfälle variiert erheblich: Manche Menschen haben nur wenige Attacken im Jahr, manche mehr als 15 Migränetage im Monat (dann spricht man von einer chronischen Migräne). </p><p class="bodytext">Bis zu 30% der Betroffenen erleben zusätzlich zu den Kopfschmerzen auch Auraphänomene. Eine Aura ist eine im Gehirn ausgelöste, sich wellenförmig über die Hirnrinde ausbreitende Nervenzellaktivität. Sie macht sich bemerkbar durch beidseitiges Doppeltsehen oder andere Sehstörungen wie </p><p class="bodytext"><ul><li>Einschränkungen des Gesichtsfelds, d.h., das Sehfeld wird kleiner und das räumliche Sehen erschwert</li><li>Flimmersehen </li><li>blendende, sich ausbreitende Kreise oder Vierecke sowie </li><li>Lichtblitze oder Sterne vor den Augen. </li></ul></p><p class="bodytext">Weitere mögliche Auraphänomene sind Probleme beim Sprechen, Tinnitus, Schwindel oder Bewusstseinsstörung. In seltenen Fällen leiden Migränepatient*innen auch nur unter Auraphänomenen, ohne dabei Kopfschmerzen zu haben. </p><p class="bodytext">Migräne ist eine überaus belastende chronische Erkankung. Die Lebensqualität der Betroffenen ist durch die Attacken oft stark eingeschränkt, viele müssen aufgrund der Anfälle immer wieder Verabredungen und Termine absagen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Nicht nur die persönlichen, auch die sozioökonomischen Folgen der Erkrankung sind enorm. Durch Migräne gehen jährlich etwa 1,9 Milliarden Arbeitsstunden verloren. Insgesamt kostet das die deutsche Volkswirtschaft durchschnittlich 146 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt die Migräne her?</strong></p><p class="bodytext"> Ganz sind die Vorgänge hinter den Migräneattacken noch nicht geklärt. Dreh- und Angelpunkt scheint aber die Freisetzung verschiedener Botenstoffe im Gehirn zu sein. Dazu gehören das vasoaktive intestinale Peptid (VIP), die Schmerzsubstanz P und das Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP). Diese sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße in den Hirnhäuten entzünden. Weil die Blutgefäße mehr durchblutet werden, muss sich die entzündete Gefäßwand dehnen. Das wiederum wird im Gehirn als pulsierender Kopfschmerz wahrgenommen. </p><p class="bodytext">Heute geht man davon aus, dass die Migräne auf einer genetischen Veranlagung beruht. Vererbt ist also, dass die Nervenzellen der Patient*innen auf bestimmte Reize oder Zustände mit einer Migräneattacke reagieren. Häufige Auslöser sind Aufregung, Stress und Schlafmangel. Es gibt aber individuell viele weitere Trigger, dazu gehören z.B. </p><p class="bodytext"><ul><li>Lebensmittel (z.B. Kaffee, Cola, Alkohol, Schokolade und Käse) </li><li>Zeitverschiebungen und Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus </li><li>Wetterumschwünge, Föhnwetter </li><li>Hormoneinnahme (z.B. die Pille) </li><li>Gerüche, z.B. Zigarettenrauch, Parfüm oder Lösungsmittel </li><li>ungewohnte körperliche Anstrengung </li><li>Weglassen von Mahlzeiten </li><li>Lichtreize von außen wie flackerndes Licht oder Neonlicht. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei empfindlichen Personen kann der plötzliche Wechsel zwischen Arbeitsstress und Entspannung Migräneanfälle auslösen. Dieses Phänomen ist unter der Bezeichnung „Feiertagsmigräne“ bekannt. </p><p class="bodytext"><strong>Akute Attacke bekämpfen </strong></p><p class="bodytext">Ruhe und das Abschirmen von äußeren Reizen sind die ersten Maßnahmen bei einer akuten Migräne. Medikamentös gibt es verschiedene Optionen, die zum Teil ärztlich verschrieben werden müssen. Oft haben die Betroffenen erst nach einigen Versuchen „ihr“ Migränemedikament identifiziert. Das wichtigste ist dann, bei einer Attacke so früh wie möglich und hochdosiert zu behandeln. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerzmittel.</strong> Leichte bis mittelschwere Attacken lassen sich häufig mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) beherrschen. Günstig sind Brausetabletten, weil der Körper den in Wasser gelöste Wirkstoff schnell aufnimmt. Empfohlen werden z.B. 1000 mg Acetylsalicylsäure (ASS) oder 200 – 600 mg Ibuprofen, jeweils als Einmalgabe. Wer keine NSAR nehmen darf, kann sich mit Paracetamol behelfen. Auch empfohlen, aber etwas weniger wirksam sind Diclofenac-Kalium-Kombinationen oder Kombinationspräparate mit ASS, Paracetamol und Koffein. </p><p class="bodytext"><strong>Triptane.</strong> Bei mittelschweren bis schweren Migräneattacken sind Triptane die Therapie der Wahl. Das Gleiche gilt, wenn die Kopfschmerzen nicht auf die oben genannten Schmerzmittel ansprechen. Triptane verengen die erweiterten Gefäße wieder. Außerdem hemmen sie die entzündungsfördernden Botenstoffe und die Weiterleitung von Schmerzimpulsen in den Nerven. In Deutschland sind sechs Triptane zugelassen, sie werden als Tabletten, Nasenspray, Zäpfchen oder als Spritze verabreicht. Am schnellsten und stärksten soll gespritztes Sumatriptan wirken. Zum Schlucken sind laut Migräneleitlinie Eletriptan und Rizatriptan am schnellsten wirken. Naratriptan und Almotriptan sind als Tabletten auch rezeptfrei verfügbar. </p><p class="bodytext">Die Einnahme von Triptanen sollte nur nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in erfolgen. Da sie an Gefäßen verengend wirken, sind sie für Menschen mit Gefäßerkrankungen tabu. Sie kommen also zum Beispiel nicht in Frage bei koronarer Herzkrankheit, peripherer Verschlusskrankheit (pAVK) oder Bluthochdruck. Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Triptane nicht eingesetzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Neue Medikamente. </strong>Auch für Menschen, bei denen Triptane keine Besserung bringen, gibt es dank neuer Wirkstoffe Hoffnung. Rimegepant blockiert den CGRP-Rezeptor, und verhindert damit, dass der entzündungsfördernde Botenstoff CGRP an den Gefäßen andocken kann. Lasmiditan wirkt ähnlich wie Triptane, verengt aber die Gefäße nicht. Es könnte deshalb auch für Patient*innen mit Gefäßerkrankungen eine Option sein. Beide Wirkstoffe sind in Deutschland aber leider noch nicht erhältlich (Stand Januar 2023). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Manchmal hilft es auch, Migränemittel nach ärztlicher Rücksprache zu kombinieren. Möglich ist beispielsweise die Kombination aus Triptan und einem lang wirkenden NSAR wie Naproxen. </p><p class="bodytext"><strong>Akute Migräne alternativ lindern </strong></p><p class="bodytext">Neben Triptanen und Schmerzmitteln gibt es auch nicht-medikamentöse Verfahren, mit denen sich eine akute Migräneattacke lindern lässt:</p><p class="bodytext"><ul><li> Durch ein spezielles Blut-Volumen-Puls-Biofeedback können Migränepatient*innen lernen, akuten Attacken Einhalt zu gebieten. Dabei wird im schmerzfreien Intervall mithilfe eines kleinen Sensors an der Schläfe gezielt trainiert, die Schläfenarterie zu verengen. </li><li>Ebenfalls erfolgreich bei der Behandlung von Migräneattacken ist die Stimulation des Nervus trigeminus. Dazu klebt man eine Reizelektrode auf die Stirn und koppelt einen kleinen Impulsgeber für etwa eine Stunde magnetisch an. </li><li>Manchen Betroffenen hilft auch die Akupunktur im akuten Anfall. Nicht aller Studien konnten hier aber tatsächlich einen Effekt nachweisen. </li></ul></p><p class="bodytext">In einigen Fällen lassen sich Migränekopfschmerzen und ihre Nebenerscheinungen überhaupt nicht selbst beherrschen. Ein solcher Zustand gilt als Notfall, der in ärztliche Hände gehört. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Gegen die begleitende Übelkeit helfen Metoclopramid und Domperidon. Diese Präparate haben auch den Vorteil, dass sie den Magen beruhigen und dadurch die Aufnahme geschluckter Schmerzmittel und Triptane verbessern. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugender Lebenssti</strong>l </p><p class="bodytext">Generell profitieren Patient*innen mit Migräne von einem achtsamen Lebensstil. Dazu gehören etwa das regelmäßige Üben von Entspannungsverfahren oder das Achtsamkeitstraining. Auch die kognitive Verhaltenstherapie soll Betroffenen helfen, die Migräne und die damit verbundenen Belastungen zu reduzieren. Wer seine Trigger (siehe oben) kennt, kann diese meiden und dadurch Migräneattacken vorbeugen. </p><p class="bodytext">Eine weitere sehr effektive Vorbeugungsmaßnahme ist regelmäßiger Sport. Dabei ist jede Bewegung von Vorteil. Besonders gut scheinen aber regelmäßiges Krafttraining und begleitendes Ausdauertraining zu wirken. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich – obwohl häufig propagiert – wenig gegen Migräneattacken ausrichten. Es gibt jedoch Hinweise, dass bestimmte Ernährungsweisen hilfreich sein können. Dazu gehört vor allem der Verzicht auf Zucker und Fett, evtl. auch die ketogene Diät. </p><p class="bodytext"><strong>Migräneprophylaxe mit Medikamenten</strong></p><p class="bodytext"> Bei sehr stark betroffenen Patient*innen kann es sinnvoll sein, der Migräne durch die dauerhafte Einnahme von Medikamenten vorzubeugen. Das ist etwa der Fall bei mehr als drei Attacken pro Monat, bei besonders schweren und langen Anfällen oder wenn die Akuttherapie nicht hilft. Die Präparate können – jeweils in unterschiedlichem Ausmaß - die monatlichen Migränetage reduzieren. Zu einer kompletten Migränefreiheit führt keines der Präparate, es verlängern sich nur die Pausen zwischen den Attacken. </p><p class="bodytext">Wichtig zu wissen: Es dauert oft einige Zeit, bis die Prophylaxe greift. Zur endgültigen Beurteilung der sollte man deshalb mindestens drei Monate abwarten, bei chronischer Migräne empfehlen Fachleute auch einen Therapieversuch über bis zu sechs Monaten. </p><p class="bodytext">Die Dauer der Prophylaxe variiert individuell je nach Ausmaß der Beschwerden und der verwendeten Substanz. Flunarizin soll beispielsweise nicht länger als sechs Monate eingenommen werden. Alle anderen Wirkstoffe werden mindestens neun Monate lang gegeben. Danach ist ein Auslassversuch möglich, d.h. man setzt das Medikament wieder ab und beobachtet, ob die Patient*in auch ohne die vorbeugende Therapie auskommt. </p><p class="bodytext">Welches Präparat am besten geeignet ist, entscheiden Betroffene und Ärzt*in gemeinsam. Wichtig sind dabei auch eventuelle Begleiterkrankungen. Leidet die Patient*in z.B. an Bluthochdruck, gibt man häufig Betablockern den Vorzug. Besteht zusätzlich eine Depression, versucht man es gern mit Antidepressiva. Bei Migräne und Epilepsie bieten sich dagegen Antiepileptika wie Valproinsäure an. </p><p class="bodytext"><strong>Traditionelle Migräneprophylaktika. </strong>Zu den Klassikern gehören Betablocker, vor allem Propanolol und Metoprolol. Daneben werden auch Flunarizin, das Antidepressivum Amitryptilin, und die Antiepileptika Topiramat und Valproinsäure zur Prophylaxe der Migräne eingesetzt. Eine weitere Option ist die Injektion des muskelentspannenden Wirkstoffs Onabotulinumtoxin (Botox) in bestimmte Bereiche der Schädelmuskulatur. </p><p class="bodytext"><strong>Antikörper gegen CGRP.</strong> Seit einigen Jahren gibt es Antikörper, die den Botenstoff und „Migräneverursacher“ CGRP oder dessen Rezeptor hemmen. Zugelassen zur Migräneprophylaxe sind inzwischen vier Wirkstoffe. Sie alle sind laut Migräneleitlinie gut verträglich und wirksamer als ein Scheinmedikament. Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab werden unter die Haut gespritzt, ihre Wirkung setzt meist nach bis zu zwei Wochen ein. Eptinezumab gibt die Ärzt*in direkt in die Vene, sein Vorteil ist deshalb eine etwas schnellere Wirksamkeit. </p><p class="bodytext">Etliche Menschen dürfen diese Antikörper allerdings nicht einnehmen. Dazu gehören diejenigen mit Gefäßerkrankungen wie koronare Herzerkrankung, Schlaganfall, pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit genannt) oder einem Morbus Raynaud. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind die Antikörper kontraindiziert. Schwangere, Stillende oder Frauen, die nicht (ausreichend) verhüten, dürfen das Medikament ebenfalls nicht erhalten. </p><p class="bodytext"><strong>Rimegepant. </strong>Rimegepant kann Migräneattacken möglicherweise ebenfalls vorbeugen, so die aktuellen Migräneleitlinien. Sein großer Vorteil: Das Medikament muss nicht gespritzt, sondern kann einfach geschluckt werden. Wo sich die zugelassene, aber in Deutschland noch nicht erhältliche (Stand Januar 2023) Substanz in der Praxis einreiht, ist allerdings noch ungewiss. </p><p class="bodytext">Vergleichsstudien, welches Präparat am besten wirkt, gibt es kaum. In einer Studie erwies sich Erenumab als effektiver und besser verträglich als Toparimat. In einer anderen Studie waren Propanolol und Topiramat vergleichbar effektiv zur Vorbeugung bei chronischer Migräne. Rimegepant wiederum soll etwas weniger wirksam sein als Migräne-Antikörper. Letztendlich wird ebenso wie bei der Therapie der akuten Migräne die Patient*in durch Therapieversuche herausfinden, welches Präparat für sie am geeignetsten ist.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Ein wichtiges Instrument zur Beurteilung von Therapieerfolg und Krankheitsaktivität ist das Kopfschmerztagebuch. Dafür gibt es inzwischen als praktische Variante auch zahlreiche Apps fürs Smartphone. </p><p class="bodytext"><strong>Nervenblockaden und Muskeldurchtrennung </strong></p><p class="bodytext">Wenn Medikamente zur Vorbeugung gegen chronische Migräne nicht helfen, kann man auch direkt auf die schmerzleitenden Nerven einwirken (interventionelle Verfahren). Die Ärzt*innen blockieren die Nerven z.B, indem sie in unmittelbarer Nähe lokale Betäubungsmittel oder Kortison spitzen. Manchmal entscheiden sich die Ärzt*innen aber auch dazu, die Nerven elektrisch zu stimulieren. Weitere Verfahren wie die Durchtrennung perikranieller (den Schädel umgebender) Muskeln oder das Einpflanzen stimulierender Elektroden in bestimmte Gehirnregionen (z.B. das Ganglion sphenopalatinum) werden heute nicht mehr empfohlen. </p><p class="bodytext">Quelle: <a href="https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/030-057" target="_blank">Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG </a></p>

<p class="bodytext">Wer unter einer Migräneattacke leidet, möchte erstmal nur eines: Dass sie schnell wieder verschwindet. Mit modernen Wirkstoffen gelingt das heutzutage in den meisten Fällen auch. Sind die Attacken besonders schwer oder besonders häufig, gibt es mehrere Möglichkeiten, ihnen vorzubeugen. </p><p class="bodytext"><strong>Volkskrankheit mit üblen Folgen </strong></p><p class="bodytext">Die Migräne ist eine sehr häufige Kopfschmerzerkrankung: Weltweit sollen mehr als eine Milliarde Menschen darunter leiden. In Deutschland sind laut Robert Koch-Institut 15% der Frauen und 6% der Männer von Migräne betroffen, manche Fachleute gehen sogar von noch höheren Zahlen aus. </p><p class="bodytext">Die immer wiederkehrenden Migräne-Attacken sind gekennzeichnet durch einseitige, pulsierende Kopfschmerzen unterschiedlicher Stärke, die sich bei Bewegung oft verschlimmern. Vielfach gehen sie mit Übelkeit und Erbrechen einher, und viele Betroffene sind überempfindlich gegenüber Licht, Geräusche oder Gerüche. Die Anfälle dauern zwischen vier Stunden und drei Tage. Auch die Häufigkeit der Migräneanfälle variiert erheblich: Manche Menschen haben nur wenige Attacken im Jahr, manche mehr als 15 Migränetage im Monat (dann spricht man von einer chronischen Migräne). </p><p class="bodytext">Bis zu 30% der Betroffenen erleben zusätzlich zu den Kopfschmerzen auch Auraphänomene. Eine Aura ist eine im Gehirn ausgelöste, sich wellenförmig über die Hirnrinde ausbreitende Nervenzellaktivität. Sie macht sich bemerkbar durch beidseitiges Doppeltsehen oder andere Sehstörungen wie </p><p class="bodytext"><ul><li>Einschränkungen des Gesichtsfelds, d.h., das Sehfeld wird kleiner und das räumliche Sehen erschwert</li><li>Flimmersehen </li><li>blendende, sich ausbreitende Kreise oder Vierecke sowie </li><li>Lichtblitze oder Sterne vor den Augen. </li></ul></p><p class="bodytext">Weitere mögliche Auraphänomene sind Probleme beim Sprechen, Tinnitus, Schwindel oder Bewusstseinsstörung. In seltenen Fällen leiden Migränepatient*innen auch nur unter Auraphänomenen, ohne dabei Kopfschmerzen zu haben. </p><p class="bodytext">Migräne ist eine überaus belastende chronische Erkankung. Die Lebensqualität der Betroffenen ist durch die Attacken oft stark eingeschränkt, viele müssen aufgrund der Anfälle immer wieder Verabredungen und Termine absagen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Nicht nur die persönlichen, auch die sozioökonomischen Folgen der Erkrankung sind enorm. Durch Migräne gehen jährlich etwa 1,9 Milliarden Arbeitsstunden verloren. Insgesamt kostet das die deutsche Volkswirtschaft durchschnittlich 146 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt die Migräne her?</strong></p><p class="bodytext"> Ganz sind die Vorgänge hinter den Migräneattacken noch nicht geklärt. Dreh- und Angelpunkt scheint aber die Freisetzung verschiedener Botenstoffe im Gehirn zu sein. Dazu gehören das vasoaktive intestinale Peptid (VIP), die Schmerzsubstanz P und das Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP). Diese sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße in den Hirnhäuten entzünden. Weil die Blutgefäße mehr durchblutet werden, muss sich die entzündete Gefäßwand dehnen. Das wiederum wird im Gehirn als pulsierender Kopfschmerz wahrgenommen. </p><p class="bodytext">Heute geht man davon aus, dass die Migräne auf einer genetischen Veranlagung beruht. Vererbt ist also, dass die Nervenzellen der Patient*innen auf bestimmte Reize oder Zustände mit einer Migräneattacke reagieren. Häufige Auslöser sind Aufregung, Stress und Schlafmangel. Es gibt aber individuell viele weitere Trigger, dazu gehören z.B. </p><p class="bodytext"><ul><li>Lebensmittel (z.B. Kaffee, Cola, Alkohol, Schokolade und Käse) </li><li>Zeitverschiebungen und Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus </li><li>Wetterumschwünge, Föhnwetter </li><li>Hormoneinnahme (z.B. die Pille) </li><li>Gerüche, z.B. Zigarettenrauch, Parfüm oder Lösungsmittel </li><li>ungewohnte körperliche Anstrengung </li><li>Weglassen von Mahlzeiten </li><li>Lichtreize von außen wie flackerndes Licht oder Neonlicht. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei empfindlichen Personen kann der plötzliche Wechsel zwischen Arbeitsstress und Entspannung Migräneanfälle auslösen. Dieses Phänomen ist unter der Bezeichnung „Feiertagsmigräne“ bekannt. </p><p class="bodytext"><strong>Akute Attacke bekämpfen </strong></p><p class="bodytext">Ruhe und das Abschirmen von äußeren Reizen sind die ersten Maßnahmen bei einer akuten Migräne. Medikamentös gibt es verschiedene Optionen, die zum Teil ärztlich verschrieben werden müssen. Oft haben die Betroffenen erst nach einigen Versuchen „ihr“ Migränemedikament identifiziert. Das wichtigste ist dann, bei einer Attacke so früh wie möglich und hochdosiert zu behandeln. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerzmittel.</strong> Leichte bis mittelschwere Attacken lassen sich häufig mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) beherrschen. Günstig sind Brausetabletten, weil der Körper den in Wasser gelöste Wirkstoff schnell aufnimmt. Empfohlen werden z.B. 1000 mg Acetylsalicylsäure (ASS) oder 200 – 600 mg Ibuprofen, jeweils als Einmalgabe. Wer keine NSAR nehmen darf, kann sich mit Paracetamol behelfen. Auch empfohlen, aber etwas weniger wirksam sind Diclofenac-Kalium-Kombinationen oder Kombinationspräparate mit ASS, Paracetamol und Koffein. </p><p class="bodytext"><strong>Triptane.</strong> Bei mittelschweren bis schweren Migräneattacken sind Triptane die Therapie der Wahl. Das Gleiche gilt, wenn die Kopfschmerzen nicht auf die oben genannten Schmerzmittel ansprechen. Triptane verengen die erweiterten Gefäße wieder. Außerdem hemmen sie die entzündungsfördernden Botenstoffe und die Weiterleitung von Schmerzimpulsen in den Nerven. In Deutschland sind sechs Triptane zugelassen, sie werden als Tabletten, Nasenspray, Zäpfchen oder als Spritze verabreicht. Am schnellsten und stärksten soll gespritztes Sumatriptan wirken. Zum Schlucken sind laut Migräneleitlinie Eletriptan und Rizatriptan am schnellsten wirken. Naratriptan und Almotriptan sind als Tabletten auch rezeptfrei verfügbar. </p><p class="bodytext">Die Einnahme von Triptanen sollte nur nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in erfolgen. Da sie an Gefäßen verengend wirken, sind sie für Menschen mit Gefäßerkrankungen tabu. Sie kommen also zum Beispiel nicht in Frage bei koronarer Herzkrankheit, peripherer Verschlusskrankheit (pAVK) oder Bluthochdruck. Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Triptane nicht eingesetzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Neue Medikamente. </strong>Auch für Menschen, bei denen Triptane keine Besserung bringen, gibt es dank neuer Wirkstoffe Hoffnung. Rimegepant blockiert den CGRP-Rezeptor, und verhindert damit, dass der entzündungsfördernde Botenstoff CGRP an den Gefäßen andocken kann. Lasmiditan wirkt ähnlich wie Triptane, verengt aber die Gefäße nicht. Es könnte deshalb auch für Patient*innen mit Gefäßerkrankungen eine Option sein. Beide Wirkstoffe sind in Deutschland aber leider noch nicht erhältlich (Stand Januar 2023). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Manchmal hilft es auch, Migränemittel nach ärztlicher Rücksprache zu kombinieren. Möglich ist beispielsweise die Kombination aus Triptan und einem lang wirkenden NSAR wie Naproxen. </p><p class="bodytext"><strong>Akute Migräne alternativ lindern </strong></p><p class="bodytext">Neben Triptanen und Schmerzmitteln gibt es auch nicht-medikamentöse Verfahren, mit denen sich eine akute Migräneattacke lindern lässt:</p><p class="bodytext"><ul><li> Durch ein spezielles Blut-Volumen-Puls-Biofeedback können Migränepatient*innen lernen, akuten Attacken Einhalt zu gebieten. Dabei wird im schmerzfreien Intervall mithilfe eines kleinen Sensors an der Schläfe gezielt trainiert, die Schläfenarterie zu verengen. </li><li>Ebenfalls erfolgreich bei der Behandlung von Migräneattacken ist die Stimulation des Nervus trigeminus. Dazu klebt man eine Reizelektrode auf die Stirn und koppelt einen kleinen Impulsgeber für etwa eine Stunde magnetisch an. </li><li>Manchen Betroffenen hilft auch die Akupunktur im akuten Anfall. Nicht aller Studien konnten hier aber tatsächlich einen Effekt nachweisen. </li></ul></p><p class="bodytext">In einigen Fällen lassen sich Migränekopfschmerzen und ihre Nebenerscheinungen überhaupt nicht selbst beherrschen. Ein solcher Zustand gilt als Notfall, der in ärztliche Hände gehört. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Gegen die begleitende Übelkeit helfen Metoclopramid und Domperidon. Diese Präparate haben auch den Vorteil, dass sie den Magen beruhigen und dadurch die Aufnahme geschluckter Schmerzmittel und Triptane verbessern. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugender Lebenssti</strong>l </p><p class="bodytext">Generell profitieren Patient*innen mit Migräne von einem achtsamen Lebensstil. Dazu gehören etwa das regelmäßige Üben von Entspannungsverfahren oder das Achtsamkeitstraining. Auch die kognitive Verhaltenstherapie soll Betroffenen helfen, die Migräne und die damit verbundenen Belastungen zu reduzieren. Wer seine Trigger (siehe oben) kennt, kann diese meiden und dadurch Migräneattacken vorbeugen. </p><p class="bodytext">Eine weitere sehr effektive Vorbeugungsmaßnahme ist regelmäßiger Sport. Dabei ist jede Bewegung von Vorteil. Besonders gut scheinen aber regelmäßiges Krafttraining und begleitendes Ausdauertraining zu wirken. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich – obwohl häufig propagiert – wenig gegen Migräneattacken ausrichten. Es gibt jedoch Hinweise, dass bestimmte Ernährungsweisen hilfreich sein können. Dazu gehört vor allem der Verzicht auf Zucker und Fett, evtl. auch die ketogene Diät. </p><p class="bodytext"><strong>Migräneprophylaxe mit Medikamenten</strong></p><p class="bodytext"> Bei sehr stark betroffenen Patient*innen kann es sinnvoll sein, der Migräne durch die dauerhafte Einnahme von Medikamenten vorzubeugen. Das ist etwa der Fall bei mehr als drei Attacken pro Monat, bei besonders schweren und langen Anfällen oder wenn die Akuttherapie nicht hilft. Die Präparate können – jeweils in unterschiedlichem Ausmaß - die monatlichen Migränetage reduzieren. Zu einer kompletten Migränefreiheit führt keines der Präparate, es verlängern sich nur die Pausen zwischen den Attacken. </p><p class="bodytext">Wichtig zu wissen: Es dauert oft einige Zeit, bis die Prophylaxe greift. Zur endgültigen Beurteilung der sollte man deshalb mindestens drei Monate abwarten, bei chronischer Migräne empfehlen Fachleute auch einen Therapieversuch über bis zu sechs Monaten. </p><p class="bodytext">Die Dauer der Prophylaxe variiert individuell je nach Ausmaß der Beschwerden und der verwendeten Substanz. Flunarizin soll beispielsweise nicht länger als sechs Monate eingenommen werden. Alle anderen Wirkstoffe werden mindestens neun Monate lang gegeben. Danach ist ein Auslassversuch möglich, d.h. man setzt das Medikament wieder ab und beobachtet, ob die Patient*in auch ohne die vorbeugende Therapie auskommt. </p><p class="bodytext">Welches Präparat am besten geeignet ist, entscheiden Betroffene und Ärzt*in gemeinsam. Wichtig sind dabei auch eventuelle Begleiterkrankungen. Leidet die Patient*in z.B. an Bluthochdruck, gibt man häufig Betablockern den Vorzug. Besteht zusätzlich eine Depression, versucht man es gern mit Antidepressiva. Bei Migräne und Epilepsie bieten sich dagegen Antiepileptika wie Valproinsäure an. </p><p class="bodytext"><strong>Traditionelle Migräneprophylaktika. </strong>Zu den Klassikern gehören Betablocker, vor allem Propanolol und Metoprolol. Daneben werden auch Flunarizin, das Antidepressivum Amitryptilin, und die Antiepileptika Topiramat und Valproinsäure zur Prophylaxe der Migräne eingesetzt. Eine weitere Option ist die Injektion des muskelentspannenden Wirkstoffs Onabotulinumtoxin (Botox) in bestimmte Bereiche der Schädelmuskulatur. </p><p class="bodytext"><strong>Antikörper gegen CGRP.</strong> Seit einigen Jahren gibt es Antikörper, die den Botenstoff und „Migräneverursacher“ CGRP oder dessen Rezeptor hemmen. Zugelassen zur Migräneprophylaxe sind inzwischen vier Wirkstoffe. Sie alle sind laut Migräneleitlinie gut verträglich und wirksamer als ein Scheinmedikament. Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab werden unter die Haut gespritzt, ihre Wirkung setzt meist nach bis zu zwei Wochen ein. Eptinezumab gibt die Ärzt*in direkt in die Vene, sein Vorteil ist deshalb eine etwas schnellere Wirksamkeit. </p><p class="bodytext">Etliche Menschen dürfen diese Antikörper allerdings nicht einnehmen. Dazu gehören diejenigen mit Gefäßerkrankungen wie koronare Herzerkrankung, Schlaganfall, pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit genannt) oder einem Morbus Raynaud. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind die Antikörper kontraindiziert. Schwangere, Stillende oder Frauen, die nicht (ausreichend) verhüten, dürfen das Medikament ebenfalls nicht erhalten. </p><p class="bodytext"><strong>Rimegepant. </strong>Rimegepant kann Migräneattacken möglicherweise ebenfalls vorbeugen, so die aktuellen Migräneleitlinien. Sein großer Vorteil: Das Medikament muss nicht gespritzt, sondern kann einfach geschluckt werden. Wo sich die zugelassene, aber in Deutschland noch nicht erhältliche (Stand Januar 2023) Substanz in der Praxis einreiht, ist allerdings noch ungewiss. </p><p class="bodytext">Vergleichsstudien, welches Präparat am besten wirkt, gibt es kaum. In einer Studie erwies sich Erenumab als effektiver und besser verträglich als Toparimat. In einer anderen Studie waren Propanolol und Topiramat vergleichbar effektiv zur Vorbeugung bei chronischer Migräne. Rimegepant wiederum soll etwas weniger wirksam sein als Migräne-Antikörper. Letztendlich wird ebenso wie bei der Therapie der akuten Migräne die Patient*in durch Therapieversuche herausfinden, welches Präparat für sie am geeignetsten ist.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Ein wichtiges Instrument zur Beurteilung von Therapieerfolg und Krankheitsaktivität ist das Kopfschmerztagebuch. Dafür gibt es inzwischen als praktische Variante auch zahlreiche Apps fürs Smartphone. </p><p class="bodytext"><strong>Nervenblockaden und Muskeldurchtrennung </strong></p><p class="bodytext">Wenn Medikamente zur Vorbeugung gegen chronische Migräne nicht helfen, kann man auch direkt auf die schmerzleitenden Nerven einwirken (interventionelle Verfahren). Die Ärzt*innen blockieren die Nerven z.B, indem sie in unmittelbarer Nähe lokale Betäubungsmittel oder Kortison spitzen. Manchmal entscheiden sich die Ärzt*innen aber auch dazu, die Nerven elektrisch zu stimulieren. Weitere Verfahren wie die Durchtrennung perikranieller (den Schädel umgebender) Muskeln oder das Einpflanzen stimulierender Elektroden in bestimmte Gehirnregionen (z.B. das Ganglion sphenopalatinum) werden heute nicht mehr empfohlen. </p><p class="bodytext">Quelle: <a href="https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/030-057" target="_blank">Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG </a></p>

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong></p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong></p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong></p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt:</p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong></p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong></p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong></p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong></p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong></p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt:</p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong></p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong></p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

<p class="bodytext">Abgelaufene Schmerzmittel, angebrochenes Schnupfenspray und ein Wirrwarr an Pflastern und Verbänden – aber das dringend nötige Durchfallmedikament ist nirgends zu finden? Dann ist es dringend Zeit für einen Hausputz in Ihrer Hausapotheke. Was prinzipiell hineingehört und worauf man beim Lagern achten muss, erfahren Sie in diesem Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Basisausstattung: Von Schmerzmittel bis Zeckenzange </strong></p><p class="bodytext">In wohl jedem Haushalt gibt es zumindest eine kleine Hausapotheke. Dort findet sich im besten Fall eine Auswahl an Medikamenten gegen Schmerz, Fieber, Erkältung und Durchfall. Aber auch Mittel zur Wundversorgung dürfen nicht vergessen werden. Im Einzelnen sollten deshalb folgende Utensilien und Medikamente an Bord einer Hausapotheke sein: </p><p class="bodytext">Unverzichtbar für die <strong>Wundversorgung</strong> sind:</p><p class="bodytext"><ul><li>Desinfektionsmittel wie Povidon-Jod oder Octenidin, zum Sprühen oder als Lösung</li><li>Dexpanthenol-Salbe zur Förderung der Wundheilung</li><li>Zinkoxidsalben zur Behandlung nässender Wunden</li><li>Pflaster verschiedener Größen</li><li>steril verpackte Kompressen, Mullbinden und Rollenpflaster, um diese zu fixieren</li><li>Pinzette, Zeckenzange, Schere</li><li>Kühlpackungen – die gehören allerdings nicht in das Apothekenschränkchen, sondern in die Tiefkühltruhe. </li></ul></p><p class="bodytext">Um gegen <strong>Durchfall </strong>gewappnet zu sein, dürfen folgende Arzneimittel nicht fehlen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Elektrolytmischungen für die orale Rehydrierung, d.h., zum Auffüllen des über den Darm verlorenen Wassers. Dafür gibt es Pulver zum Anrühren sowohl für Säuglinge und Kleinkinder als auch für Erwachsene.</li><li>Loperamid zum kurzfristigen Bremsen starken Durchfalls.</li></ul></p><p class="bodytext"> Gegen <strong>Schmerzen, Fieber und Erkältung </strong>sollte man immer folgende rezeptfreie Waffen parat haben:</p><p class="bodytext"><ul><li>Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS)</li><li>Mittel gegen Halsschmerzen</li><li>Nasentropfen oder -sprays zum Freimachen verstopfter Nasen</li><li>Mittel gegen Husten, z. B. Dextrometorphan oder pflanzliche Hustenpräparate</li><li>Fieberthermometer. Ohrthermometer eignen sich erst für Kinder ab 6 Monaten, vorher sollte die Temperatur rektal gemessen werden. Von Stirn- und Schläfenthermometern wird abgeraten, da sie oft ungenau messen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Moderne digitale Thermometer benötigen oft Knopfzellen und ihr Batteriefach ist gar nicht so leicht zu öffnen. Machen Sie sich damit vertraut und halten Sie Ersatzbatterien bereit, damit Sie im Notfall immer ein funktionstüchtiges Thermometer parat haben. </p><p class="bodytext"><strong>Weitere Kandidaten für die Hausapotheke </strong></p><p class="bodytext">Gibt es in der Familie gesundheitliche Probleme, die immer wieder auftauchen? Dann sollte man auch die Hausapotheke entsprechend anpassen. Beispiele sind Salben gegen Lippenherpes oder gegen Juckreiz nach Insektenstichen, Antihistaminika-Tabletten gegen Heuschnupfen, Mittel zur Linderung von Sodbrennen oder Augentropfen zur Behandlung trockener oder gereizter Augen.</p><p class="bodytext"> Die allermeisten Medikamente für Erwachsene sind nichts für Kinder. Gehören Babys und Kleinkinder zum Haushalt, muss die Hausapotheke unbedingt Arzneien bereithalten, die für diese Altersgruppe geeignet sind:</p><p class="bodytext"><ul><li>Erkältungsbalsam für Kleinkinder</li><li>Fieberzäpfchen, rektales Thermometer</li><li>Nasenspray auf Kochsalzbasis </li><li>Für Kinder und Säuglinge geeignete Elektrolytlösungen</li><li>Mittel gegen Zahnbeschwerden</li><li>Antihistamin-Gel gegen Sonnenbrand und Insektenstiche. </li></ul></p><p class="bodytext">Nicht vergessen: Nicht nur Medikamente und Instrumente sind Bestandteile einer Hausapotheke. Auf den ersten Blick sichtbar sollte eine Liste mit allen Telefonnummern sein, die man im medizinischen Notfall braucht. Obenan die 112, dazu die Telefonnummern von der Hausarztpraxis, der Stammapotheke, des ärztlichen und zahnärztlichen Bereitschaftsdienstes und des regionalen Giftnotrufs (alle Notrufnummern sind unter <a href="http://www.dastelefonbuch.de/Notruf" target="_blank">www.dastelefonbuch.de/Notruf</a> zu finden). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Verschreibungspflichtige Medikamente, wie z. B. Mittel gegen hohen Blutdruck oder Schmerzmittel auf Opioidbasis, haben in der Hausapotheke nichts zu suchen. Zu leicht kommt es zu Verwechslungen. Diese Medikamente bewahrt man am besten an einem abschließbaren und besonders für Kinder unzugänglichem Ort auf. </p><p class="bodytext"><strong>Küche und Bad sind ungeeignet </strong></p><p class="bodytext">Medikamente werden besonders oft im Badezimmerschrank oder in der Küchenschublade gelagert. Doch Vorsicht, beide Orte sind nicht geeignet zum Aufbewahren der Hausapotheke. Denn Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen sind schädlich für Medikamente und können dazu führen, dass sie ihre Wirkung verlieren. Der optimale Platz für die Hausapotheke ist kühl, trocken und dunkel. Deshalb sind Flur, Abstellkammer und Schlafzimmer meist besser als Standort geeignet. </p><p class="bodytext">Nicht nur für den Ort, auch für den Umgang mit der Hausapotheke gibt es nützliche Tipps. Zur besseren Übersichtlichkeit sollten Arzneimittel immer mit Umverpackung aufgehoben werden. Hilfreich ist, das Anwendungsgebiet auf die Packung zu schreiben und die Arzneimittel danach zu sortieren, dann muss man im Zweifel nicht lange danach suchen. </p><p class="bodytext">Aus diesem Grund sollte man auch das Verfallsdatum groß auf die Umverpackung schreiben. Augentropfen und andere flüssige Arzneien dürfen nach Anbruch oft nur wenige Wochen verwendet werden. Wer beim Anbruch das Ablaufsdatum gleich berechnet und auf der Packung notiert, erkennt schneller, wie lange die Arznei „gut“ ist. Am einfachsten ist es angebrochen Fläschchen, Salben und Sprays nach Beendigung der Behandlung gleich zu entsorgen. </p><p class="bodytext">Ebenso ist es nützlich, Beipackzettel immer gemeinsam mit dem Präparat in der Originalverpackung aufzuheben. Dann sind im Falle eines Falles alle wichtigen Informationen gleich zur Hand. Fehlt ein Beipackzettel, findet man ihn meist im Internet, z.B. über die Beipackzettelsuche auf www.apotheken.de oder man lässt ihn sich in seiner Apotheke ausdrucken. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vor allem wenn Kinder oder Demente im Haushalt wohnen, sollte die Hausapotheke abschließbar sein. Am besten bewahrt man Medikamente in einem speziell dafür hergestellten Arzneimittelschränkchen auf.</p><p class="bodytext"> <strong>Hausputz in der Hausapotheke</strong></p><p class="bodytext"> Einmal im Jahr muss auch in der Hausapotheke zum Hausputz geblasen werden. In einem ersten Schritt ist zu prüfen, ob noch alle notwendigen Medikamente und Materialien in ausreichender Menge vorhanden sind. Außerdem ist das Verfallsdatum zu kontrollieren. </p><p class="bodytext">Prinzipiell gelten diese Angaben für ungeöffnete Arzneimittel, aber auch für Tabletten in Blisterverpackungen. Angebrochene Tropfen, Cremes oder Lösungen dürfen nur so lange verwendet werden, wie es in den Packungsbeilagen aufgeführt wird (siehe oben). </p><p class="bodytext">Abgelaufene Arzneimittel sind fachgerecht zu entsorgen. Dazu steckt man die Medikamente am besten in einen blickdichten Plastiksack, knotet diesen gut zu und wirft ihn in den Restmüll. Dieser wird dann entweder verbrannt oder mechanisch-biologisch vorbehandelt und in Deponien gelagert. Eine Alternative ist Ihre Apotheke: Viele Apotheker*innen bieten den Service an, abgelaufene Medikamente entgegenzunehmen. In manchen Gemeinden gibt es dafür auch spezielle Sammelstellen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall dürfen Sie Pillen, Tropfen oder andere Arzneien das Waschbecken oder die Toilette hinunterspülen. So gelangen die Wirkstoffe in den Wasserkreislauf und schaden Mensch und Natur. </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente auf der Reise </strong></p><p class="bodytext">Auch auf Reisen ist eine medizinische Grundausstattung nützlich. Wie diese aussieht, hängt davon ab, wie lange man unterwegs ist und ob man in zivilisierte oder entlegene Gegenden aufbricht. Auch die Transportart ist entscheidend: Bei Autoreisen hat man verbandstechnisch schon alles im gesetzlich vorgeschriebenen Verbandskasten – vorausgesetzt, dieser entspricht der Norm (DIN 13164) und wird jährlich kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht. </p><p class="bodytext">Im Flieger will gut überlegt sein, was mit an Bord und was ins restliche Gepäck kommt. Klar, dass Arzneien, die unmittelbar benötigt werden, immer im Handgepäck mitreisen müssen. Wer zu Lippenherpes neigt, sollte seine Creme dabeihaben, wer Nasentropfen gegen den Druckausgleich braucht, eben diese. Regelmäßig einzunehmende Medikamente sind ebenfalls im Handgepäck zu verwahren – inklusive Notreserve, denn Hauptgepäcksstücke gehen ja auch immer mal verloren. </p><p class="bodytext">Neben regelmäßig einzunehmenden Medikamenten wie Blutdruckmittel oder Antibaby-Pille sollte auch eine abgespeckte Basisausstattung der Hausapotheke auf Reisen dabei sein. Dazu zählen Schmerz-, Fieber- und Erkältungsmittel sowie Präparate gegen Durchfall. Und je nach Reiseland und individuellen Gegebenheiten sind noch folgende Präparate empfehlenswert:</p><p class="bodytext"><ul><li>Mittel gegen Reiseübelkeit</li><li>Mildes Abführmittel</li><li>Sonnenschutz, Repellentien gegen Insektenstiche</li><li>Augentropfen gegen gereizte und trockene Augen</li><li>Antiallergika, Präparate gegen Lippenherpes</li><li>Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe, evtl. sterile Kanülen und Spritzen</li><li>Fieberthermometer</li><li>Silbernitrattabletten zum Desinfizieren von Wasser</li><li>Malariatabletten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Sorgen Sie dafür, dass bei allen mitgeführten Medikamenten der Beipackzettel noch dabei ist und achten Sie darauf, dass die Präparate nicht abgelaufen sind. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2018, Nr. 9, S. 58</p>

<p class="bodytext">Abgelaufene Schmerzmittel, angebrochenes Schnupfenspray und ein Wirrwarr an Pflastern und Verbänden – aber das dringend nötige Durchfallmedikament ist nirgends zu finden? Dann ist es dringend Zeit für einen Hausputz in Ihrer Hausapotheke. Was prinzipiell hineingehört und worauf man beim Lagern achten muss, erfahren Sie in diesem Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Basisausstattung: Von Schmerzmittel bis Zeckenzange </strong></p><p class="bodytext">In wohl jedem Haushalt gibt es zumindest eine kleine Hausapotheke. Dort findet sich im besten Fall eine Auswahl an Medikamenten gegen Schmerz, Fieber, Erkältung und Durchfall. Aber auch Mittel zur Wundversorgung dürfen nicht vergessen werden. Im Einzelnen sollten deshalb folgende Utensilien und Medikamente an Bord einer Hausapotheke sein: </p><p class="bodytext">Unverzichtbar für die <strong>Wundversorgung</strong> sind:</p><p class="bodytext"><ul><li>Desinfektionsmittel wie Povidon-Jod oder Octenidin, zum Sprühen oder als Lösung</li><li>Dexpanthenol-Salbe zur Förderung der Wundheilung</li><li>Zinkoxidsalben zur Behandlung nässender Wunden</li><li>Pflaster verschiedener Größen</li><li>steril verpackte Kompressen, Mullbinden und Rollenpflaster, um diese zu fixieren</li><li>Pinzette, Zeckenzange, Schere</li><li>Kühlpackungen – die gehören allerdings nicht in das Apothekenschränkchen, sondern in die Tiefkühltruhe. </li></ul></p><p class="bodytext">Um gegen <strong>Durchfall </strong>gewappnet zu sein, dürfen folgende Arzneimittel nicht fehlen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Elektrolytmischungen für die orale Rehydrierung, d.h., zum Auffüllen des über den Darm verlorenen Wassers. Dafür gibt es Pulver zum Anrühren sowohl für Säuglinge und Kleinkinder als auch für Erwachsene.</li><li>Loperamid zum kurzfristigen Bremsen starken Durchfalls.</li></ul></p><p class="bodytext"> Gegen <strong>Schmerzen, Fieber und Erkältung </strong>sollte man immer folgende rezeptfreie Waffen parat haben:</p><p class="bodytext"><ul><li>Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS)</li><li>Mittel gegen Halsschmerzen</li><li>Nasentropfen oder -sprays zum Freimachen verstopfter Nasen</li><li>Mittel gegen Husten, z. B. Dextrometorphan oder pflanzliche Hustenpräparate</li><li>Fieberthermometer. Ohrthermometer eignen sich erst für Kinder ab 6 Monaten, vorher sollte die Temperatur rektal gemessen werden. Von Stirn- und Schläfenthermometern wird abgeraten, da sie oft ungenau messen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Moderne digitale Thermometer benötigen oft Knopfzellen und ihr Batteriefach ist gar nicht so leicht zu öffnen. Machen Sie sich damit vertraut und halten Sie Ersatzbatterien bereit, damit Sie im Notfall immer ein funktionstüchtiges Thermometer parat haben. </p><p class="bodytext"><strong>Weitere Kandidaten für die Hausapotheke </strong></p><p class="bodytext">Gibt es in der Familie gesundheitliche Probleme, die immer wieder auftauchen? Dann sollte man auch die Hausapotheke entsprechend anpassen. Beispiele sind Salben gegen Lippenherpes oder gegen Juckreiz nach Insektenstichen, Antihistaminika-Tabletten gegen Heuschnupfen, Mittel zur Linderung von Sodbrennen oder Augentropfen zur Behandlung trockener oder gereizter Augen.</p><p class="bodytext"> Die allermeisten Medikamente für Erwachsene sind nichts für Kinder. Gehören Babys und Kleinkinder zum Haushalt, muss die Hausapotheke unbedingt Arzneien bereithalten, die für diese Altersgruppe geeignet sind:</p><p class="bodytext"><ul><li>Erkältungsbalsam für Kleinkinder</li><li>Fieberzäpfchen, rektales Thermometer</li><li>Nasenspray auf Kochsalzbasis </li><li>Für Kinder und Säuglinge geeignete Elektrolytlösungen</li><li>Mittel gegen Zahnbeschwerden</li><li>Antihistamin-Gel gegen Sonnenbrand und Insektenstiche. </li></ul></p><p class="bodytext">Nicht vergessen: Nicht nur Medikamente und Instrumente sind Bestandteile einer Hausapotheke. Auf den ersten Blick sichtbar sollte eine Liste mit allen Telefonnummern sein, die man im medizinischen Notfall braucht. Obenan die 112, dazu die Telefonnummern von der Hausarztpraxis, der Stammapotheke, des ärztlichen und zahnärztlichen Bereitschaftsdienstes und des regionalen Giftnotrufs (alle Notrufnummern sind unter <a href="http://www.dastelefonbuch.de/Notruf" target="_blank">www.dastelefonbuch.de/Notruf</a> zu finden). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Verschreibungspflichtige Medikamente, wie z. B. Mittel gegen hohen Blutdruck oder Schmerzmittel auf Opioidbasis, haben in der Hausapotheke nichts zu suchen. Zu leicht kommt es zu Verwechslungen. Diese Medikamente bewahrt man am besten an einem abschließbaren und besonders für Kinder unzugänglichem Ort auf. </p><p class="bodytext"><strong>Küche und Bad sind ungeeignet </strong></p><p class="bodytext">Medikamente werden besonders oft im Badezimmerschrank oder in der Küchenschublade gelagert. Doch Vorsicht, beide Orte sind nicht geeignet zum Aufbewahren der Hausapotheke. Denn Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen sind schädlich für Medikamente und können dazu führen, dass sie ihre Wirkung verlieren. Der optimale Platz für die Hausapotheke ist kühl, trocken und dunkel. Deshalb sind Flur, Abstellkammer und Schlafzimmer meist besser als Standort geeignet. </p><p class="bodytext">Nicht nur für den Ort, auch für den Umgang mit der Hausapotheke gibt es nützliche Tipps. Zur besseren Übersichtlichkeit sollten Arzneimittel immer mit Umverpackung aufgehoben werden. Hilfreich ist, das Anwendungsgebiet auf die Packung zu schreiben und die Arzneimittel danach zu sortieren, dann muss man im Zweifel nicht lange danach suchen. </p><p class="bodytext">Aus diesem Grund sollte man auch das Verfallsdatum groß auf die Umverpackung schreiben. Augentropfen und andere flüssige Arzneien dürfen nach Anbruch oft nur wenige Wochen verwendet werden. Wer beim Anbruch das Ablaufsdatum gleich berechnet und auf der Packung notiert, erkennt schneller, wie lange die Arznei „gut“ ist. Am einfachsten ist es angebrochen Fläschchen, Salben und Sprays nach Beendigung der Behandlung gleich zu entsorgen. </p><p class="bodytext">Ebenso ist es nützlich, Beipackzettel immer gemeinsam mit dem Präparat in der Originalverpackung aufzuheben. Dann sind im Falle eines Falles alle wichtigen Informationen gleich zur Hand. Fehlt ein Beipackzettel, findet man ihn meist im Internet, z.B. über die Beipackzettelsuche auf www.apotheken.de oder man lässt ihn sich in seiner Apotheke ausdrucken. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vor allem wenn Kinder oder Demente im Haushalt wohnen, sollte die Hausapotheke abschließbar sein. Am besten bewahrt man Medikamente in einem speziell dafür hergestellten Arzneimittelschränkchen auf.</p><p class="bodytext"> <strong>Hausputz in der Hausapotheke</strong></p><p class="bodytext"> Einmal im Jahr muss auch in der Hausapotheke zum Hausputz geblasen werden. In einem ersten Schritt ist zu prüfen, ob noch alle notwendigen Medikamente und Materialien in ausreichender Menge vorhanden sind. Außerdem ist das Verfallsdatum zu kontrollieren. </p><p class="bodytext">Prinzipiell gelten diese Angaben für ungeöffnete Arzneimittel, aber auch für Tabletten in Blisterverpackungen. Angebrochene Tropfen, Cremes oder Lösungen dürfen nur so lange verwendet werden, wie es in den Packungsbeilagen aufgeführt wird (siehe oben). </p><p class="bodytext">Abgelaufene Arzneimittel sind fachgerecht zu entsorgen. Dazu steckt man die Medikamente am besten in einen blickdichten Plastiksack, knotet diesen gut zu und wirft ihn in den Restmüll. Dieser wird dann entweder verbrannt oder mechanisch-biologisch vorbehandelt und in Deponien gelagert. Eine Alternative ist Ihre Apotheke: Viele Apotheker*innen bieten den Service an, abgelaufene Medikamente entgegenzunehmen. In manchen Gemeinden gibt es dafür auch spezielle Sammelstellen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall dürfen Sie Pillen, Tropfen oder andere Arzneien das Waschbecken oder die Toilette hinunterspülen. So gelangen die Wirkstoffe in den Wasserkreislauf und schaden Mensch und Natur. </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente auf der Reise </strong></p><p class="bodytext">Auch auf Reisen ist eine medizinische Grundausstattung nützlich. Wie diese aussieht, hängt davon ab, wie lange man unterwegs ist und ob man in zivilisierte oder entlegene Gegenden aufbricht. Auch die Transportart ist entscheidend: Bei Autoreisen hat man verbandstechnisch schon alles im gesetzlich vorgeschriebenen Verbandskasten – vorausgesetzt, dieser entspricht der Norm (DIN 13164) und wird jährlich kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht. </p><p class="bodytext">Im Flieger will gut überlegt sein, was mit an Bord und was ins restliche Gepäck kommt. Klar, dass Arzneien, die unmittelbar benötigt werden, immer im Handgepäck mitreisen müssen. Wer zu Lippenherpes neigt, sollte seine Creme dabeihaben, wer Nasentropfen gegen den Druckausgleich braucht, eben diese. Regelmäßig einzunehmende Medikamente sind ebenfalls im Handgepäck zu verwahren – inklusive Notreserve, denn Hauptgepäcksstücke gehen ja auch immer mal verloren. </p><p class="bodytext">Neben regelmäßig einzunehmenden Medikamenten wie Blutdruckmittel oder Antibaby-Pille sollte auch eine abgespeckte Basisausstattung der Hausapotheke auf Reisen dabei sein. Dazu zählen Schmerz-, Fieber- und Erkältungsmittel sowie Präparate gegen Durchfall. Und je nach Reiseland und individuellen Gegebenheiten sind noch folgende Präparate empfehlenswert:</p><p class="bodytext"><ul><li>Mittel gegen Reiseübelkeit</li><li>Mildes Abführmittel</li><li>Sonnenschutz, Repellentien gegen Insektenstiche</li><li>Augentropfen gegen gereizte und trockene Augen</li><li>Antiallergika, Präparate gegen Lippenherpes</li><li>Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe, evtl. sterile Kanülen und Spritzen</li><li>Fieberthermometer</li><li>Silbernitrattabletten zum Desinfizieren von Wasser</li><li>Malariatabletten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Sorgen Sie dafür, dass bei allen mitgeführten Medikamenten der Beipackzettel noch dabei ist und achten Sie darauf, dass die Präparate nicht abgelaufen sind. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2018, Nr. 9, S. 58</p>

<p class="bodytext">Unaufmerksamkeit, Zappligkeit und Impulsivität machen Kindern und Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) das Leben schwer. Die Folgen für Ausbildung, Beruf und soziale Beziehungen sind häufig gravierend. Doch wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, lässt sich mit psychotherapeutischen Maßnahmen und Medikamenten gegensteuern. </p><p class="bodytext"><strong>Verkehrsunfälle, Scheidungen und Depressionen häufig </strong></p><p class="bodytext">Eine ganze Zeit lang gab es einen regelrechten Hype um die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei Kindern, die in der Schule nicht mitkamen, herumzappelten statt konzentriert lernten oder sonst anstrengend waren, wurde oft vorschnell eine ADHS vermutet und nach Medikamenten gerufen. Zum Glück ist nicht jeder Zappelphillipp ein ADHS-Kind. Wer jedoch nachgewiesenermaßen unter der Erkrankung leidet (und das sind immerhin knapp 4% der Kinder und Jugendlichen), muss mit Auswirkungen auf sein gesamtes Leben rechnen. </p><p class="bodytext">So ist bei Kindern mit ADHS das Unfallrisiko um 400% erhöht, weil sie oft Gefahren nicht richtig einschätzen und ihre Handlungen weniger umsichtig planen. Die Konzentrationsstörungen führen dazu, dass die Leistungen in Schule und Ausbildung leiden. 35% der Jugendlichen mit ADHS haben deshalb keinen Schulabschluss . Aufgrund ihrer sozialen Probleme entwickeln viele ADHS-Kinder und -Teenager Depressionen oder fangen an, Drogen zu nehmen. Weitere häufige Auswirkungen sind Essstörungen sowie der Hang zu Selbstverletzung und riskantem sexuellen Verhalten. </p><p class="bodytext">Auch Erwachsene mit ADHS leiden unter den Folgen ihrer Erkrankung. Sie sind oft weniger leistungsfähig im Beruf und seltener fest angestellt. Dazu kommen eine höhere Scheidungsrate als Gesunde und vermehrte Verkehrs- und andere Unfälle. Depressionen und Angststörungen sind häufig, ebenso unerklärliche Erschöpfungszustände und Schmerzen. Viele Betroffene kämpfen mit Suchtproblemen. Diese reichen vom Kettenrauchen bis zur Kauf- oder Spielsucht. </p><p class="bodytext"><strong>ADHS-Hinweise bei Kindern erkennen </strong></p><p class="bodytext">Je früher die Erkrankung erkannt und therapiert wird, desto besser sind die Chancen, trotz ADHS ein gutes Leben zu führen. Bei den folgenden drei Kardinalsymptomen sollten Eltern und Erzieher*innen deshalb aufmerksam werden:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Unaufmerksamkeit</strong> zeigt sich beispielsweise darin, dass das Kind leicht ablenkbar und vergesslich ist. Es fängt eine Aufgabe nach der anderen an und schafft es nicht, sie abzuschließen. Oft scheint es auch so, als könnte das Kind gar nicht richtig zuhören.</li><li>Typisches Zeichen der <strong>Hyperaktivität</strong> ist beispielsweise, dass das Kind in Situationen, in denen es nicht angebracht ist, ungebremst herumrennt und herumklettert. Es redet oft sehr viel, wirkt wie aufgezogen. Sitzt es auf dem Stuhl, rutscht es hin und her und fuchtelt mit den Händen herum.</li><li>Am schwierigsten für Familienmitglieder, Mitschüler*innen, Lehrer*innen oder Bekannte ist häufig die <strong>Impulsivität </strong>der ADHS-Kindern. Denn diese Kinder sind schnell ungeduldig, fallen anderen ins Wort und können oft nicht warten, bis sie an der Reihe sind. Manche Kinder sind rücksichtslos oder werden aggressiv, andere „stören“ nur. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Jugendlichen verwandelt sich die äußerliche Hyperaktivität oft in eine innere Unruhe. Aufgrund massiver Konzentrationsstörungen schaffen es viele ADHS-Teenager in der Schule nicht, ihre Aufgaben fertig zu stellen. Probleme mit Mitschüler*innen sind häufig. ADHS-Jugendlichen fällt es schwer, soziale Beziehungen aufzubauen oder sich in Gruppen einzuordnen. Manche Betroffenen werden aggressiv, andere ziehen sich in sich zurück. Die meisten haben Schwierigkeiten, Frustrationen auszuhalten oder mit der eigenen Wut oder Ärger umzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Je nach Ausprägung der Beschwerden unterscheidet man zwischen dem hyperaktiv-impulsiven Typ und dem vorwiegend unaufmerksamen Typ. Allerdings kommen auch Mischformen vor. </p><p class="bodytext"><strong>So zeigt sich ADHS im Erwachsenenalter </strong></p><p class="bodytext">Gut zwei Drittel der betroffenen Kinder nehmen ihre Erkrankung ins Erwachsenenalter mit. Manchmal wird die Störung auch erst dann diagnostiziert, z. B. wenn die Beschwerden milde sind oder nicht bemerkt, fehlgedeutet oder ignoriert wurden. Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 1 bis 4 % der Erwachsenen in Deutschland von einer ADHS betroffenen sind. Auch bei ihnen macht sich die Erkrankung mit den drei Hauptkriterien Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität bemerkbar. Diese äußern sich folgendermaßen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Lähmende „Aufschieberitis“, geringe Motivation, Konzentrationsschwierigkeiten bei der Arbeit, z. B. bei Konferenzen oder beim Lesen. Probleme beim Organisieren der Arbeit und des Alltags, schlechtes Zeitmanagement.</li><li>Innere Unruhe, Nervosität und Nicht-Warten-Können. Das Sitzen in Ruhe fällt schwer, stattdessen wird oft mit den Füßen gewippt oder mit den Fingern an etwas herumgespielt.</li><li>Ständiges Reden und Anderen-Ins-Wort-Fallen, zu schnelles und aggressives Autofahren, Probleme, Frustrationen auszuhalten und mit Ärger umzugehen. Dazu kommen Jähzorn, häufige Stimmungsschwankungen und überzogene emotionale Reaktionen auf Kleinigkeiten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Neben allen problematischen, selbstgefährdeten Komponenten hat die Erkrankung auch positive Aspekte. Oft handelt es sich bei den Betroffenen um offene, kreative Menschen, die, wenn sie ihre passende Nische im Beruf gefunden haben, unschlagbar in ihrem Metier sind. </p><p class="bodytext"><strong>Wer stellt die Diagnose? </strong></p><p class="bodytext">Wenn Kinder ein problematisches Verhalten zeigen, kommen die ersten Hinweise meist von den Eltern, den Kindergärtner*innen oder auch den Lehrer*innen. Dann ist es Zeit, die Kinderärzt*in um Rat zu fragen. Diese wird bei einem begründeten Verdacht eine Fachkolleg*in einschalten, z. B. eine Fachärzt*in für Kinder- und Jugendpsychiatrie (es sei denn, sie hat selbst die nötige Expertise für eine ADHS-Diagnose). Auch Psychologische Psychotherapeut*innen mit Zusatzqualifikationen sind geeignet, eine ADHS zu diagnostizieren. </p><p class="bodytext">Die Untersuchungen sind umfangreich. Meist füllen Eltern und Kind zunächst Fragebögen aus, auf deren Ergebnis dann ein ausführliches Gespräch aufgebaut wird. Bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung wird auch das Sehen und Hören geprüft, um körperliche Ursache für die Aufmerksamkeits- oder Lernprobleme auszuschließen. Psychologische Tests runden die Diagnose ab. Zum Einsatz kommen vor allem altersentsprechende Konzentrationstests. </p><p class="bodytext">Im Erwachsenenalter werden noch nicht diagnostizierte Betroffene manchmal von Freunden oder Kollegen darauf hingewiesen, dass ihr Verhalten problematisch ist und eventuell mit ADHS zu tun haben könnte. Mancher kommt durch intensive Beschäftigung mit seinen Schwierigkeiten auch selbst darauf, dass seine sozialen Probleme oder Konzentrationsschwierigkeiten etwas mit ADHS zu tun haben könnten. Hilfreich sind dabei Selbsttests, die es im Internet gibt. Sie ersetzen natürlich nicht die Diagnose. Die erfolgt bei der Fachärzt*in, z. B. in der neurologischen oder der psychiatrischen Praxis. Grundlage der Diagnose sind auch bei Erwachsenen Fragebögen, das gründliche Gespräch, die körperliche Untersuchung und psychologische Tests. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen müssen im Rahmen der Diagnose andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden ausgeschlossen werden. Dazu gehören zum Beispiel Depressionen, Schilddrüsenüberfunktion, Schädel-Hirn-Verletzungen oder Epilepsien. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt die Störung her? </strong></p><p class="bodytext">Forscher*innen gehen davon aus, dass Veränderungen der zentralen Botenstoffe die Grundlage von ADHS bilden. D.h., es sind die Stoffe beteiligt, über die die Gehirnzellen miteinander kommunizieren. Wie es zu diesen Veränderungen kommt, ist allerdings noch unklar. Neueste Untersuchungen bekräftigen die Annahme, dass eine genetische Veranlagung das Risiko für ein ADHS erhöht. Aber auch Schwangerschaftsfaktoren oder Geburtskomplikationen sollen daran beteiligt sein – Genaues weiß man dazu allerdings noch nicht. Sicher ist jedoch, dass die Erkrankung maßgeblich durch Umweltfaktoren und psychosoziale Faktoren beeinflusst werden kann. </p><p class="bodytext"><strong>ADHS bei Kindern behandeln – aber wie?</strong></p><p class="bodytext"> Die Behandlung ist multimodal, d.h., sie besteht aus mehreren Bausteinen und wird individuell an die Beschwerden des Kindes angepasst. Zunächst ist es wichtig, Eltern und Kind über die Erkrankung aufzuklären. Ein Elterntraining soll helfen, mit dem problematischen Verhalten des Kindes besser umzugehen. Je nach Beschwerdebild bekommt das Kind psychologische Unterstützung. Meist wird eine Verhaltenstherapie begonnen, bei starken Aufmerksamkeitsstörungen auch ein Training zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit. Sind die Beschwerden nur leicht ausgeprägt, können diese Maßnahmen durchaus ausreichen. </p><p class="bodytext">Bleibt ein Behandlungserfolg aus oder leidet das Kind von vorneherein unter einer sehr schweren Symptomatik (starke Aggressivität, ausgeprägte Funktionsbeeinträchtigung in der der Schule), kommen Medikamente auf den Plan. In Deutschland werden Medikamente erst bei Kindern über sechs Jahren empfohlen, in besonders schweren Einzelfällen ist dies auch im Vorschulalter möglich. Medikamente der ersten Wahl bei Kindern sind Stimulanzien wie Methylphenidat (oder Amphetamin). Alternativen bei Nebenwirkungen oder mangelhaftem Erfolg sind Atomoxetin und Guanfacin. </p><p class="bodytext">Stimulanzien, Atomoxetin und Guanfacin sind starke Medikamente, die auch eine ganze Reihe von unerwünschten Wirkungen aufweisen. Aus diesem Grund muss ihr Einsatz gründlich überwacht und die Notwendigkeit einer Therapie regelmäßig fachärztlich geprüft werden. Unter Methylphenidat treten beispielsweise sehr häufig Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität und Appetitverlust auf. Bei Amphetaminen drohen Appetitminderung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Mundtrockenheit. Guanfacin kann zu einer vermehrten Tagesmüdigkeit führen, zu Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen, niedrigem Blutdruck und Gewichtszunahme. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Sowohl unter einer langfristigen Behandlung mit Methylphenidat als auch mit Atomoxetin wurde bei Kindern ein vermindertes Körperwachstum beobachtet – vermutlich aufgrund der appetitmindernden Wirkung. Regelmäßige Kontrollen von Körpergröße und -gewicht sind obligatorisch, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Gegenmaßnahmen sind z. B. gehaltvollere Mahlzeiten sowie Pausieren oder Wechsel des Präparates. </p><p class="bodytext"><strong>Erwachsene behandeln: Aufklärung, Medikamente und Psychotherapie </strong></p><p class="bodytext">Ob bei Erwachsenen eine Behandlung erforderlich ist, hängt davon ab, wie sehr die Lebensqualität eingeschränkt ist. Manchmal hilft schon die ausführliche Aufklärung und Beratung über die Erkrankung enorm. Die Betroffenen lernen, dass ihre Probleme nicht selbst verschuldet sind, sondern eine Ursache haben. Im Rahmen einer Psychotherapie wird trainiert, besser mit den Problemen klarzukommen. Oft lassen sich dabei für bestimmte Situationen Handlungsstrategien entwickeln. Dazu gehört beispielsweise, bei der Arbeit große Ziele in Etappen einzuteilen oder Impulskäufe mit Wunschlisten und Achtsamkeitstraining zu vermeiden. </p><p class="bodytext">Reichen die Maßnahmen nicht aus, kommen Medikamente zum Einsatz. Wie bei Kindern und Jugendlichen verordnet die Ärzt*in meist Methylphenydat, alternativ kann die Therapie auch mit Atomoxetin begonnen werden. Welches Präparat individuell am besten wirkt, lässt sich nicht vorhersagen. In Cross-over-Studien mit den Stimulanzien Methylphenidat oder Amphetamin sprachen z. B. 41% der Studienteilnehmer*innen auf beide an, 28% mehr auf Amphetamine und 16% mehr auf Methylphenidat. Greift eine Therapie nicht, wird deshalb ein anderer Wirkstoff versucht. Möglich ist auch die Kombination verschiedener Wirkstoffe. Behandlungserfolg und Nebenwirkungen sollten alle sechs Monate geprüft werden. Einmal im Jahr empfehlen Expert*innen einen behandlungsfreien Zeitraum, um zu überprüfen, ob die Betroffene inzwischen vielleicht auch ohne Medikamente zurechtkommt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Für ADHS-Patient*innen ist das Internet durchaus hilfreich. Dort findet man Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Leidensgenoss*innen. Zudem geben immer mehr Betroffene auf eigenen Internetseiten Tipps, wie man die Erkrankung vor allem im Hinblick auf Beruf- und Privatleben besser in den Griff bekommt. </p><p class="bodytext">Quellen: S3 Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“, AWMF-Nr. 028-045; www.adhs-deutschland.de </p>

<p class="bodytext">Unaufmerksamkeit, Zappligkeit und Impulsivität machen Kindern und Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) das Leben schwer. Die Folgen für Ausbildung, Beruf und soziale Beziehungen sind häufig gravierend. Doch wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, lässt sich mit psychotherapeutischen Maßnahmen und Medikamenten gegensteuern. </p><p class="bodytext"><strong>Verkehrsunfälle, Scheidungen und Depressionen häufig </strong></p><p class="bodytext">Eine ganze Zeit lang gab es einen regelrechten Hype um die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei Kindern, die in der Schule nicht mitkamen, herumzappelten statt konzentriert lernten oder sonst anstrengend waren, wurde oft vorschnell eine ADHS vermutet und nach Medikamenten gerufen. Zum Glück ist nicht jeder Zappelphillipp ein ADHS-Kind. Wer jedoch nachgewiesenermaßen unter der Erkrankung leidet (und das sind immerhin knapp 4% der Kinder und Jugendlichen), muss mit Auswirkungen auf sein gesamtes Leben rechnen. </p><p class="bodytext">So ist bei Kindern mit ADHS das Unfallrisiko um 400% erhöht, weil sie oft Gefahren nicht richtig einschätzen und ihre Handlungen weniger umsichtig planen. Die Konzentrationsstörungen führen dazu, dass die Leistungen in Schule und Ausbildung leiden. 35% der Jugendlichen mit ADHS haben deshalb keinen Schulabschluss . Aufgrund ihrer sozialen Probleme entwickeln viele ADHS-Kinder und -Teenager Depressionen oder fangen an, Drogen zu nehmen. Weitere häufige Auswirkungen sind Essstörungen sowie der Hang zu Selbstverletzung und riskantem sexuellen Verhalten. </p><p class="bodytext">Auch Erwachsene mit ADHS leiden unter den Folgen ihrer Erkrankung. Sie sind oft weniger leistungsfähig im Beruf und seltener fest angestellt. Dazu kommen eine höhere Scheidungsrate als Gesunde und vermehrte Verkehrs- und andere Unfälle. Depressionen und Angststörungen sind häufig, ebenso unerklärliche Erschöpfungszustände und Schmerzen. Viele Betroffene kämpfen mit Suchtproblemen. Diese reichen vom Kettenrauchen bis zur Kauf- oder Spielsucht. </p><p class="bodytext"><strong>ADHS-Hinweise bei Kindern erkennen </strong></p><p class="bodytext">Je früher die Erkrankung erkannt und therapiert wird, desto besser sind die Chancen, trotz ADHS ein gutes Leben zu führen. Bei den folgenden drei Kardinalsymptomen sollten Eltern und Erzieher*innen deshalb aufmerksam werden:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Unaufmerksamkeit</strong> zeigt sich beispielsweise darin, dass das Kind leicht ablenkbar und vergesslich ist. Es fängt eine Aufgabe nach der anderen an und schafft es nicht, sie abzuschließen. Oft scheint es auch so, als könnte das Kind gar nicht richtig zuhören.</li><li>Typisches Zeichen der <strong>Hyperaktivität</strong> ist beispielsweise, dass das Kind in Situationen, in denen es nicht angebracht ist, ungebremst herumrennt und herumklettert. Es redet oft sehr viel, wirkt wie aufgezogen. Sitzt es auf dem Stuhl, rutscht es hin und her und fuchtelt mit den Händen herum.</li><li>Am schwierigsten für Familienmitglieder, Mitschüler*innen, Lehrer*innen oder Bekannte ist häufig die <strong>Impulsivität </strong>der ADHS-Kindern. Denn diese Kinder sind schnell ungeduldig, fallen anderen ins Wort und können oft nicht warten, bis sie an der Reihe sind. Manche Kinder sind rücksichtslos oder werden aggressiv, andere „stören“ nur. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Jugendlichen verwandelt sich die äußerliche Hyperaktivität oft in eine innere Unruhe. Aufgrund massiver Konzentrationsstörungen schaffen es viele ADHS-Teenager in der Schule nicht, ihre Aufgaben fertig zu stellen. Probleme mit Mitschüler*innen sind häufig. ADHS-Jugendlichen fällt es schwer, soziale Beziehungen aufzubauen oder sich in Gruppen einzuordnen. Manche Betroffenen werden aggressiv, andere ziehen sich in sich zurück. Die meisten haben Schwierigkeiten, Frustrationen auszuhalten oder mit der eigenen Wut oder Ärger umzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Je nach Ausprägung der Beschwerden unterscheidet man zwischen dem hyperaktiv-impulsiven Typ und dem vorwiegend unaufmerksamen Typ. Allerdings kommen auch Mischformen vor. </p><p class="bodytext"><strong>So zeigt sich ADHS im Erwachsenenalter </strong></p><p class="bodytext">Gut zwei Drittel der betroffenen Kinder nehmen ihre Erkrankung ins Erwachsenenalter mit. Manchmal wird die Störung auch erst dann diagnostiziert, z. B. wenn die Beschwerden milde sind oder nicht bemerkt, fehlgedeutet oder ignoriert wurden. Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 1 bis 4 % der Erwachsenen in Deutschland von einer ADHS betroffenen sind. Auch bei ihnen macht sich die Erkrankung mit den drei Hauptkriterien Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität bemerkbar. Diese äußern sich folgendermaßen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Lähmende „Aufschieberitis“, geringe Motivation, Konzentrationsschwierigkeiten bei der Arbeit, z. B. bei Konferenzen oder beim Lesen. Probleme beim Organisieren der Arbeit und des Alltags, schlechtes Zeitmanagement.</li><li>Innere Unruhe, Nervosität und Nicht-Warten-Können. Das Sitzen in Ruhe fällt schwer, stattdessen wird oft mit den Füßen gewippt oder mit den Fingern an etwas herumgespielt.</li><li>Ständiges Reden und Anderen-Ins-Wort-Fallen, zu schnelles und aggressives Autofahren, Probleme, Frustrationen auszuhalten und mit Ärger umzugehen. Dazu kommen Jähzorn, häufige Stimmungsschwankungen und überzogene emotionale Reaktionen auf Kleinigkeiten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Neben allen problematischen, selbstgefährdeten Komponenten hat die Erkrankung auch positive Aspekte. Oft handelt es sich bei den Betroffenen um offene, kreative Menschen, die, wenn sie ihre passende Nische im Beruf gefunden haben, unschlagbar in ihrem Metier sind. </p><p class="bodytext"><strong>Wer stellt die Diagnose? </strong></p><p class="bodytext">Wenn Kinder ein problematisches Verhalten zeigen, kommen die ersten Hinweise meist von den Eltern, den Kindergärtner*innen oder auch den Lehrer*innen. Dann ist es Zeit, die Kinderärzt*in um Rat zu fragen. Diese wird bei einem begründeten Verdacht eine Fachkolleg*in einschalten, z. B. eine Fachärzt*in für Kinder- und Jugendpsychiatrie (es sei denn, sie hat selbst die nötige Expertise für eine ADHS-Diagnose). Auch Psychologische Psychotherapeut*innen mit Zusatzqualifikationen sind geeignet, eine ADHS zu diagnostizieren. </p><p class="bodytext">Die Untersuchungen sind umfangreich. Meist füllen Eltern und Kind zunächst Fragebögen aus, auf deren Ergebnis dann ein ausführliches Gespräch aufgebaut wird. Bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung wird auch das Sehen und Hören geprüft, um körperliche Ursache für die Aufmerksamkeits- oder Lernprobleme auszuschließen. Psychologische Tests runden die Diagnose ab. Zum Einsatz kommen vor allem altersentsprechende Konzentrationstests. </p><p class="bodytext">Im Erwachsenenalter werden noch nicht diagnostizierte Betroffene manchmal von Freunden oder Kollegen darauf hingewiesen, dass ihr Verhalten problematisch ist und eventuell mit ADHS zu tun haben könnte. Mancher kommt durch intensive Beschäftigung mit seinen Schwierigkeiten auch selbst darauf, dass seine sozialen Probleme oder Konzentrationsschwierigkeiten etwas mit ADHS zu tun haben könnten. Hilfreich sind dabei Selbsttests, die es im Internet gibt. Sie ersetzen natürlich nicht die Diagnose. Die erfolgt bei der Fachärzt*in, z. B. in der neurologischen oder der psychiatrischen Praxis. Grundlage der Diagnose sind auch bei Erwachsenen Fragebögen, das gründliche Gespräch, die körperliche Untersuchung und psychologische Tests. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen müssen im Rahmen der Diagnose andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden ausgeschlossen werden. Dazu gehören zum Beispiel Depressionen, Schilddrüsenüberfunktion, Schädel-Hirn-Verletzungen oder Epilepsien. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt die Störung her? </strong></p><p class="bodytext">Forscher*innen gehen davon aus, dass Veränderungen der zentralen Botenstoffe die Grundlage von ADHS bilden. D.h., es sind die Stoffe beteiligt, über die die Gehirnzellen miteinander kommunizieren. Wie es zu diesen Veränderungen kommt, ist allerdings noch unklar. Neueste Untersuchungen bekräftigen die Annahme, dass eine genetische Veranlagung das Risiko für ein ADHS erhöht. Aber auch Schwangerschaftsfaktoren oder Geburtskomplikationen sollen daran beteiligt sein – Genaues weiß man dazu allerdings noch nicht. Sicher ist jedoch, dass die Erkrankung maßgeblich durch Umweltfaktoren und psychosoziale Faktoren beeinflusst werden kann. </p><p class="bodytext"><strong>ADHS bei Kindern behandeln – aber wie?</strong></p><p class="bodytext"> Die Behandlung ist multimodal, d.h., sie besteht aus mehreren Bausteinen und wird individuell an die Beschwerden des Kindes angepasst. Zunächst ist es wichtig, Eltern und Kind über die Erkrankung aufzuklären. Ein Elterntraining soll helfen, mit dem problematischen Verhalten des Kindes besser umzugehen. Je nach Beschwerdebild bekommt das Kind psychologische Unterstützung. Meist wird eine Verhaltenstherapie begonnen, bei starken Aufmerksamkeitsstörungen auch ein Training zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit. Sind die Beschwerden nur leicht ausgeprägt, können diese Maßnahmen durchaus ausreichen. </p><p class="bodytext">Bleibt ein Behandlungserfolg aus oder leidet das Kind von vorneherein unter einer sehr schweren Symptomatik (starke Aggressivität, ausgeprägte Funktionsbeeinträchtigung in der der Schule), kommen Medikamente auf den Plan. In Deutschland werden Medikamente erst bei Kindern über sechs Jahren empfohlen, in besonders schweren Einzelfällen ist dies auch im Vorschulalter möglich. Medikamente der ersten Wahl bei Kindern sind Stimulanzien wie Methylphenidat (oder Amphetamin). Alternativen bei Nebenwirkungen oder mangelhaftem Erfolg sind Atomoxetin und Guanfacin. </p><p class="bodytext">Stimulanzien, Atomoxetin und Guanfacin sind starke Medikamente, die auch eine ganze Reihe von unerwünschten Wirkungen aufweisen. Aus diesem Grund muss ihr Einsatz gründlich überwacht und die Notwendigkeit einer Therapie regelmäßig fachärztlich geprüft werden. Unter Methylphenidat treten beispielsweise sehr häufig Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität und Appetitverlust auf. Bei Amphetaminen drohen Appetitminderung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Mundtrockenheit. Guanfacin kann zu einer vermehrten Tagesmüdigkeit führen, zu Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen, niedrigem Blutdruck und Gewichtszunahme. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Sowohl unter einer langfristigen Behandlung mit Methylphenidat als auch mit Atomoxetin wurde bei Kindern ein vermindertes Körperwachstum beobachtet – vermutlich aufgrund der appetitmindernden Wirkung. Regelmäßige Kontrollen von Körpergröße und -gewicht sind obligatorisch, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Gegenmaßnahmen sind z. B. gehaltvollere Mahlzeiten sowie Pausieren oder Wechsel des Präparates. </p><p class="bodytext"><strong>Erwachsene behandeln: Aufklärung, Medikamente und Psychotherapie </strong></p><p class="bodytext">Ob bei Erwachsenen eine Behandlung erforderlich ist, hängt davon ab, wie sehr die Lebensqualität eingeschränkt ist. Manchmal hilft schon die ausführliche Aufklärung und Beratung über die Erkrankung enorm. Die Betroffenen lernen, dass ihre Probleme nicht selbst verschuldet sind, sondern eine Ursache haben. Im Rahmen einer Psychotherapie wird trainiert, besser mit den Problemen klarzukommen. Oft lassen sich dabei für bestimmte Situationen Handlungsstrategien entwickeln. Dazu gehört beispielsweise, bei der Arbeit große Ziele in Etappen einzuteilen oder Impulskäufe mit Wunschlisten und Achtsamkeitstraining zu vermeiden. </p><p class="bodytext">Reichen die Maßnahmen nicht aus, kommen Medikamente zum Einsatz. Wie bei Kindern und Jugendlichen verordnet die Ärzt*in meist Methylphenydat, alternativ kann die Therapie auch mit Atomoxetin begonnen werden. Welches Präparat individuell am besten wirkt, lässt sich nicht vorhersagen. In Cross-over-Studien mit den Stimulanzien Methylphenidat oder Amphetamin sprachen z. B. 41% der Studienteilnehmer*innen auf beide an, 28% mehr auf Amphetamine und 16% mehr auf Methylphenidat. Greift eine Therapie nicht, wird deshalb ein anderer Wirkstoff versucht. Möglich ist auch die Kombination verschiedener Wirkstoffe. Behandlungserfolg und Nebenwirkungen sollten alle sechs Monate geprüft werden. Einmal im Jahr empfehlen Expert*innen einen behandlungsfreien Zeitraum, um zu überprüfen, ob die Betroffene inzwischen vielleicht auch ohne Medikamente zurechtkommt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Für ADHS-Patient*innen ist das Internet durchaus hilfreich. Dort findet man Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Leidensgenoss*innen. Zudem geben immer mehr Betroffene auf eigenen Internetseiten Tipps, wie man die Erkrankung vor allem im Hinblick auf Beruf- und Privatleben besser in den Griff bekommt. </p><p class="bodytext">Quellen: S3 Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“, AWMF-Nr. 028-045; www.adhs-deutschland.de </p>

<p class="bodytext">Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Übel. Oft schämen sich die Betroffenen, isolieren sich und würden ihre vier Wände am liebsten gar nicht mehr verlassen. Dabei gibt es heute ausgefeilte Inkontinenzprodukte, die ganz diskret für Trockenheit und Sicherheit sorgen. Wissenswertes rund um Einlagen, Windeln und Pants finden Sie in unserem Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Frauen benachteiligt </strong></p><p class="bodytext">Sechs bis acht Millionen Menschen in Deutschland haben Probleme, ihre Blase zu kontrollieren. In der Folge verlieren sie ständig oder auch situationsbedingt – zum Beispiel beim Husten oder Lachen – kleinere oder größere Mengen Urin. Betroffen sind vor allem Frauen. Das liegt unter anderem am Aufbau des weiblichen Beckenbodens. Zum einen hat er eine Öffnung mehr, zum anderen ist er weniger straff, um sich bei einer Geburt leichter zu dehnen. Zusätzlich belastet und geschwächt wird der weibliche Beckenboden durch Geburten und Schwangerschaften. </p><p class="bodytext">Mit Medikamenten lässt sich die Harninkontinenz kaum beeinflussen. Besser helfen beckenbodenstärkende Gymnastik oder beispielsweise eine Gewichtsreduktion. In den allermeisten Fällen bleibt es beim Urinverlust und die Betroffenen sind auf Hilfsmittel angewiesen. Am häufigsten verwendet werden aufsaugende (absorbierende) Produkte. Sie nehmen ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Urin auf und verteilen diesen innerhalb einer speziell konstruierten Saugschicht. </p><p class="bodytext"><strong>Superabsorber Natrium-Polyacrylat </strong></p><p class="bodytext">Das Geheimnis dieser sogenannten Superabsorber ist meist Natrium-Polyacrylat. Die Natriumionen ziehen das Wasser osmotisch an und es bildet sich ein Hydrogel. Je mehr Natrium im Superabsorber enthalten ist, desto mehr Wasser wird aufgenommen und gebunden. Das Ganze geschieht fern von der Haut in der Hydrogelschicht – die innere Oberfläche des Produkts bleibt trocken. </p><p class="bodytext">Damit der Urin nicht nur im Bereich der Harnröhrenöffnung zu Hydrogel wird und dort einen Klumpen bildet, sorgt eine Verteilschicht dafür, dass die Flüssigkeit verteilt und über den gesamten Aufsaugkern gebunden wird. Weil der Urin im Hydrogel gebunden ist, ist auf der Außenseite keine wasser- und luftdichte Folie zum Abdichten nötig. Stattdessen kommt eine atmungsaktive Außenschicht zum Einsatz, was den Tragekomfort von Windeln &amp; Co. deutlich verbessert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Superabsorberhaben einen weiteren Vorteil: Sie binden nicht nur die Flüssigkeit des Urins, sondern auch den Geruch. </p><p class="bodytext"><strong>Einlage, Windel oder Pants? </strong></p><p class="bodytext">Die technischen Errungenschaften von Superabsorber, Verteilschichten und atmungsaktiver Außenseite finden sich im Prinzip in allen aufsaugenden Inkontinenzprodukten. Dabei kann man je nach Stärke der Undichtigkeit zwischen verschiedenen Formen wählen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Einlagen.</strong> Für leichtes Harnträufeln zwischendurch (etwa 30 ml/Tag) reichen oft Einlagen. Ähnlich wie Monatsbinden haben diese zum Befestigen in der Unterhose einen Klebstreifen auf der Rückseite. Einlagen für Harninkontinenz gibt es in unterschiedlichen Formen für Männer und für Frauen.</li><li><strong>Vorlagen. </strong>Gehen am Tag nicht mehr als etwa 300 ml Urin ab, werden meist Vorlagen empfohlen. Diese sind größer als Einlagen und speziell für Männer oder Frauen anatomisch geformt. Vorlagen werden nicht in die Unterhose geklebt, sondern mit einer elastischen Netzhose fixiert. Auf diese Weise schmiegen sie sich sehr gut an und zeichnen sich unter der Kleidung kaum ab. Über Netzhose und Vorlage kann auf Wunsch auch normale Unterwäsche getragen werden.</li><li><strong>Inkontinenzwindel.</strong> Windeln sind ab einer mittleren Inkontinenzstärke angezeigt, also wenn mehr als etwa 300 bis 400 ml Urin am Tag verloren gehen. Sie liegen eng am Körper an und werden seitlich mit Klebestreifen geschlossen. Solche Inkontinenzwindeln kommen vor allem bei bettlägerigen, pflegebedürftigen Menschen zum Einsatz. Es gibt auch Varianten, die zusätzlich mit einer Art Hüftgürtel gehalten werden. Dieses System ist für Menschen gedacht, die noch körperlich aktiv sind.</li><li><strong>Pants oder Windel-Slips. </strong>Besonders praktisch und für alle Inkontinenzformen geeignet sind Windelpants, die sich wie ganz normale Unterhosen anziehen lassen. Gegen Auslaufen bieten sie spezielle elastische Bündchen. Sie lassen sich beim Toilettengang wie eine normale Unterhose herunterziehen. Sind sie nicht beschmutzt, kann man sie einfach weiterverwenden. Pants gibt es unisex oder in spezieller Ausführung für Männer bzw. Frauen. Damit sie wirklich dichthalten, ist die passende Größe wichtig. In der Regel sind die Größen mit S, M, L, XL und XXL gekennzeichnet. Sie bemessen sich nach dem Bauchumfang. </li></ul></p><p class="bodytext">Oft macht es Sinn, verschiedene Produkte zu kombinieren. So reichen z. B. tagsüber oft Einlagen oder Vorlagen, die häufig gewechselt werden, während nachts eine aufnahmefähigere Windel einen ruhigen Schlaf ermöglicht. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Windeln anlegen ist gar nicht so einfach, sei es bei einem selbst oder bei jemand anderem. Einige Hersteller bieten auf ihrer Homepage Beschreibungen und Schulungsvideos zur Verwendung von Inkontinenzprodukten an. </p><p class="bodytext"><strong>Einweg oder Mehrweg? </strong></p><p class="bodytext">Auch bei Inkontinenzprodukten für Erwachsene gibt es wiederverwendbare, waschbare Lösungen. Allerdings hat sich die Auswahl in den letzten Jahren reduziert. Wiederverwendbare Produkte haben ein Mehrkammersystem und einen Vliesschicht, die den Rückfluss des Urins Richtung Körper und Haut verhindern sollen. Sie können in der Regel bis zu 300-Mal bei 95° C gewaschen und in den Trockner geworfen werden. Bügeln ist jedoch aufgrund der speziellen Gewebe verboten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ob die Ökobilanz bei Mehrwegprodukten wirklich besser ist als bei Einwegwindeln, wird auch bei Säuglingswindeln immer wieder heftig diskutiert. Strom- und Wasserverbrauch für die Aufbereitung sind beispielsweise nicht zu unterschätzen. </p><p class="bodytext"><strong>Hautschutz unter der Windel </strong></p><p class="bodytext">Neben der richtigen Nutzung der aufsaugenden Hilfsmittel ist bei der Inkontinenz auch die Hautpflege von großer Bedeutung. Das gilt vor allem beiälteren Menschen, weil alternde Haut weniger widerstandsfähig gegenüber äußeren Reizen ist. Zur Pflege empfiehlt sich:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Waschen.</strong> Den Intimbereich nur mit lauwarmem Wasser und alkalifreien, ph-neutralen und rückfettenden Substanzen waschen. Ideal sind weiche (!) Einmalwaschlappen. Haut danach gründlich, aber vorsichtig trocknen. Nicht rubbeln, da hierbei kleinste Verletzungen oder Risse drohen. Trockenfönen ist nicht erlaubt, da dies die Haut zu sehr austrocknet.</li><li><strong>Pflege.</strong> Zur Hautpflege bieten sich spezielle Pflegeöle oder Wasser-in-Öl-Emulsionen an. Keine Öl-in-Wasser-Emulsionen verwenden, sie quellen die Hornschicht auf und trocknen die Haut aus. Auch Babyöle sind ungeeignet, da sie oft reizende Duftstoffe enthalten. Spezielle feuchtigkeitsbindende Pflegeprodukte für Inkontinente, z. B. auf der Basis von Harnstoff oder Aloe vera, gibt es in der Apotheke.</li><li><strong>Schutz.</strong> Um die Haut von Windel- und Vorlagenträger vor Urin und Stuhl zu schützen, wurden spezielle Barriereprodukte entwickelt. Diese enthalten natürliche Öle, Silikonöle oder Zinkoxid bzw. Kombinationen daraus und sind in der Apotheke erhältlich. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Puder und Vaseline schaden mehr als sie schützen: Puder verklumpt und wirkt wie Schmirgelpapier auf die Haut, Vaseline mindert die Saugfähigkeit der absorbierenden Wirkstoffe und Schichten. </p><p class="bodytext"><strong>Ableiten statt aufsaugen </strong></p><p class="bodytext">Bettlägerige Patienten mit schwerer Inkontinenz werden manchmal auch mit Dauerkathetern versorgt. Dafür schieben Ärzt*innen oder Pflegepersonal einen doppellumigen Schlauch aus Silikon durch die Harnröhre bis in die Blase. Dauerkatheter bergen ein hohes Infektionsrisiko, weshalb der Einsatz immer kritisch abzuwägen ist. </p><p class="bodytext">Zum Auffangen des Urins verbindet man den Katheter mit einem Auffangbeutel. Hier gibt es verschiedene Systeme. Bei Bettlägerigen verwendet man meist Urinbeutel aus Plastik, die an einem Gestell am Bettrand aufgehängt werden und aus denen man den Urin regelmäßig ablässt. Mobile Patienten haben die Möglichkeit, den Urinbeutel am Bein zu befestigen. </p><p class="bodytext">Für Männer gibt es eine weitere Methode der Harnableitung: Das Urinalkondom. Es wird wie ein Präservativ über den Penis gestreift und mit Hilfe von Klebestreifen befestigt. An der Spitze des Kondoms befindet sich ein Schlauch, durch den der Urin in den am Bein befestigten Urinbeutel abfließen kann. </p><p class="bodytext">Quellen: Schäfer C, DAZ 2020; 37: 49; Bruhn C, DAZ 2013; 26: 44 </p>

<p class="bodytext">Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Übel. Oft schämen sich die Betroffenen, isolieren sich und würden ihre vier Wände am liebsten gar nicht mehr verlassen. Dabei gibt es heute ausgefeilte Inkontinenzprodukte, die ganz diskret für Trockenheit und Sicherheit sorgen. Wissenswertes rund um Einlagen, Windeln und Pants finden Sie in unserem Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Frauen benachteiligt </strong></p><p class="bodytext">Sechs bis acht Millionen Menschen in Deutschland haben Probleme, ihre Blase zu kontrollieren. In der Folge verlieren sie ständig oder auch situationsbedingt – zum Beispiel beim Husten oder Lachen – kleinere oder größere Mengen Urin. Betroffen sind vor allem Frauen. Das liegt unter anderem am Aufbau des weiblichen Beckenbodens. Zum einen hat er eine Öffnung mehr, zum anderen ist er weniger straff, um sich bei einer Geburt leichter zu dehnen. Zusätzlich belastet und geschwächt wird der weibliche Beckenboden durch Geburten und Schwangerschaften. </p><p class="bodytext">Mit Medikamenten lässt sich die Harninkontinenz kaum beeinflussen. Besser helfen beckenbodenstärkende Gymnastik oder beispielsweise eine Gewichtsreduktion. In den allermeisten Fällen bleibt es beim Urinverlust und die Betroffenen sind auf Hilfsmittel angewiesen. Am häufigsten verwendet werden aufsaugende (absorbierende) Produkte. Sie nehmen ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Urin auf und verteilen diesen innerhalb einer speziell konstruierten Saugschicht. </p><p class="bodytext"><strong>Superabsorber Natrium-Polyacrylat </strong></p><p class="bodytext">Das Geheimnis dieser sogenannten Superabsorber ist meist Natrium-Polyacrylat. Die Natriumionen ziehen das Wasser osmotisch an und es bildet sich ein Hydrogel. Je mehr Natrium im Superabsorber enthalten ist, desto mehr Wasser wird aufgenommen und gebunden. Das Ganze geschieht fern von der Haut in der Hydrogelschicht – die innere Oberfläche des Produkts bleibt trocken. </p><p class="bodytext">Damit der Urin nicht nur im Bereich der Harnröhrenöffnung zu Hydrogel wird und dort einen Klumpen bildet, sorgt eine Verteilschicht dafür, dass die Flüssigkeit verteilt und über den gesamten Aufsaugkern gebunden wird. Weil der Urin im Hydrogel gebunden ist, ist auf der Außenseite keine wasser- und luftdichte Folie zum Abdichten nötig. Stattdessen kommt eine atmungsaktive Außenschicht zum Einsatz, was den Tragekomfort von Windeln &amp; Co. deutlich verbessert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Superabsorberhaben einen weiteren Vorteil: Sie binden nicht nur die Flüssigkeit des Urins, sondern auch den Geruch. </p><p class="bodytext"><strong>Einlage, Windel oder Pants? </strong></p><p class="bodytext">Die technischen Errungenschaften von Superabsorber, Verteilschichten und atmungsaktiver Außenseite finden sich im Prinzip in allen aufsaugenden Inkontinenzprodukten. Dabei kann man je nach Stärke der Undichtigkeit zwischen verschiedenen Formen wählen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Einlagen.</strong> Für leichtes Harnträufeln zwischendurch (etwa 30 ml/Tag) reichen oft Einlagen. Ähnlich wie Monatsbinden haben diese zum Befestigen in der Unterhose einen Klebstreifen auf der Rückseite. Einlagen für Harninkontinenz gibt es in unterschiedlichen Formen für Männer und für Frauen.</li><li><strong>Vorlagen. </strong>Gehen am Tag nicht mehr als etwa 300 ml Urin ab, werden meist Vorlagen empfohlen. Diese sind größer als Einlagen und speziell für Männer oder Frauen anatomisch geformt. Vorlagen werden nicht in die Unterhose geklebt, sondern mit einer elastischen Netzhose fixiert. Auf diese Weise schmiegen sie sich sehr gut an und zeichnen sich unter der Kleidung kaum ab. Über Netzhose und Vorlage kann auf Wunsch auch normale Unterwäsche getragen werden.</li><li><strong>Inkontinenzwindel.</strong> Windeln sind ab einer mittleren Inkontinenzstärke angezeigt, also wenn mehr als etwa 300 bis 400 ml Urin am Tag verloren gehen. Sie liegen eng am Körper an und werden seitlich mit Klebestreifen geschlossen. Solche Inkontinenzwindeln kommen vor allem bei bettlägerigen, pflegebedürftigen Menschen zum Einsatz. Es gibt auch Varianten, die zusätzlich mit einer Art Hüftgürtel gehalten werden. Dieses System ist für Menschen gedacht, die noch körperlich aktiv sind.</li><li><strong>Pants oder Windel-Slips. </strong>Besonders praktisch und für alle Inkontinenzformen geeignet sind Windelpants, die sich wie ganz normale Unterhosen anziehen lassen. Gegen Auslaufen bieten sie spezielle elastische Bündchen. Sie lassen sich beim Toilettengang wie eine normale Unterhose herunterziehen. Sind sie nicht beschmutzt, kann man sie einfach weiterverwenden. Pants gibt es unisex oder in spezieller Ausführung für Männer bzw. Frauen. Damit sie wirklich dichthalten, ist die passende Größe wichtig. In der Regel sind die Größen mit S, M, L, XL und XXL gekennzeichnet. Sie bemessen sich nach dem Bauchumfang. </li></ul></p><p class="bodytext">Oft macht es Sinn, verschiedene Produkte zu kombinieren. So reichen z. B. tagsüber oft Einlagen oder Vorlagen, die häufig gewechselt werden, während nachts eine aufnahmefähigere Windel einen ruhigen Schlaf ermöglicht. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Windeln anlegen ist gar nicht so einfach, sei es bei einem selbst oder bei jemand anderem. Einige Hersteller bieten auf ihrer Homepage Beschreibungen und Schulungsvideos zur Verwendung von Inkontinenzprodukten an. </p><p class="bodytext"><strong>Einweg oder Mehrweg? </strong></p><p class="bodytext">Auch bei Inkontinenzprodukten für Erwachsene gibt es wiederverwendbare, waschbare Lösungen. Allerdings hat sich die Auswahl in den letzten Jahren reduziert. Wiederverwendbare Produkte haben ein Mehrkammersystem und einen Vliesschicht, die den Rückfluss des Urins Richtung Körper und Haut verhindern sollen. Sie können in der Regel bis zu 300-Mal bei 95° C gewaschen und in den Trockner geworfen werden. Bügeln ist jedoch aufgrund der speziellen Gewebe verboten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ob die Ökobilanz bei Mehrwegprodukten wirklich besser ist als bei Einwegwindeln, wird auch bei Säuglingswindeln immer wieder heftig diskutiert. Strom- und Wasserverbrauch für die Aufbereitung sind beispielsweise nicht zu unterschätzen. </p><p class="bodytext"><strong>Hautschutz unter der Windel </strong></p><p class="bodytext">Neben der richtigen Nutzung der aufsaugenden Hilfsmittel ist bei der Inkontinenz auch die Hautpflege von großer Bedeutung. Das gilt vor allem beiälteren Menschen, weil alternde Haut weniger widerstandsfähig gegenüber äußeren Reizen ist. Zur Pflege empfiehlt sich:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Waschen.</strong> Den Intimbereich nur mit lauwarmem Wasser und alkalifreien, ph-neutralen und rückfettenden Substanzen waschen. Ideal sind weiche (!) Einmalwaschlappen. Haut danach gründlich, aber vorsichtig trocknen. Nicht rubbeln, da hierbei kleinste Verletzungen oder Risse drohen. Trockenfönen ist nicht erlaubt, da dies die Haut zu sehr austrocknet.</li><li><strong>Pflege.</strong> Zur Hautpflege bieten sich spezielle Pflegeöle oder Wasser-in-Öl-Emulsionen an. Keine Öl-in-Wasser-Emulsionen verwenden, sie quellen die Hornschicht auf und trocknen die Haut aus. Auch Babyöle sind ungeeignet, da sie oft reizende Duftstoffe enthalten. Spezielle feuchtigkeitsbindende Pflegeprodukte für Inkontinente, z. B. auf der Basis von Harnstoff oder Aloe vera, gibt es in der Apotheke.</li><li><strong>Schutz.</strong> Um die Haut von Windel- und Vorlagenträger vor Urin und Stuhl zu schützen, wurden spezielle Barriereprodukte entwickelt. Diese enthalten natürliche Öle, Silikonöle oder Zinkoxid bzw. Kombinationen daraus und sind in der Apotheke erhältlich. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Puder und Vaseline schaden mehr als sie schützen: Puder verklumpt und wirkt wie Schmirgelpapier auf die Haut, Vaseline mindert die Saugfähigkeit der absorbierenden Wirkstoffe und Schichten. </p><p class="bodytext"><strong>Ableiten statt aufsaugen </strong></p><p class="bodytext">Bettlägerige Patienten mit schwerer Inkontinenz werden manchmal auch mit Dauerkathetern versorgt. Dafür schieben Ärzt*innen oder Pflegepersonal einen doppellumigen Schlauch aus Silikon durch die Harnröhre bis in die Blase. Dauerkatheter bergen ein hohes Infektionsrisiko, weshalb der Einsatz immer kritisch abzuwägen ist. </p><p class="bodytext">Zum Auffangen des Urins verbindet man den Katheter mit einem Auffangbeutel. Hier gibt es verschiedene Systeme. Bei Bettlägerigen verwendet man meist Urinbeutel aus Plastik, die an einem Gestell am Bettrand aufgehängt werden und aus denen man den Urin regelmäßig ablässt. Mobile Patienten haben die Möglichkeit, den Urinbeutel am Bein zu befestigen. </p><p class="bodytext">Für Männer gibt es eine weitere Methode der Harnableitung: Das Urinalkondom. Es wird wie ein Präservativ über den Penis gestreift und mit Hilfe von Klebestreifen befestigt. An der Spitze des Kondoms befindet sich ein Schlauch, durch den der Urin in den am Bein befestigten Urinbeutel abfließen kann. </p><p class="bodytext">Quellen: Schäfer C, DAZ 2020; 37: 49; Bruhn C, DAZ 2013; 26: 44 </p>

<p class="bodytext">Alle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext. </p><p class="bodytext"><strong>Acai-Beere — Wunder oder Gift? </strong></p><p class="bodytext">Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Das Fruchtfleisch der Beere besteht zu fast 50% aus Fett, u.a. aus Linolsäure und Ölsäure. Ihr Zuckergehalt ist recht gering. Die propagierten Effekte werden einem hohen Gehalt antioxidativ wirkender Anthocyane zugeschrieben. Außerdem enthält die Beere die fettlöslichen Vitamine E und D und im Fruchtmark steckt Mangan.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Die Preise von Acai-Beeren-Zubereitungen variieren stark. 100 g Pulver kosten zwischen 5 und 12 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Durch den Verzehr üblicher Mengen werden laut Verbraucherzentrale keine ernährungsphysiologisch relevanten Mengen an antioxidativen Anthocyanen aufgenommen. Von der im Internet beschriebenen Wirkungen wie Gewichtsabnahme, sexuelle Stimulation, Heilung von Krankheiten oder Verjüngung ist keine einzige wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung.</strong> Verbraucherschützer*innen warnen vor Manganvergiftungen durch Acai-Beeren. Vor allem beim Verzehr von Acai-Säften kann der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde festgelegte Mangan-Grenzwert von 11 mg/Tag für Erwachsene schnell überschritten werden. Weil man die Acai-Beeren in den Herkunftsländern mit großen Dieselmotoren trocknet, sind sie außerdem oft mit Schadstoffen belastet.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Blaubeeren, Rotkohl, Schwarze Johannisbeeren und Holunderbeeren enthalten ebenso reichlich antioxidativ wirkende Anthocyane.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Aus gesundheitlicher Sicht sind Acai-Beeren auf dem Speiseplan entbehrlich. Sie können zudem ganz ohne die Gefahr einer zu hohen Manganaufnahme gut mit heimischen Früchten ersetzt werden.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Chia-Samen — voll fetter Vorteile? </strong></p><p class="bodytext">Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Ein Drittel ist Fett (mit einem hohen Anteil gesunder Alpha-Linolensäure), weshalb Chiasamen mit einem Energiegehalt von 580 kcl/100 g sehr nahrhaft sind. Drei Viertel der Kohlenhydrate sind quellfähige Ballaststoffe (etwa 34 g/100 mg). Bei den Proteinen sind vier essenzielle Aminosäuren vertreten, außerdem bieten Chia-Samen hohe Anteile an Calcium, Magnesium,Eisen und B-Vitaminen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Chia-Samen kosten im Internet etwa 5 bis 20 Euro pro Kilo, Chia-Öl zwischen 50 und 100 Euro pro Liter.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keine der im Internet beworbenen gesundheitlichen Wirkungen ist wissenschaftlich belegt. Aufgrund ihrer Quellwirkung soll die Zufuhr an Chia-Samen nicht mehr als 15 g, von Chia-Öl nicht mehr als 2 g/Tag betragen.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer Chia-Samen verzehrt, muss reichlich Flüssigkeit dazu trinken! Ansonsten kann es durch die starke Quellwirkung zu gefährlichen Verstopfungen kommen. Auch beim Verzehr in Gebäck und Müsli ist daran zu denken, dass die empfohlene Menge von 15 g/Tag nicht überschritten werden darf. Reizdarmpatient*innen und solche, die unter starken Blähungen leiden, sollten ganz auf Chia-Samen verzichten.</li><li><strong>Heimische Alternativen:</strong> Leinsamen bietet Ballaststoffe und reichlich gesunde Alpha-Linolensäure. Lein-, Raps- und Walnussöl sind Lieferanten der wichtigen Omega-3-Fettsäuren.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Laut DGE sind Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren nicht erforderlich. Empfohlen werden 0,5% der täglichen Kalorienzufuhr, bei einem Erwachsenen etw 1,3 Alpha-Linolensäure — das ist ein Esslöffel Rapsöl. Was die Ballaststoffe betrifft: Hier empfiehlt die DGE 30g/Tag. 15 g Chiasamen decken davon nur 17% . Auf Chia-Samen kann deshalb ohne gesundheitliche Einbußen verzichtet werden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe? </strong></p><p class="bodytext">Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>In 100 g Beeren finden sich etwa 48 mg Vitamin C, 349 kcal, 46 g Zucker, 13 g Ballaststoffe, 190 mg Calcium und 6,8 mg Eisen. Der gepriesene Vitamin-C-Gehalt ist damit vergleichbar mit heimischen Früchten. Außerdem enthält die Goji-Beere Zeaxanthin, ein sauerstoffhaltiges Carotinoid.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Für in Deutschland angebaute Goji-Beeren muss man etwa 10 Euro pro 100 g berappen. Chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind mit 10 bis 40 Euro pro Kilo billiger.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Keine der bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde eingereichten Studien belegt die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zur Goji-Beere.</li><li><strong>Warnung. </strong>Die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren scheinen mit Blutgerinnungshemmern vom Phenprocoumontyp (z. B. Marcumar<sup>®</sup> oder Coumadin<sup>®</sup>) zu interagieren. Bei Patient*innen, die regelmäßig solche Gerinnungshemmer einnehmen, drohen beim Verzehr von Goji-Beeren Blutungen. Zudem sind die aus China eingeführten Goji-Beeren oft mit Pestiziden, Schimmelgiften und Schwermetallen belastet. Für eine Mindestqualität sollte man bei chinesischen Erzeugnissen nur Produkte mit der Norm DIN EN ISO 9001 erwerben. Alternative dazu sind in Deutschland angebaute Goji-Beeren.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen lässt sich durch den Verzehr heimischen Gemüses und Obstes besser bewerkstelligen: Sie enthalten vergleichbar viel Vitamin C bei geringerer Kalorienzufuhr und geringerem Zuckergehalt.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Unter ökologischen und gesundheitlichen Aspekten sind die aus Asien importierten Goji-Beeren verzichtbar. Der hohe Vitamin-C-Gehalt wird durch den hohen Zuckergehalt relativiert, das Gleiche gilt für den Eisen- und Kalziumgehalt. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Granatapfel — der Weg ins </strong><strong>Paradies? </strong></p><p class="bodytext">Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Pro 100 g essbaren Anteils bietet der Granatapfel 74 kcal, 14 g Zucker, 4 g Ballaststoffe und 1,7 bzw. 1,2 g Protein und Fett. Sein Gehalt an Mikronährstoffen und Vitamin C ist gering. Dagegen hat er ein breites Gemisch aus Polyphenolen mit antioxidativer Wirkung.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Liter Granatapfelsaft kostet zwischen 5 und 60 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Wissenschaftliche Belege für die dem Granatapfel zugeschriebenen Wirkungen gibt es nicht. Einzig für eine sehr moderate Senkung eines erhöhten Blutdrucks gibt es Hinweise.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss beim Verzehr von Granatapfelprodukten aufpassen: Die Inhaltsstoffe können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Beispielsweise werden Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer langsamer abgebaut und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung sind in heimischem Obst und Gemüse ausreichend vorhanden.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Wer den Preis nicht scheut, kann Granatapfelsaft auf seinen Speiseplan setzen. Er schadet nicht, hat aber auch keine gesundheitlichen Vorteile. Zu bedenken sind die Transportwege und die dadurch schlechte Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hanfsamen— nebenher ein bisschen high? </strong></p><p class="bodytext">Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Hanfsamen enthalten 30 bis 40% Fett (im gepressten Hanföl bis zu 80% mehrfach ungesättigte Fettsäuren), 30 bis 35% Kohlenhydrate und 20 bis 24% Eiweiß. Das Eiweiß ist sehr wertvoll, weil alle essenziellen Aminosäuren vertreten sind. Ungeschälte Hanfsamen besitzen einen hohen Anteil an Ballaststoffen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Kilo Hanfsamen kostet zwischen 8 und 40 Euro. Es gibt ihn wahlweise aus Deutschland, Österreich und Europa.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keines der Heilsversprechen ist wissenschaftlich bewiesen.</li><li><strong>Warnung. </strong>Hanfsamen enthalten von Natur aus kein berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC). Bei der Ernte können die Samen jedoch mit den THC-reichen Blättern oder Stengeln der Pflanze in Kontakt kommen und auf diese Weise messbare THC-Spuren aufweisen.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Hanfsamen und Hanföl sind vor allem für Fischmuffel eine gesunde Bereicherung des Ernährungsplans. Außerdem ist die Proteinzusammensetzung vorteilhaft und die Ballaststoffe unterstützen die Verdauung. Wer in puncto THC völlig auf Nummer sicher gehen möchte, kann allerdings ohne gesundheitliche Einbußen auf Hanfsamen verzichten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere? </strong></p><p class="bodytext">Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren. Ein Teil davon sind MCT-Fette, das sind gesättigte mittelkettige Triglyceride (middle chain triglycerides). Sie kommen in Butter, Kokosöl oder Palmöl vor. MCT-Fette werden tatsächlich besser aufgenommen und ohne Gallensäuren direkt zur Leber transportiert als andere Fette. Deshalb sind sie bei Fettverdauungs- und Lymphabflussstörungen wie Morbus Crohn, Mukoviszidose und nach Dünndarmentfernung wichtige diätetische Lebensmittel.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Der Literpreis von MCT-Fetten liegt zwischen 20 und 50 Euro, der von Kokosöl zwischen 10 und 30 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>MCT-Fette haben 10% weniger Kalorien als andere Nahrungsfette. Dadurch führen sie zunächst zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und kurzfristig (!) zu einer Gewichtsabnahme. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise für einen Langzeiteffekt, MCT-Fette sind deshalb für die Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert. Auch für die anderen angepriesenen Gesundheitseffekte gibt es keine wissenschaftlichen Belege.</li><li><strong>Warnung.</strong> Werden Nahrungsfette durch MCT-Fette ersetzt, drohen Unverträglichkeitsreaktionen wie Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Dauergebrauch kann es zu einem Mangel an essenziellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen kommen.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Für die regelmäßige Anwendung sind Raps-, Oliven- und Walnussöl die bessere Wahl.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Kokosöl wird mit seinem sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren einer gesunden Ernährung nicht gerecht. Expert*innen empfehlen, es nur gelegentlich zu verwenden. </li></ul></p><p class="bodytext">Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei? </p><p class="bodytext">Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Die nahrhaften Samenkörner enthalten mit etwa 14 bis 15 g/100 g mehr Protein als Weizenmehl. Das Aminosäurespektrum ist wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Amaranth enthält mehr Fett und mehr Ballaststoffe als Quinoa. Beide Körner haben viel Eisen in sich (etwa 8 mg/100 g), auch die anderen Mikronährstoffe sind gut vertreten. Der Kohlenhydratanteil pro 100 g liegt bei 56 g (Amaranth) und 62 g (Quinoa) und ist damit vergleichbar mit Weizen. Besonders wichtig ist auch, was nicht drin steckt: Quinoa und Amaranth enthalten kein Gluten.</li><li><strong>Der Preis.</strong> 500 g Quinoa kosten etwa 5 Euro, 500 g Amaranth etwa 3 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Aufgrund des fehlenden Glutens sind Quinoa und Amaranth gute Lebensmittel bei Glutenunverträglichkeit. Die im Internet versprochen Heilwirkungen lassen sich allerdings nicht belegen.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Glutenfrei sind auch der heimische Buchweizen und die Hirse, beide haben auch einen ähnlichen Nährwertgehalt. Hirse punktet zudem als Toplieferant für Eisen.</li><li><strong>Warnung.</strong> In den Randgebieten der Körner finden sich Saponine, Phytin, Tannine und Oxalsäure. Diese giftigen Substanzen sollen Fressfeinde und Pilze abhalten und wirken auch beim Menschen schädlich. Frisch geerntete Körner müssen deshalb geschält oder eingeweicht und dadurch entgiftet werden. Auch Erhitzen macht die Körner verträglicher. Für Kleinkinder sollten nur Produkte mit hoher Reinheit verwendet werden.</li><li><strong>Bewertung</strong>. Quinoa und Amaranth sind wertvolle Pseudogetreide mit hoher Nährwertdichte. Vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen ist der hohe Gehalt an Eisen, Zink und anderen Mikronährstoffen interessant. Low carb-Diäten unterstützen sie aufgrund ihres hohen Kohlenhydratanteils nicht. Bei glutenfreier Kost bereichern sie dagegen den Speisezettel. Dem gegenüber steht allerdings die problematische Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Zeolith — nur teurer Schlamm? </strong></p><p class="bodytext">Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Das Geheimnis der Zeolithe ist ihre große innere Oberfläche. Damit binden sie — wie Aktivkohle oder Heilerde — Stoffe im Darm. Außerdem enthalten Zeolithe Aluminium.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Zeolithe sind für 15 bis 250 Euro pro Kilogramm im Internet zu haben.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Zeolithe unterstützen weder das Immunsystem noch eine Krebstherapie. Sie entgiften nicht, schützen nicht vor Radioaktivität und Elektrosmog und verzögern den Alterungsprozess nicht. Die Behauptung zu gesundheitlichen Effekten sind in keiner Weise wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung. </strong>Nimmt man Zeolith-Pulver auf Dauer ein, droht die Wirkungsminderung von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln.</li><li><strong>Alternativen.</strong> Mit Heilerde und Aktivkohle stehen geprüfte Substanzen zur kurzfristigen Anwendung zur Verfügung. </li><li><strong>Bewertung.</strong> Zeolithe bieten keinen Vorteil. Ob ihr Gehalt an Aluminium ein Gefährdungspotenzial beinhaltet, bedarf weiterer Untersuchungen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Und dann noch die Öko-Bilanz </strong></p><p class="bodytext">Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten. </p><p class="bodytext">Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck. </p><p class="bodytext">Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen</p>

<p class="bodytext">Alle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext. </p><p class="bodytext"><strong>Acai-Beere — Wunder oder Gift? </strong></p><p class="bodytext">Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Das Fruchtfleisch der Beere besteht zu fast 50% aus Fett, u.a. aus Linolsäure und Ölsäure. Ihr Zuckergehalt ist recht gering. Die propagierten Effekte werden einem hohen Gehalt antioxidativ wirkender Anthocyane zugeschrieben. Außerdem enthält die Beere die fettlöslichen Vitamine E und D und im Fruchtmark steckt Mangan.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Die Preise von Acai-Beeren-Zubereitungen variieren stark. 100 g Pulver kosten zwischen 5 und 12 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Durch den Verzehr üblicher Mengen werden laut Verbraucherzentrale keine ernährungsphysiologisch relevanten Mengen an antioxidativen Anthocyanen aufgenommen. Von der im Internet beschriebenen Wirkungen wie Gewichtsabnahme, sexuelle Stimulation, Heilung von Krankheiten oder Verjüngung ist keine einzige wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung.</strong> Verbraucherschützer*innen warnen vor Manganvergiftungen durch Acai-Beeren. Vor allem beim Verzehr von Acai-Säften kann der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde festgelegte Mangan-Grenzwert von 11 mg/Tag für Erwachsene schnell überschritten werden. Weil man die Acai-Beeren in den Herkunftsländern mit großen Dieselmotoren trocknet, sind sie außerdem oft mit Schadstoffen belastet.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Blaubeeren, Rotkohl, Schwarze Johannisbeeren und Holunderbeeren enthalten ebenso reichlich antioxidativ wirkende Anthocyane.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Aus gesundheitlicher Sicht sind Acai-Beeren auf dem Speiseplan entbehrlich. Sie können zudem ganz ohne die Gefahr einer zu hohen Manganaufnahme gut mit heimischen Früchten ersetzt werden.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Chia-Samen — voll fetter Vorteile? </strong></p><p class="bodytext">Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Ein Drittel ist Fett (mit einem hohen Anteil gesunder Alpha-Linolensäure), weshalb Chiasamen mit einem Energiegehalt von 580 kcl/100 g sehr nahrhaft sind. Drei Viertel der Kohlenhydrate sind quellfähige Ballaststoffe (etwa 34 g/100 mg). Bei den Proteinen sind vier essenzielle Aminosäuren vertreten, außerdem bieten Chia-Samen hohe Anteile an Calcium, Magnesium,Eisen und B-Vitaminen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Chia-Samen kosten im Internet etwa 5 bis 20 Euro pro Kilo, Chia-Öl zwischen 50 und 100 Euro pro Liter.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keine der im Internet beworbenen gesundheitlichen Wirkungen ist wissenschaftlich belegt. Aufgrund ihrer Quellwirkung soll die Zufuhr an Chia-Samen nicht mehr als 15 g, von Chia-Öl nicht mehr als 2 g/Tag betragen.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer Chia-Samen verzehrt, muss reichlich Flüssigkeit dazu trinken! Ansonsten kann es durch die starke Quellwirkung zu gefährlichen Verstopfungen kommen. Auch beim Verzehr in Gebäck und Müsli ist daran zu denken, dass die empfohlene Menge von 15 g/Tag nicht überschritten werden darf. Reizdarmpatient*innen und solche, die unter starken Blähungen leiden, sollten ganz auf Chia-Samen verzichten.</li><li><strong>Heimische Alternativen:</strong> Leinsamen bietet Ballaststoffe und reichlich gesunde Alpha-Linolensäure. Lein-, Raps- und Walnussöl sind Lieferanten der wichtigen Omega-3-Fettsäuren.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Laut DGE sind Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren nicht erforderlich. Empfohlen werden 0,5% der täglichen Kalorienzufuhr, bei einem Erwachsenen etw 1,3 Alpha-Linolensäure — das ist ein Esslöffel Rapsöl. Was die Ballaststoffe betrifft: Hier empfiehlt die DGE 30g/Tag. 15 g Chiasamen decken davon nur 17% . Auf Chia-Samen kann deshalb ohne gesundheitliche Einbußen verzichtet werden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe? </strong></p><p class="bodytext">Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>In 100 g Beeren finden sich etwa 48 mg Vitamin C, 349 kcal, 46 g Zucker, 13 g Ballaststoffe, 190 mg Calcium und 6,8 mg Eisen. Der gepriesene Vitamin-C-Gehalt ist damit vergleichbar mit heimischen Früchten. Außerdem enthält die Goji-Beere Zeaxanthin, ein sauerstoffhaltiges Carotinoid.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Für in Deutschland angebaute Goji-Beeren muss man etwa 10 Euro pro 100 g berappen. Chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind mit 10 bis 40 Euro pro Kilo billiger.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Keine der bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde eingereichten Studien belegt die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zur Goji-Beere.</li><li><strong>Warnung. </strong>Die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren scheinen mit Blutgerinnungshemmern vom Phenprocoumontyp (z. B. Marcumar<sup>®</sup> oder Coumadin<sup>®</sup>) zu interagieren. Bei Patient*innen, die regelmäßig solche Gerinnungshemmer einnehmen, drohen beim Verzehr von Goji-Beeren Blutungen. Zudem sind die aus China eingeführten Goji-Beeren oft mit Pestiziden, Schimmelgiften und Schwermetallen belastet. Für eine Mindestqualität sollte man bei chinesischen Erzeugnissen nur Produkte mit der Norm DIN EN ISO 9001 erwerben. Alternative dazu sind in Deutschland angebaute Goji-Beeren.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen lässt sich durch den Verzehr heimischen Gemüses und Obstes besser bewerkstelligen: Sie enthalten vergleichbar viel Vitamin C bei geringerer Kalorienzufuhr und geringerem Zuckergehalt.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Unter ökologischen und gesundheitlichen Aspekten sind die aus Asien importierten Goji-Beeren verzichtbar. Der hohe Vitamin-C-Gehalt wird durch den hohen Zuckergehalt relativiert, das Gleiche gilt für den Eisen- und Kalziumgehalt. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Granatapfel — der Weg ins </strong><strong>Paradies? </strong></p><p class="bodytext">Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Pro 100 g essbaren Anteils bietet der Granatapfel 74 kcal, 14 g Zucker, 4 g Ballaststoffe und 1,7 bzw. 1,2 g Protein und Fett. Sein Gehalt an Mikronährstoffen und Vitamin C ist gering. Dagegen hat er ein breites Gemisch aus Polyphenolen mit antioxidativer Wirkung.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Liter Granatapfelsaft kostet zwischen 5 und 60 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Wissenschaftliche Belege für die dem Granatapfel zugeschriebenen Wirkungen gibt es nicht. Einzig für eine sehr moderate Senkung eines erhöhten Blutdrucks gibt es Hinweise.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss beim Verzehr von Granatapfelprodukten aufpassen: Die Inhaltsstoffe können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Beispielsweise werden Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer langsamer abgebaut und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung sind in heimischem Obst und Gemüse ausreichend vorhanden.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Wer den Preis nicht scheut, kann Granatapfelsaft auf seinen Speiseplan setzen. Er schadet nicht, hat aber auch keine gesundheitlichen Vorteile. Zu bedenken sind die Transportwege und die dadurch schlechte Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hanfsamen— nebenher ein bisschen high? </strong></p><p class="bodytext">Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Hanfsamen enthalten 30 bis 40% Fett (im gepressten Hanföl bis zu 80% mehrfach ungesättigte Fettsäuren), 30 bis 35% Kohlenhydrate und 20 bis 24% Eiweiß. Das Eiweiß ist sehr wertvoll, weil alle essenziellen Aminosäuren vertreten sind. Ungeschälte Hanfsamen besitzen einen hohen Anteil an Ballaststoffen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Kilo Hanfsamen kostet zwischen 8 und 40 Euro. Es gibt ihn wahlweise aus Deutschland, Österreich und Europa.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keines der Heilsversprechen ist wissenschaftlich bewiesen.</li><li><strong>Warnung. </strong>Hanfsamen enthalten von Natur aus kein berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC). Bei der Ernte können die Samen jedoch mit den THC-reichen Blättern oder Stengeln der Pflanze in Kontakt kommen und auf diese Weise messbare THC-Spuren aufweisen.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Hanfsamen und Hanföl sind vor allem für Fischmuffel eine gesunde Bereicherung des Ernährungsplans. Außerdem ist die Proteinzusammensetzung vorteilhaft und die Ballaststoffe unterstützen die Verdauung. Wer in puncto THC völlig auf Nummer sicher gehen möchte, kann allerdings ohne gesundheitliche Einbußen auf Hanfsamen verzichten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere? </strong></p><p class="bodytext">Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren. Ein Teil davon sind MCT-Fette, das sind gesättigte mittelkettige Triglyceride (middle chain triglycerides). Sie kommen in Butter, Kokosöl oder Palmöl vor. MCT-Fette werden tatsächlich besser aufgenommen und ohne Gallensäuren direkt zur Leber transportiert als andere Fette. Deshalb sind sie bei Fettverdauungs- und Lymphabflussstörungen wie Morbus Crohn, Mukoviszidose und nach Dünndarmentfernung wichtige diätetische Lebensmittel.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Der Literpreis von MCT-Fetten liegt zwischen 20 und 50 Euro, der von Kokosöl zwischen 10 und 30 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>MCT-Fette haben 10% weniger Kalorien als andere Nahrungsfette. Dadurch führen sie zunächst zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und kurzfristig (!) zu einer Gewichtsabnahme. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise für einen Langzeiteffekt, MCT-Fette sind deshalb für die Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert. Auch für die anderen angepriesenen Gesundheitseffekte gibt es keine wissenschaftlichen Belege.</li><li><strong>Warnung.</strong> Werden Nahrungsfette durch MCT-Fette ersetzt, drohen Unverträglichkeitsreaktionen wie Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Dauergebrauch kann es zu einem Mangel an essenziellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen kommen.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Für die regelmäßige Anwendung sind Raps-, Oliven- und Walnussöl die bessere Wahl.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Kokosöl wird mit seinem sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren einer gesunden Ernährung nicht gerecht. Expert*innen empfehlen, es nur gelegentlich zu verwenden. </li></ul></p><p class="bodytext">Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei? </p><p class="bodytext">Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Die nahrhaften Samenkörner enthalten mit etwa 14 bis 15 g/100 g mehr Protein als Weizenmehl. Das Aminosäurespektrum ist wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Amaranth enthält mehr Fett und mehr Ballaststoffe als Quinoa. Beide Körner haben viel Eisen in sich (etwa 8 mg/100 g), auch die anderen Mikronährstoffe sind gut vertreten. Der Kohlenhydratanteil pro 100 g liegt bei 56 g (Amaranth) und 62 g (Quinoa) und ist damit vergleichbar mit Weizen. Besonders wichtig ist auch, was nicht drin steckt: Quinoa und Amaranth enthalten kein Gluten.</li><li><strong>Der Preis.</strong> 500 g Quinoa kosten etwa 5 Euro, 500 g Amaranth etwa 3 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Aufgrund des fehlenden Glutens sind Quinoa und Amaranth gute Lebensmittel bei Glutenunverträglichkeit. Die im Internet versprochen Heilwirkungen lassen sich allerdings nicht belegen.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Glutenfrei sind auch der heimische Buchweizen und die Hirse, beide haben auch einen ähnlichen Nährwertgehalt. Hirse punktet zudem als Toplieferant für Eisen.</li><li><strong>Warnung.</strong> In den Randgebieten der Körner finden sich Saponine, Phytin, Tannine und Oxalsäure. Diese giftigen Substanzen sollen Fressfeinde und Pilze abhalten und wirken auch beim Menschen schädlich. Frisch geerntete Körner müssen deshalb geschält oder eingeweicht und dadurch entgiftet werden. Auch Erhitzen macht die Körner verträglicher. Für Kleinkinder sollten nur Produkte mit hoher Reinheit verwendet werden.</li><li><strong>Bewertung</strong>. Quinoa und Amaranth sind wertvolle Pseudogetreide mit hoher Nährwertdichte. Vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen ist der hohe Gehalt an Eisen, Zink und anderen Mikronährstoffen interessant. Low carb-Diäten unterstützen sie aufgrund ihres hohen Kohlenhydratanteils nicht. Bei glutenfreier Kost bereichern sie dagegen den Speisezettel. Dem gegenüber steht allerdings die problematische Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Zeolith — nur teurer Schlamm? </strong></p><p class="bodytext">Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Das Geheimnis der Zeolithe ist ihre große innere Oberfläche. Damit binden sie — wie Aktivkohle oder Heilerde — Stoffe im Darm. Außerdem enthalten Zeolithe Aluminium.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Zeolithe sind für 15 bis 250 Euro pro Kilogramm im Internet zu haben.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Zeolithe unterstützen weder das Immunsystem noch eine Krebstherapie. Sie entgiften nicht, schützen nicht vor Radioaktivität und Elektrosmog und verzögern den Alterungsprozess nicht. Die Behauptung zu gesundheitlichen Effekten sind in keiner Weise wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung. </strong>Nimmt man Zeolith-Pulver auf Dauer ein, droht die Wirkungsminderung von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln.</li><li><strong>Alternativen.</strong> Mit Heilerde und Aktivkohle stehen geprüfte Substanzen zur kurzfristigen Anwendung zur Verfügung. </li><li><strong>Bewertung.</strong> Zeolithe bieten keinen Vorteil. Ob ihr Gehalt an Aluminium ein Gefährdungspotenzial beinhaltet, bedarf weiterer Untersuchungen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Und dann noch die Öko-Bilanz </strong></p><p class="bodytext">Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten. </p><p class="bodytext">Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck. </p><p class="bodytext">Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen</p>

<p class="bodytext">Dass zu viel Sonne Hautkrebs verursacht, ist inzwischen wohl jedermann bekannt. Zu sommerlichen Sonnenfreuden — egal ob im Schwimmbad, beim Wandern oder beim Sonnenbad auf dem Balkon — gehört deshalb immer ein ausreichender Sonnenschutz. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Sie die Intensität von UV-Strahlen besser beurteilen können, welche Textilien schützen, was Sie in puncto Lichtschutzfaktor beachten müssen und was vom Sonnenschutz von innen zu halten ist.</p><p class="bodytext"><strong> Sonnenlicht und Haut </strong></p><p class="bodytext">Sonnenstrahlen haben es in sich: Etwa die Hälfte des Strahlenbündels ist sichtbares Licht, 44% davon sind Wärme und ungefähr 4% bestehen aus ultravioletten Strahlen (UV-Strahlen). Schädliches Potenzial für die menschliche Haut haben vor allem das langwellige UV-A-Licht und das kurzwelliges UV-B-Licht , diskutiert wird zudem der Einfluss von Infrarotstrahlung und hochenergetischem Licht im Bereich von 400 bis 780 nm. </p><p class="bodytext">Dringen UV-Strahlen in die Zellkerne der Hautzellen vor, lösen sie dort spezifische Veränderungen (Mutationen) an der Erbsubstanz, der DNA, aus. Die langfristigen Folgen dieser Erbgutveränderungen sind eine beschleunigte Hautalterung sowie die Bildung von Krebsvorstufen (Präkanzerosen) und Hautkrebs (Malignes Melanom, Basaliom). </p><p class="bodytext">In geringen Maßen kann sich die Haut selbst vor der schädlichen Strahlung schützen. So ist der Kontakt mit UV-Strahlen Auslöser dafür, dass sich den oberen Hautschichten Zellen vermehren und eine Lichtschwiele entsteht - die Haut wird also dicker und unempfindlicher. Dringen die UV-Strahlen in tiefere Hautschichten ein, bildet sich dort vermehrt das Pigment Melanin. Das dunkle Melanin legt sich wie ein Schutzschild über den Zellkern und fängt UV-Strahlung ab. In der Folge erreichen weniger schädigende UV-Strahlen das Erbgut der Hautzellen, als Nebeneffekt wird die Haut gebräunt. </p><p class="bodytext">Diese natürlichen Schutzmechanismen sind die Grundlage für die „Eigenschutzzeit“. Abhängig von Hauttyp und Intensität der UV-Strahlung gibt sie an, wie lange man sich ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen in der Sonne aufhalten kann (in der Regel zwischen 5 Minuten beim hellsten Hauttyp und 60 Minuten beim Hauttyp 5). Wie man sieht, ist der Eigenschutz bei heller Haut sehr schnell überfordert. Um länger die Sonne genießen zu können, benötigen vor allem hellhäutige Menschen einen ausreichenden Lichtschutz. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Hautkrebs entsteht durch Veranlagung, aber auch durch äußere Ursachen, die sich beeinflussen lassen. Als bedeutsamster Risikofaktor gilt das UV-Licht, daneben erhöht aber auch das Rauchen das Hautkrebsrisiko. </p><p class="bodytext"><strong>Lichtschutz muss sein </strong></p><p class="bodytext">Strenggenommen ist Sonnenschutz ganz einfach: So soll starke Sonneneinstrahlung, wann immer möglich, gemieden werden. Zum Glück für Outdoorfreunde und Sonnenanbeter gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, sich vor den Schädigungen durch UV-Licht zu schützen. In einer Rangfolge nach Nutzen geordnet sind dies:</p><p class="bodytext"><ul><li>Sonnenexposition und UV-Strahlung beurteilen und sich danach verhalten</li><li>textilen Lichtschutz tragen</li><li>Sonnenschutzpräparate verwenden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Viele Menschen setzten sich lange ungeschützt der Sonne aus, weil sie glauben, so einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Dabei genügen schon täglich 10 Minuten Sonne auf der Haut, um die Vitamin-D-Bildung anzukurbeln. Das restliche Sonnenbad sollte zum Schutz vor Hautkrebs mit ausreichend Lichtschutz verbracht werden. </p><p class="bodytext"><strong>Strahlengefahr einschätzen </strong></p><p class="bodytext">Bei der Entscheidung welcher und wie viel Lichtschutz erforderlich ist, helfen zur Beurteilung der UV-Intensität schon ein paar einfache Tipps:</p><p class="bodytext"><ul><li>Um die Mittagszeit ist die UV-Strahlung am intensivsten, da sie senkrecht vom Himmel kommt und ihre Wegstrecke durch die strahlenabsorbierende Atmosphäre bis zur Erdoberfläche am kürzesten ist.</li><li>Wolken schützen nicht vor UV-Strahlung, ein Großteil des UV-Lichts passiert die Wolkenschicht.</li><li>Für Aufenthalte im Gebirge gilt: Pro 1000 Höhenmeter nimmt die Energie der UV-Strahlen um 15 bis 20% zu.</li><li>Ein Sonnenschirm allein reicht häufig nicht, da die UV-Strahlen nicht nur von oben kommen. So reflektiert Schnee etwa 100% der Strahlung, weißer Sand 80% und bewegtes Wasser etwa 50% der Strahlung.</li><li>Wasser schützt nicht vor UV-Strahlen: Etwa 50% der UV-B-Strahlen und 75% der UV-A-Strahlen dringen bis zu 1 m tief ins Wasser ein. </li></ul></p><p class="bodytext">Wer Genaueres zur aktuellen Strahlungsintensität wissen möchte, zieht den UV-Index (UV-I) zu Rate. Hierbei handelt es sich um einen wissenschaftlichen Wert, der Auskunft über die sonnenbrandwirksame Bestrahlungsstärke gibt. Dieser Wert wird mit Hilfe von Sonnenstand, Bewölkung, Ozonschicht und Höhenmeter berechnet und wie die Wetterdaten regelmäßig aktualisiert. Er umfasst eine Skala von 1 bis 11+. Jedem Skalenabschnitt sind bestimmte Vorkehrungsmaßnahmen zugeordnet. Beispielsweise erfordern UVI-Werte von 1–2 keinen UV-Schutz, ab einem UVI-Wert von 3 werden T-Shirt, Sonnenschutzmittel und Kopfbedeckung erforderlich und bei UVI-Werten über 8 ist es besser, mittags nicht nach draußen zu gehen. In Deutschland beträgt der UVI beispielsweise in den Monaten Mai bis August mittags um 13:00 Uhr etwa 5 bis 8, nähert sich damit also der hohen gesundheitlichen Gefährdung. Morgens um 10 Uhr und nachmittags um 16 Uhr beträgt er dagegen nur die Hälfte. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Der UV-Index wird regelmäßig vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht und ist online unter www.uv-index.de zu finden. </p><p class="bodytext"><strong>Lichtschutz einfach anziehen </strong></p><p class="bodytext">In der hautärztlichen Lichtschutz-Hitparade rangieren Kleidungsstücke und Hüte noch vor den Sonnencremes an dritter Stelle. Das liegt daran, dass mit geeigneten Textilien ein deutlich stärkerer Sonnenschutz erzielt werden kann. Der Lichtschutz durch T-Shirt &amp; Co. hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Je dichter der Stoff gewebt und je dunkler er ist, desto besser ist der UV-Schutz. Dazu kommt noch der Zustand des Gewebes: Ein helles Baumwoll-T-Shirt lässt etwa 10 bis 20% der UV-Strahlen durch. Ist es nass (z. B. nach dem Aufenthalt im Wasser), erhöht sich die Durchlässigkeit um 50% und mehr. </p><p class="bodytext">Der UV-Schutz wird bei Textilien mit verschiedenen Normen gekennzeichnet, in Deutschland gibt es die Prüfmethode UV-Standard-801. Dabei wird die UV-Durchlässigkeit des Stoffs unter ungünstigsten Trage- bzw. Nutzungsbedingungen geprüft, z. B. bei Dehnung, Feuchtigkeit oder gealtertem Gewebe. Der danach ermittelte Schutzfaktor heißt UPF (Ultraviolett Protection Factor) und reicht von 10 bis 80. Er gibt an, um wieviel länger sich der Nutzer mit der UV-Schutzbekleidung in der Sonne aufhalten kann. Inzwischen gibt es zahlreiche Hersteller, die UV-Schutzkleidung für die verschiedensten Bereiche von Sport und Freizeit bis hin zu Arbeit anbieten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Noch wird die UV-Schutzwirkung nicht generell auf Kleidungsstücken angegeben. Einen Hinweis ibt das Halten des Kleidungsstücks gegen die Sonne: Je weniger Licht der Stoff durchlässt, desto größer ist der UV-Schutz. </p><p class="bodytext"><strong>Sonnencreme — worauf muss man achten? </strong></p><p class="bodytext">Sonnenöle, -milch und -cremes werden seit Jahrzehnten als Schutz vor UV-Strahlung eingesetzt. Ihr Maß ist der Lichtschutzfaktor (LSF). Multipliziert mit der Eigenschutzzeit gibt er an, wie viele Minuten man nach dem Auftragen vor einem Sonnenbrand geschützt ist. Der niedrigste LSF ist 6, der höchste 50+. </p><p class="bodytext">Ein Rechenbeispiel: Menschen mit Hauttyp 1 (sehr helle Haut, hellblonde Haare, blaue Augen, werden nicht braun in der Sonne) können ohne Lichtschutz etwa 5 Minuten in der Sonne bleiben. Mit einer Creme LSF 30 verlängert sich diese Zeit auf ca. 150 Minuten, also 2,5 Stunden. Nachcremen verlängert die Schutzzeit nicht, sorgt aber dafür, dass durch Schwitzen oder Abrieb auf das Badehandtuch verloren gegangene Creme ersetzt und der Lichtschutz aufrechterhalten wird.</p><p class="bodytext"> Der LSF macht allerdings nur eine Aussage über den Schutz vor UV-B-Strahlen. Ob ein UV-A-Schutzfaktor (genannt UV-A-PF) vorliegt, lässt sich an einem auf der Packung aufgedruckten Symbol erkennen. Dieses kreisförmige Siegel sagt aus, dass der UV-A-PF mindestens ein Drittel des LSF beträgt. Ein Präparat mit LSF 30 muss also einen UV-A-PF von mindestens 10 aufweisen.</p><p class="bodytext"> Doch ob LSF oder UV-A-PF, ein Lichtschutz kann nur wirken, wenn er richtig aufgetragen wird — und genau hier befindet sich die Achillesferse der Sonnencremes. Um ausreichend zu wirken, sind etwa 2 mg pro cm<sup>2</sup> Haut aufzutragen. Ein 1,80 m großer, 80 kg schwerer Mann mit einer Körperoberfläche von 2 m2 braucht dementsprechend etwa 40 g Sonnenschutzmittel pro Anwendung. Das bedeutet, dass bei korrekter Verwendung ein Gebinde mit normaler Größe von 100 bis 200 ml nach 3 bis 5 Anwendungen leer ist. Feldversuche haben aber gezeigt, dass meist viel zu wenig Creme aufgetragen wird, um einen Schutz zu erzielen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Nicht nur die Menge der Sonnencreme zählt. Viele Sonnenfreunde schmieren zwar Brust und Rücken eifrig ein, vergessen aber die „Sonnenterrassen“ ihres Körpers. Denken Sie deshalb beim Eincremen immer auch an Kopfhaut (bei Glatzenträgern), Stirn, Ohren, Nasenrücken, Schultern und Fußrücken. </p><p class="bodytext"><strong>Sonnenschutz unter der Umwelt-Lupe </strong></p><p class="bodytext">In Zeiten des Umweltschutzes haben Sonnencremes jedoch ein Manko. Experten schätzen, dass jährlich tausende Tonnen Sonnenschutzmittel in den Weltmeeren landen. Doch viele chemische UV-Filter sind biologisch nicht abbaubar und schädigen die Natur, vor allem die Meere und ihre Bewohner. Manche Experten plädieren deshalb dafür, Sonnenschutzmittel mit physikalischen UV-Filtern wie beispielsweise Zinkoxid oder Titanoxid zu verwenden (Beispiele für solche mineralischen Sonnencremes sind die Sensitiv Sonnencreme von Lavera, die Edelweiss Sonnenmilch von Weleda oder die Mineralische Sonnenmilch von Avène). Diese Wirkstoffe sind biologisch abbaubar und sollen z. B. den Korallen nicht schaden. Allerdings landen durch Sonnencremes mit Titanoxid vermehrt Aluminium, Siliciumdioxid und Phosphor in den Küstengewässern, wie spanische Wissenschaftler herausgefunden haben. Welche Auswirkungen das auf das maritime Ökosystem hat ist allerdings noch unbekannt. </p><p class="bodytext">Aktuell diskutieren Experten auch über die Auswirkungen chemischer UV-Filter auf den menschlichen Organismus. Vor allem die Frage, in wieweit die Wirkstoffe über die Haut in den Blutkreislauf gelangen, interessiert die Verbraucher. In der Europäischen Union müssen UV-Filter jedoch intensiv untersucht und geprüft werden. Laut Bundesamt für Risikobewertung „sind nach derzeitigem Wissenstand gesundheitliche Beeinträchtigungen bei den auf dem europäischen Markt erhältlichen Sonnenschutzmitteln nicht zu erwarten“. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Um seine Korallenriffe zu schützen, hat der pazifische Inselstaat Palau seit 1.1.2020 Produkte mit Oxybenzon oder Octinoxat verboten. Weitere Inselstaaten wollen diesem Vorbild folgen, in Hawaii tritt ein entsprechendes Gesetz ab 1. Januar 2021 in Kraft. </p><p class="bodytext"><strong>Sonnenschutz zum Schlucken? </strong></p><p class="bodytext">Wie schön wäre es, wenn Verhüllen oder Einschmieren gar nicht nötig wären und man den Sonnenschutz einfach schlucken könnte. Immerhin wurde schon eine ganze Reihe von Substanzen auf einen möglichen Lichtschutzeffekt von innen geprüft. Durchgefallen sind die Kandidaten Selen, Vitamin E und Lykopin. Bei Beta-Carotin ist die Sache nicht so einfach. In einigen Studien konnte ein gewisser Schutzeffekt nachgewiesen werden, allerdings nur bei sehr hohen Dosierungen. Da die normale Versorgung der Bundesbürger mit Beta-Carotin aber ohnehin schon sehr hoch ist, wird eine weitere Einnahme nicht empfohlen. </p><p class="bodytext">Quellen: Renz Mang u.a., hautnah dermatologie,&nbsp; www.uv-index.de, www.euromelanoma.de </p>

<p class="bodytext">Dass zu viel Sonne Hautkrebs verursacht, ist inzwischen wohl jedermann bekannt. Zu sommerlichen Sonnenfreuden — egal ob im Schwimmbad, beim Wandern oder beim Sonnenbad auf dem Balkon — gehört deshalb immer ein ausreichender Sonnenschutz. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Sie die Intensität von UV-Strahlen besser beurteilen können, welche Textilien schützen, was Sie in puncto Lichtschutzfaktor beachten müssen und was vom Sonnenschutz von innen zu halten ist.</p><p class="bodytext"><strong> Sonnenlicht und Haut </strong></p><p class="bodytext">Sonnenstrahlen haben es in sich: Etwa die Hälfte des Strahlenbündels ist sichtbares Licht, 44% davon sind Wärme und ungefähr 4% bestehen aus ultravioletten Strahlen (UV-Strahlen). Schädliches Potenzial für die menschliche Haut haben vor allem das langwellige UV-A-Licht und das kurzwelliges UV-B-Licht , diskutiert wird zudem der Einfluss von Infrarotstrahlung und hochenergetischem Licht im Bereich von 400 bis 780 nm. </p><p class="bodytext">Dringen UV-Strahlen in die Zellkerne der Hautzellen vor, lösen sie dort spezifische Veränderungen (Mutationen) an der Erbsubstanz, der DNA, aus. Die langfristigen Folgen dieser Erbgutveränderungen sind eine beschleunigte Hautalterung sowie die Bildung von Krebsvorstufen (Präkanzerosen) und Hautkrebs (Malignes Melanom, Basaliom). </p><p class="bodytext">In geringen Maßen kann sich die Haut selbst vor der schädlichen Strahlung schützen. So ist der Kontakt mit UV-Strahlen Auslöser dafür, dass sich den oberen Hautschichten Zellen vermehren und eine Lichtschwiele entsteht - die Haut wird also dicker und unempfindlicher. Dringen die UV-Strahlen in tiefere Hautschichten ein, bildet sich dort vermehrt das Pigment Melanin. Das dunkle Melanin legt sich wie ein Schutzschild über den Zellkern und fängt UV-Strahlung ab. In der Folge erreichen weniger schädigende UV-Strahlen das Erbgut der Hautzellen, als Nebeneffekt wird die Haut gebräunt. </p><p class="bodytext">Diese natürlichen Schutzmechanismen sind die Grundlage für die „Eigenschutzzeit“. Abhängig von Hauttyp und Intensität der UV-Strahlung gibt sie an, wie lange man sich ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen in der Sonne aufhalten kann (in der Regel zwischen 5 Minuten beim hellsten Hauttyp und 60 Minuten beim Hauttyp 5). Wie man sieht, ist der Eigenschutz bei heller Haut sehr schnell überfordert. Um länger die Sonne genießen zu können, benötigen vor allem hellhäutige Menschen einen ausreichenden Lichtschutz. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Hautkrebs entsteht durch Veranlagung, aber auch durch äußere Ursachen, die sich beeinflussen lassen. Als bedeutsamster Risikofaktor gilt das UV-Licht, daneben erhöht aber auch das Rauchen das Hautkrebsrisiko. </p><p class="bodytext"><strong>Lichtschutz muss sein </strong></p><p class="bodytext">Strenggenommen ist Sonnenschutz ganz einfach: So soll starke Sonneneinstrahlung, wann immer möglich, gemieden werden. Zum Glück für Outdoorfreunde und Sonnenanbeter gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, sich vor den Schädigungen durch UV-Licht zu schützen. In einer Rangfolge nach Nutzen geordnet sind dies:</p><p class="bodytext"><ul><li>Sonnenexposition und UV-Strahlung beurteilen und sich danach verhalten</li><li>textilen Lichtschutz tragen</li><li>Sonnenschutzpräparate verwenden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Viele Menschen setzten sich lange ungeschützt der Sonne aus, weil sie glauben, so einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Dabei genügen schon täglich 10 Minuten Sonne auf der Haut, um die Vitamin-D-Bildung anzukurbeln. Das restliche Sonnenbad sollte zum Schutz vor Hautkrebs mit ausreichend Lichtschutz verbracht werden. </p><p class="bodytext"><strong>Strahlengefahr einschätzen </strong></p><p class="bodytext">Bei der Entscheidung welcher und wie viel Lichtschutz erforderlich ist, helfen zur Beurteilung der UV-Intensität schon ein paar einfache Tipps:</p><p class="bodytext"><ul><li>Um die Mittagszeit ist die UV-Strahlung am intensivsten, da sie senkrecht vom Himmel kommt und ihre Wegstrecke durch die strahlenabsorbierende Atmosphäre bis zur Erdoberfläche am kürzesten ist.</li><li>Wolken schützen nicht vor UV-Strahlung, ein Großteil des UV-Lichts passiert die Wolkenschicht.</li><li>Für Aufenthalte im Gebirge gilt: Pro 1000 Höhenmeter nimmt die Energie der UV-Strahlen um 15 bis 20% zu.</li><li>Ein Sonnenschirm allein reicht häufig nicht, da die UV-Strahlen nicht nur von oben kommen. So reflektiert Schnee etwa 100% der Strahlung, weißer Sand 80% und bewegtes Wasser etwa 50% der Strahlung.</li><li>Wasser schützt nicht vor UV-Strahlen: Etwa 50% der UV-B-Strahlen und 75% der UV-A-Strahlen dringen bis zu 1 m tief ins Wasser ein. </li></ul></p><p class="bodytext">Wer Genaueres zur aktuellen Strahlungsintensität wissen möchte, zieht den UV-Index (UV-I) zu Rate. Hierbei handelt es sich um einen wissenschaftlichen Wert, der Auskunft über die sonnenbrandwirksame Bestrahlungsstärke gibt. Dieser Wert wird mit Hilfe von Sonnenstand, Bewölkung, Ozonschicht und Höhenmeter berechnet und wie die Wetterdaten regelmäßig aktualisiert. Er umfasst eine Skala von 1 bis 11+. Jedem Skalenabschnitt sind bestimmte Vorkehrungsmaßnahmen zugeordnet. Beispielsweise erfordern UVI-Werte von 1–2 keinen UV-Schutz, ab einem UVI-Wert von 3 werden T-Shirt, Sonnenschutzmittel und Kopfbedeckung erforderlich und bei UVI-Werten über 8 ist es besser, mittags nicht nach draußen zu gehen. In Deutschland beträgt der UVI beispielsweise in den Monaten Mai bis August mittags um 13:00 Uhr etwa 5 bis 8, nähert sich damit also der hohen gesundheitlichen Gefährdung. Morgens um 10 Uhr und nachmittags um 16 Uhr beträgt er dagegen nur die Hälfte. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Der UV-Index wird regelmäßig vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht und ist online unter www.uv-index.de zu finden. </p><p class="bodytext"><strong>Lichtschutz einfach anziehen </strong></p><p class="bodytext">In der hautärztlichen Lichtschutz-Hitparade rangieren Kleidungsstücke und Hüte noch vor den Sonnencremes an dritter Stelle. Das liegt daran, dass mit geeigneten Textilien ein deutlich stärkerer Sonnenschutz erzielt werden kann. Der Lichtschutz durch T-Shirt &amp; Co. hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Je dichter der Stoff gewebt und je dunkler er ist, desto besser ist der UV-Schutz. Dazu kommt noch der Zustand des Gewebes: Ein helles Baumwoll-T-Shirt lässt etwa 10 bis 20% der UV-Strahlen durch. Ist es nass (z. B. nach dem Aufenthalt im Wasser), erhöht sich die Durchlässigkeit um 50% und mehr. </p><p class="bodytext">Der UV-Schutz wird bei Textilien mit verschiedenen Normen gekennzeichnet, in Deutschland gibt es die Prüfmethode UV-Standard-801. Dabei wird die UV-Durchlässigkeit des Stoffs unter ungünstigsten Trage- bzw. Nutzungsbedingungen geprüft, z. B. bei Dehnung, Feuchtigkeit oder gealtertem Gewebe. Der danach ermittelte Schutzfaktor heißt UPF (Ultraviolett Protection Factor) und reicht von 10 bis 80. Er gibt an, um wieviel länger sich der Nutzer mit der UV-Schutzbekleidung in der Sonne aufhalten kann. Inzwischen gibt es zahlreiche Hersteller, die UV-Schutzkleidung für die verschiedensten Bereiche von Sport und Freizeit bis hin zu Arbeit anbieten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Noch wird die UV-Schutzwirkung nicht generell auf Kleidungsstücken angegeben. Einen Hinweis ibt das Halten des Kleidungsstücks gegen die Sonne: Je weniger Licht der Stoff durchlässt, desto größer ist der UV-Schutz. </p><p class="bodytext"><strong>Sonnencreme — worauf muss man achten? </strong></p><p class="bodytext">Sonnenöle, -milch und -cremes werden seit Jahrzehnten als Schutz vor UV-Strahlung eingesetzt. Ihr Maß ist der Lichtschutzfaktor (LSF). Multipliziert mit der Eigenschutzzeit gibt er an, wie viele Minuten man nach dem Auftragen vor einem Sonnenbrand geschützt ist. Der niedrigste LSF ist 6, der höchste 50+. </p><p class="bodytext">Ein Rechenbeispiel: Menschen mit Hauttyp 1 (sehr helle Haut, hellblonde Haare, blaue Augen, werden nicht braun in der Sonne) können ohne Lichtschutz etwa 5 Minuten in der Sonne bleiben. Mit einer Creme LSF 30 verlängert sich diese Zeit auf ca. 150 Minuten, also 2,5 Stunden. Nachcremen verlängert die Schutzzeit nicht, sorgt aber dafür, dass durch Schwitzen oder Abrieb auf das Badehandtuch verloren gegangene Creme ersetzt und der Lichtschutz aufrechterhalten wird.</p><p class="bodytext"> Der LSF macht allerdings nur eine Aussage über den Schutz vor UV-B-Strahlen. Ob ein UV-A-Schutzfaktor (genannt UV-A-PF) vorliegt, lässt sich an einem auf der Packung aufgedruckten Symbol erkennen. Dieses kreisförmige Siegel sagt aus, dass der UV-A-PF mindestens ein Drittel des LSF beträgt. Ein Präparat mit LSF 30 muss also einen UV-A-PF von mindestens 10 aufweisen.</p><p class="bodytext"> Doch ob LSF oder UV-A-PF, ein Lichtschutz kann nur wirken, wenn er richtig aufgetragen wird — und genau hier befindet sich die Achillesferse der Sonnencremes. Um ausreichend zu wirken, sind etwa 2 mg pro cm<sup>2</sup> Haut aufzutragen. Ein 1,80 m großer, 80 kg schwerer Mann mit einer Körperoberfläche von 2 m2 braucht dementsprechend etwa 40 g Sonnenschutzmittel pro Anwendung. Das bedeutet, dass bei korrekter Verwendung ein Gebinde mit normaler Größe von 100 bis 200 ml nach 3 bis 5 Anwendungen leer ist. Feldversuche haben aber gezeigt, dass meist viel zu wenig Creme aufgetragen wird, um einen Schutz zu erzielen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Nicht nur die Menge der Sonnencreme zählt. Viele Sonnenfreunde schmieren zwar Brust und Rücken eifrig ein, vergessen aber die „Sonnenterrassen“ ihres Körpers. Denken Sie deshalb beim Eincremen immer auch an Kopfhaut (bei Glatzenträgern), Stirn, Ohren, Nasenrücken, Schultern und Fußrücken. </p><p class="bodytext"><strong>Sonnenschutz unter der Umwelt-Lupe </strong></p><p class="bodytext">In Zeiten des Umweltschutzes haben Sonnencremes jedoch ein Manko. Experten schätzen, dass jährlich tausende Tonnen Sonnenschutzmittel in den Weltmeeren landen. Doch viele chemische UV-Filter sind biologisch nicht abbaubar und schädigen die Natur, vor allem die Meere und ihre Bewohner. Manche Experten plädieren deshalb dafür, Sonnenschutzmittel mit physikalischen UV-Filtern wie beispielsweise Zinkoxid oder Titanoxid zu verwenden (Beispiele für solche mineralischen Sonnencremes sind die Sensitiv Sonnencreme von Lavera, die Edelweiss Sonnenmilch von Weleda oder die Mineralische Sonnenmilch von Avène). Diese Wirkstoffe sind biologisch abbaubar und sollen z. B. den Korallen nicht schaden. Allerdings landen durch Sonnencremes mit Titanoxid vermehrt Aluminium, Siliciumdioxid und Phosphor in den Küstengewässern, wie spanische Wissenschaftler herausgefunden haben. Welche Auswirkungen das auf das maritime Ökosystem hat ist allerdings noch unbekannt. </p><p class="bodytext">Aktuell diskutieren Experten auch über die Auswirkungen chemischer UV-Filter auf den menschlichen Organismus. Vor allem die Frage, in wieweit die Wirkstoffe über die Haut in den Blutkreislauf gelangen, interessiert die Verbraucher. In der Europäischen Union müssen UV-Filter jedoch intensiv untersucht und geprüft werden. Laut Bundesamt für Risikobewertung „sind nach derzeitigem Wissenstand gesundheitliche Beeinträchtigungen bei den auf dem europäischen Markt erhältlichen Sonnenschutzmitteln nicht zu erwarten“. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Um seine Korallenriffe zu schützen, hat der pazifische Inselstaat Palau seit 1.1.2020 Produkte mit Oxybenzon oder Octinoxat verboten. Weitere Inselstaaten wollen diesem Vorbild folgen, in Hawaii tritt ein entsprechendes Gesetz ab 1. Januar 2021 in Kraft. </p><p class="bodytext"><strong>Sonnenschutz zum Schlucken? </strong></p><p class="bodytext">Wie schön wäre es, wenn Verhüllen oder Einschmieren gar nicht nötig wären und man den Sonnenschutz einfach schlucken könnte. Immerhin wurde schon eine ganze Reihe von Substanzen auf einen möglichen Lichtschutzeffekt von innen geprüft. Durchgefallen sind die Kandidaten Selen, Vitamin E und Lykopin. Bei Beta-Carotin ist die Sache nicht so einfach. In einigen Studien konnte ein gewisser Schutzeffekt nachgewiesen werden, allerdings nur bei sehr hohen Dosierungen. Da die normale Versorgung der Bundesbürger mit Beta-Carotin aber ohnehin schon sehr hoch ist, wird eine weitere Einnahme nicht empfohlen. </p><p class="bodytext">Quellen: Renz Mang u.a., hautnah dermatologie,&nbsp; www.uv-index.de, www.euromelanoma.de </p>

<p class="bodytext">Egal ob roter Lockenkopf, braune Zöpfe oder blonde Mähne. Jeder will gesundes Haar, das glänzt und&nbsp;Volumen hat. Wie Sie lästigen Spliss und Schuppen loswerden und Ihr Haar in Glanzform bringen, lesen Sie hier. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Spliss ohne Schere beikommen</strong></p><p class="bodytext">Haare müssen so einiges aushalten: Kämmen, Föhnen und Färben strapazieren das Haar und trocknen es aus. Die Folge ist Spliss – gespaltene Haarspitzen. Splissige Spitzen kann man nicht reparieren. Hier hilft nur noch die Schere. Es gibt aber einige Möglichkeiten dem Spliss zuvorzukommen.</p><p class="bodytext">Gespaltene Haarspitzen entstehen meist durch Reibung – etwa, wenn man&nbsp;auf Kunstfaserkissen schläft, die Haare nach dem Waschen frottiert oder das Haar an der Kleidung reibt. Auch ein absoluter Haarkiller und mit verantwortlich für Spliss ist Hitze. Föhnen Sie Ihre Haare deswegen auf niedrigster Stufe. Wenn möglich verzichten Sie ganz darauf. Vorbeugend lassen sich die Haare mit Spülungen oder Kuren behandeln. Suchen Sie die Produkte entsprechend Ihrem Haartyp aus und massieren Sie diese nur in die Haarspitzen.</p><p class="bodytext"><strong>Zufriedene Kopfhaut – keine Schuppen</strong></p><p class="bodytext">Erneuert sich die Kopfhaut, entstehen&nbsp;natürlicherweise kleine Schuppen. Verklumpen diese abgestorbenen Hautzellen, machen sie sich als unschöne weiße Flocken auf Kragen und Schultern bemerkbar. Bei trockener Kopfhaut bilden sich trockene Schuppen. Abhilfe schafft hier ein rück­fettendes Shampoo. Damit sollten sich Schuppengeplagte alle zwei bis drei Tage die Haare waschen. Außerdem kann man trockene Schuppen mit Öl behandeln: Massieren Sie es in die Kopfhaut und lassen Sie es zwei Stunden einwirken. Um das Schuppen-Problem bei der Wurzel zu packen, sollten Sie alles vermeiden, was die Kopfhaut reizt. Dazu gehören Kämme mit scharfen Zinken, zu heißes Föhnen oder zu häufiges Haarewaschen.</p><p class="bodytext">Wen allerdings große, fettige Schuppen plagen, bei dem steckt oft mehr dahinter als nur die falsche Haarpflege. Meist verursachen hier Pilzinfektionen oder Schuppen­flechte die&nbsp;Schuppen. Betroffene leiden unter Kopfjucken und plagen sich mit roten, nässenden Stellen auf der Kopfhaut. Ein Arztbesuch klärt dann die Erkrankungsursache und bestimmt das richtige Pflegemittel.</p><p class="bodytext"><strong>Noch mehr Pflege nach dem Sonnenbad</strong></p><p class="bodytext">Gerade im Sommer braucht Ihr Haar besondere Pflege, denn Haare leiden unter zu viel Sonne. Die UV-Strahlen dringen bis ins Innere der Haare vor, bleichen die Haarpigmente und greifen die Struktur an. Das Haar lässt sich dann schlechter kämmen und wird stumpf. </p><p class="bodytext">Besonders schädlich ist die Kombination von Sonne mit Salz- oder Chlorwasser. Waschen Sie deswegen unbedingt die Haare, wenn Sie in salzigem oder gechlortem Wasser gebadet haben. Benutzen Sie ein Shampoo für strapaziertes Haar. Außerdem gibt es für die Haare – ähnlich wie für die Haut – Pflegeprodukte mit UV-Schutz. Und wer auf Nummer sicher gehen will, setzt einfach einen Sonnenhut auf.</p><p class="bodytext"><strong>Tipps für gesundes Haar</strong></p><p class="bodytext"><ul><li>Verwenden Sie mildes Shampoo: Damit schonen Sie Kopfhaut und Haar auch bei täglicher Wäsche.</li><li>Waschen Sie Ihr Haar nur lauwarm. Heißes Wasser entzieht der Haut Feuchtigkeit.</li><li>Nasse Haare sind empfindlicher als trockene. Bürsten Sie Ihre Haare deswegen schon vor der Wäsche und verwenden Sie zusätzlich eine Spülung: Das Kämmen nach dem Waschen fällt dann leichter.</li><li>Wenn Sie ihr Haar mit Glätteeisen oder Lockenstab stylen wollen, sollten Sie es auf jeden Fall durch ein passendes Produkt vor Hitzeschäden schützen.</li><li>Nehmen Sie zum Zusammenbinden der Haare weiche Gummis und binden Sie den Pferdeschwanz nicht zu fest: Das beugt Haarbruch vor.</li></ul></p>

<p class="bodytext">Egal ob roter Lockenkopf, braune Zöpfe oder blonde Mähne. Jeder will gesundes Haar, das glänzt und&nbsp;Volumen hat. Wie Sie lästigen Spliss und Schuppen loswerden und Ihr Haar in Glanzform bringen, lesen Sie hier. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Spliss ohne Schere beikommen</strong></p><p class="bodytext">Haare müssen so einiges aushalten: Kämmen, Föhnen und Färben strapazieren das Haar und trocknen es aus. Die Folge ist Spliss – gespaltene Haarspitzen. Splissige Spitzen kann man nicht reparieren. Hier hilft nur noch die Schere. Es gibt aber einige Möglichkeiten dem Spliss zuvorzukommen.</p><p class="bodytext">Gespaltene Haarspitzen entstehen meist durch Reibung – etwa, wenn man&nbsp;auf Kunstfaserkissen schläft, die Haare nach dem Waschen frottiert oder das Haar an der Kleidung reibt. Auch ein absoluter Haarkiller und mit verantwortlich für Spliss ist Hitze. Föhnen Sie Ihre Haare deswegen auf niedrigster Stufe. Wenn möglich verzichten Sie ganz darauf. Vorbeugend lassen sich die Haare mit Spülungen oder Kuren behandeln. Suchen Sie die Produkte entsprechend Ihrem Haartyp aus und massieren Sie diese nur in die Haarspitzen.</p><p class="bodytext"><strong>Zufriedene Kopfhaut – keine Schuppen</strong></p><p class="bodytext">Erneuert sich die Kopfhaut, entstehen&nbsp;natürlicherweise kleine Schuppen. Verklumpen diese abgestorbenen Hautzellen, machen sie sich als unschöne weiße Flocken auf Kragen und Schultern bemerkbar. Bei trockener Kopfhaut bilden sich trockene Schuppen. Abhilfe schafft hier ein rück­fettendes Shampoo. Damit sollten sich Schuppengeplagte alle zwei bis drei Tage die Haare waschen. Außerdem kann man trockene Schuppen mit Öl behandeln: Massieren Sie es in die Kopfhaut und lassen Sie es zwei Stunden einwirken. Um das Schuppen-Problem bei der Wurzel zu packen, sollten Sie alles vermeiden, was die Kopfhaut reizt. Dazu gehören Kämme mit scharfen Zinken, zu heißes Föhnen oder zu häufiges Haarewaschen.</p><p class="bodytext">Wen allerdings große, fettige Schuppen plagen, bei dem steckt oft mehr dahinter als nur die falsche Haarpflege. Meist verursachen hier Pilzinfektionen oder Schuppen­flechte die&nbsp;Schuppen. Betroffene leiden unter Kopfjucken und plagen sich mit roten, nässenden Stellen auf der Kopfhaut. Ein Arztbesuch klärt dann die Erkrankungsursache und bestimmt das richtige Pflegemittel.</p><p class="bodytext"><strong>Noch mehr Pflege nach dem Sonnenbad</strong></p><p class="bodytext">Gerade im Sommer braucht Ihr Haar besondere Pflege, denn Haare leiden unter zu viel Sonne. Die UV-Strahlen dringen bis ins Innere der Haare vor, bleichen die Haarpigmente und greifen die Struktur an. Das Haar lässt sich dann schlechter kämmen und wird stumpf. </p><p class="bodytext">Besonders schädlich ist die Kombination von Sonne mit Salz- oder Chlorwasser. Waschen Sie deswegen unbedingt die Haare, wenn Sie in salzigem oder gechlortem Wasser gebadet haben. Benutzen Sie ein Shampoo für strapaziertes Haar. Außerdem gibt es für die Haare – ähnlich wie für die Haut – Pflegeprodukte mit UV-Schutz. Und wer auf Nummer sicher gehen will, setzt einfach einen Sonnenhut auf.</p><p class="bodytext"><strong>Tipps für gesundes Haar</strong></p><p class="bodytext"><ul><li>Verwenden Sie mildes Shampoo: Damit schonen Sie Kopfhaut und Haar auch bei täglicher Wäsche.</li><li>Waschen Sie Ihr Haar nur lauwarm. Heißes Wasser entzieht der Haut Feuchtigkeit.</li><li>Nasse Haare sind empfindlicher als trockene. Bürsten Sie Ihre Haare deswegen schon vor der Wäsche und verwenden Sie zusätzlich eine Spülung: Das Kämmen nach dem Waschen fällt dann leichter.</li><li>Wenn Sie ihr Haar mit Glätteeisen oder Lockenstab stylen wollen, sollten Sie es auf jeden Fall durch ein passendes Produkt vor Hitzeschäden schützen.</li><li>Nehmen Sie zum Zusammenbinden der Haare weiche Gummis und binden Sie den Pferdeschwanz nicht zu fest: Das beugt Haarbruch vor.</li></ul></p>